Das Play-off-Spiel der Eisbären Berlin gegen die Straubing Tigers am Mittwochabend war ein Fall für Statistikliebhaber. Es dauerte bis zur dritten Verlängerung und 111. Minute, ehe die Entscheidung zugunsten des Rekordmeisters fiel. Lean Bergmann fälschte einen Schuss von Ty Ronning zum 4:3-Sieg für Berlin ab. Es war damit das drittlängsten Match in der Geschichte der Deutschen Eishockeyliga (DEL). "Wenn man so lange spielt, wird die Müdigkeit ein großer Faktor. Jeder Einzelne hat aber alles gegeben und wir haben den Siegtreffer erzielt", sagte Eisbären-Trainer Serge Aubin weit nach Mitternacht.
Die außergewöhnliche Spieldauer ist dem Vorbild der nordamerikanischen Profiliga NHL geschuldet. Seit der Spielzeit 2007/08 werden auch in Deutschland die Play-off-Spiele in 20-Minuten-Happen so lange verlängert, bis eine Mannschaft das spielentscheidende Tor erzielt (Sudden Death). In der Hauptrunde werden die Begegnungen nach einer fünfminütigen torlosen Verlängerung im Penaltyschießen entschieden. Als letzte Eishockeynation hatte die Schweiz 2018 eingeführt, Play-offs ohne Penaltyschießen zu spielen.
Eishockey: Norwegen hält den Play-off-Rekord für das längste Spiel
Der Rekord, aufgestellt in Norwegen, liegt übrigens bei acht Verlängerungen. Das Aufeinandertreffen der Storhamar Dragons und der Sparta Warriors im fünften Viertelfinalspiel endete erst nach 217:13 Minuten. Der Siegtreffer für die Dragons fiel um 2.33 Uhr, begonnen hatte die Partie um 18 Uhr. In der norwegischen Zeitung Verdens Gang hieß es damals, dass von den 5500 Zuschauern rund 1000 bis zum Ende ausgeharrt hätten. Nach der zehnten Pause seien in der Halle Pizza und Getränke ausgegangen. Sparta-Trainer Lenny Eriksson wird mit den Worten zitiert: "Uns wurden Schokoladenkuchen in Boxen serviert. Wir haben versucht, alles Essbare in uns hineinzustopfen."
In eine ähnliche Richtung geht, was Erikssons Trainerkollege Antti Törmänen sagte. Er war im März 2015 Teil des finnischen Rekordspiels und gewann damals mit IFK in Tampere 2:1 in der vierten Verlängerung. "Ich ermunterte die Spieler in jeder Pause mit den gleichen Worten. Für mich dachte ich nach der dritten Verlängerung aber auch: Wir haben nur noch ein paar Bananen. Was, wenn das Essen ausgeht?"
Den DEL-Rekord gab es in Köln zu sehen
Den DEL-Rekord hält die Partie zwischen den Kölner Haien und den Adler Mannheim vom 23. März 2008. Die Haie gewannen mit 5:4 nach 168 Spielminuten und 16 Sekunden in der sechsten Verlängerung um kurz nach Mitternacht. Das offizielle Ergebnis liest sich so: 5:4 n.V. (3:1, 1:1, 0:2, 0:0, 0:0, 0:0, 0:0, 0:0,1:0). Auch die Augsburger Panther tauchen auf Platz sieben der Liste der längsten DEL-Spiele auf. Am 7. April 2019 endete die dritte Halbfinal-Partie gegen München erst in der 44. Minute der Overtime. Brady Lamb traf damals im Hexenkessel Curt-Frenzel-Stadion zum umjubelten 2:1-Sieg. Die Serie allerdings entschieden die Münchner am Ende mit 4:3 für sich.
Vergleichsweise kurz dauert das zweite DEL-Halbfinalduell vom Mittwoch zwischen München und Bremerhaven. Zwar mussten auch dort die Mannschaften in die Verlängerung, doch in der bayerischen Landeshauptstadt setzten sich die Pinguins dank eines Treffers von Phillip Bruggisser in der 74. Minute mit 3:2 durch und führen in der Best-of-Seven-Serie nun 2:0 – ebenso wie Berlin gegen Straubing.
Kassel steht gegen Kaufbeuren vor dem Einzug ins Finale
Ohne zeitlichen Verzug ging es dagegen in der DEL2 zu. Aus Augsburger Sicht besonders interessant ist dort das Halbfinal-Duell zwischen Kassel und Kaufbeuren. Die Huskies sind das einzige verbliebene DEL2-Team, dass eine DEL-Lizenz beantragt hat. Gewinnen sie die DEL2-Meisterschaft (und wird ihr Lizenzantrag positiv beschieden) würden sie aufsteigen. Augsburg hingegen, das die DEL-Hauptrunde auf dem letzten Tabellenplatz beendet hat, müsste den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Mit dem klaren 4:1-Sieg vom Mittwochabend führt Kassel in der Serie mit 3:1 und braucht nur noch einen Sieg, um ins Finale einzuziehen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es dort zu einem Aufeinandertreffen mit den Eisbären Regensburg kommt. Sie führen gegen die Eispiraten Crimmitschau ebenfalls mit 3:1.
Im Fall des immer wahrscheinlicher werdenden Abstiegs können die Bietigheim Steelers den Panthern als abschreckendes Beispiel dienen. Vergangene Saison waren sie aus der DEL abgestiegen und werden nun gleich weiter in die Oberliga durchgereicht. In den Play-downs der DEL2 kassierten sie am Mittwoch gegen Selb mit 2:3 die entscheidende Niederlage und stehen nun als sportlicher Absteiger fest.