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Eishockey: Jessica Campbell schreibt Eishockey-Geschichte - mal wieder

Eishockey

Jessica Campbell schreibt Eishockey-Geschichte - mal wieder

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    Die Kanadierin Jessica Campbell trat als Trainerin erstmals in Nürnberg ins Rampenlicht. Tom Rowe (Mitte) hatte sie damals in sein Team geholt.
    Die Kanadierin Jessica Campbell trat als Trainerin erstmals in Nürnberg ins Rampenlicht. Tom Rowe (Mitte) hatte sie damals in sein Team geholt. Foto: Imago Images

    Jessica Campbell ist es gewohnt, Neuland zu betreten. Als Trainerin ist sie im bisweilen machohaften Eishockey eine Pionierin. Erstmals ins Rampenlicht trat sie vor zwei Jahren in Nürnberg und hat es von dort aus bis in die beste Liga der Welt geschafft. Der NHL-Klub Seattle Kraken gab am Donnerstag bekannt, Campbell als Assistenztrainerin eingestellt zu haben – als erste Frau in der Geschichte der National Hockey League. Ebenso wie jeden Spieler zieht es auch jeden Trainer und jede Trainerin in die nordamerikanische Profiliga. Dort werden die höchsten Gehälter bezahlt. Erfolge dort strahlen auch über die engen Grenzen des Eishockey-Kosmos hinaus.

    Campbell war schon in der DEL eine Sensation

    Als Tom Rowe, Trainer der Nürnberg Ice Tigers, Jessica Campbell im Endspurt der Saison 2021/22 als Co-Trainerin holte, war schon das eine kleine Sensation. Rowe, damals 66 Jahre alt, und die 29-jährige Campbell – was für ein Team, was für eine Geschichte. Campbell hatte zwar als kanadische Nationalspielerin WM-Silber gewonnen, doch ihren Namen kannten bis dahin nur wenige Experten. Als Privattrainerin hatte sie sich nach ihrer eigenen Karriere selbstständig gemacht und auch einige NHL-Profis betreut. Ihre Spezialität als Trainerin ist das Skating. Ein entscheidender Bereich, in dem es immer etwas zu verbessern gibt. Sie selbst sei „mit Skates an den Füßen geboren worden“, verriet sie einmal bei nhl.com. „Meine Eltern haben Hockey gespielt, ich bin das jüngste von vier Kindern, die alle Hockey gespielt haben. In unserer Freizeit waren wir immer auf dem Eis.“ 

    Nürnberg-Trainer Rowe wollte seiner Offensive kurz vor den Play-offs einen neuen Impuls geben und wurde von seinem Sportdirektor Stefan Ustorf auf Campbell aufmerksam gemacht. Der SZ sagte er: „Es ist mir völlig egal, ob das ein Kerl oder eine Frau ist. Ich möchte einfach die besten Leute um mich haben, die lassen die Spieler und mich besser aussehen.“ Und Campbell? Nutzte ihre Chance. „Egal ob Mann oder Frau, letztlich sprechen wir alle die Eishockeysprache“, sagte sie.

    Für Cambell ging es dann Schlag auf Schlag

    Ihr Auftritt in Nürnberg hatte Eindruck hinterlassen. Der DEB holte mit Campbell erstmals eine Frau ins Trainerteam der deutschen Nationalmannschaft für die WM 2022 in Finnland. Das Turnier war ein mittelmäßiger Erfolg, die DEB-Auswahl schied im Viertelfinale gegen Tschechien aus. Trotzdem ging es für Campbell jetzt Schlag auf Schlag. Als erste Frau bekam Campbell den Posten als Assistenztrainerin bei den Coachella Valley Firebirds, dem AHL-Farmteam der Seattle Kraken, angeboten. Sie sagte sofort zu. Aber nicht, ohne vorher noch ein paar warme Worte für das deutsche Team zu finden: „Mein Herz war damals in Deutschland und ist es noch immer. Dann hat sich aber diese Chance in der AHL aufgetan. Ich habe eine starke Verbindung zu euch und werde immer für Deutschland jubeln.“

    Jetzt folgt sie ihrem Cheftrainer in die NHL

    Cheftrainer der Coachella Valley Firebirds war ein gewisser Dan Bylsma – für Campbell eine Art Mentor: „Das Wichtigste, was ich gelernt habe, ist, dass er immer er selbst ist. Er ist authentisch, schafft eine gute Atmosphäre, in der sich Spieler wohl und gebraucht fühlen. Er findet einen Zugang zu jedem Spieler und weiß, wie er sie anpacken muss. Er ist ein starker Anführer, ein Vorbild und legt den Fokus auf seine Spieler. Gleichzeitig ist er auch emotional.“ Praktischerweise wurde besagter Dan Bylsma im Mai als Nachfolger des beurlaubten Dave Hakstol zum Cheftrainer der Seattle Kraken in die NHL befördert. Und der holte Campbell in sein Trainerteam. Im vergangenen Jahr hatte sie in einem Interview gesagt, dass es Zeit sei für eine neue Zeitrechnung, „die auch Frauen ermöglicht, in der NHL zu arbeiten. Ich fühle mich geehrt, ein Teil davon zu sein. Es ist ein Privileg. Das kann Tore für andere Frauen öffnen, auch in anderen internationalen Ligen. Wir können also alle einen wertvollen Beitrag leisten.“

    Ihr nächstes Ziel: Als erste Frau Cheftrainerin eines Profi-Männerteams werden. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie das schafft.

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