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Eishockey: Augsburgs kalte Liebe: Im Schwabencup geht es um die Eishockeykrone

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Augsburgs kalte Liebe: Im Schwabencup geht es um die Eishockeykrone

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    Kapitän Daniel Kössele (Nr. 25) führt die in Blau gekleideten Icemans in die Halbfinalserie des Schwabencups gegen die Hornissen. Der Spielort ist das Curt-Frenzel-Stadion.
    Kapitän Daniel Kössele (Nr. 25) führt die in Blau gekleideten Icemans in die Halbfinalserie des Schwabencups gegen die Hornissen. Der Spielort ist das Curt-Frenzel-Stadion. Foto: Kornelia Förg

    Als Daniel Kössele das wichtige 1:0 vorbereitet, bringt er den Sieg der Icemans im ersten Spiel der Play-off-Serie im Schwabencup entscheidend mit auf den Weg. Eiskalt versenkt sein Mitspieler den Puck im Netz, Kössele und seine Mitspieler jubeln auf und stürmen auf den Torschützen zu. Doch als sich die Jubeltraube langsam auflöst, wird es wieder still. Tormusik ist keine zu hören, und auch keine Fans: Die Ränge des Augsburger Curt-Frenzel-Stadions sind fast leer, so wie bei den meisten Spielen im Hobby-Eishockey. Das hält im Schwabencup aber niemanden davon ab, Zeit und Geld in sein Hobby zu stecken – und zu Uhrzeiten zu spielen, zu denen viele andere schlafen.

    Augsburger Eishockey-Teams träumen vom Schwabencup-Titel

    Viele kommen auf den unterschiedlichsten Wegen in den Schwabencup. Einige Spieler wie Kössele haben zunächst Fußball gespielt, bevor sie ihre Liebe zum Eishockey entdeckten und nun den Titel im Schwabencup gewinnen wollen: "Für mich ist Eishockey der anspruchsvollere, schnellere und intensivere Sport, allein durch das höhere Tempo passieren viel mehr Dinge gleichzeitig und das Momentum kann von einer Sekunde auf die andere kippen", meint Kössele.

    "Der Schwabencup ist in den letzten Jahren sowohl deutlich größer als auch stärker geworden", sagt der Gersthofer. "Wir trainieren inzwischen ernsthafter, studieren Taktiken und üben Spielzüge ein, damit wir in den kommenden Jahren den Meistertitel gewinnen können." Er spielt seit neun Jahren für die Icemans, ist Kapitän und Wortführer in der Kabine. Kössele kam über Mund-zu-Mund-Propaganda in die Liga. "Mitbekommen habe ich vom Schwabencup über eine Hobby-Eiszeit, die alle drei Wochen am Sonntagmorgen stattfand und bei der jeder mitspielen konnte", erinnert sich der 28-Jährige.

    Manuel Förg, der Torhüter der in den blauen Trikots spielenden Icemans hat im Halbfinale gegen die Hornissen reichlich Verkehr vor seinem Kasten.
    Manuel Förg, der Torhüter der in den blauen Trikots spielenden Icemans hat im Halbfinale gegen die Hornissen reichlich Verkehr vor seinem Kasten. Foto: Kornelia Förg

    Ein Blick in die Kabine im Hobby-Eishockey

    Sprung zurück in die Vorrunde des Schwabencups: Es ist halb sieben Uhr am Sonntagmorgen, die Spieler der Icemans trudeln langsam in der Container-Umkleide der Bahn 2 des Curt-Frenzel-Stadions ein. Es ist eng, die großen Eishockeytaschen liegen auf dem Boden verteilt. Der Geruch von altem getrockneten Schweiß kommt einem beim Betreten der Kabine entgegen: Die Schutzausrüstungen werden während der Saison nicht gewaschen, sondern nur gelüftet. Im Gesicht des ein oder anderen Spielers zeichnen sich die Spuren der vergangenen Partynacht noch deutlich ab. Andere haben kleine Kinder zu Hause und sind das frühe Aufstehen gewohnt. Alle sind bereit, sich mit ihren Gegnern zu messen, mit Teams, die Namen tragen wie Hornissen, Ice Bulls, Nachteulen oder Schweinehunde. Für sie laufen Skaterhockey-Bundesligaspieler des TVA auf, Quereinsteiger wie Iceman Kössele oder in den Nachwuchsabteilungen von DEL-Klubs geschmiedete Talente.

    Mit dem Bully (Einwurf des Pucks durch den Schiedsrichter) zu Spielbeginn startet die Halbfinal-Partie der Icemans gegen die Hornissen im Curt-Frenzel-Stadion.
    Mit dem Bully (Einwurf des Pucks durch den Schiedsrichter) zu Spielbeginn startet die Halbfinal-Partie der Icemans gegen die Hornissen im Curt-Frenzel-Stadion. Foto: Kornelia Förg

    Hobby-Eishockey in Augsburg: Viele Wege führen in den Schwabencup

    Einer dieser Spieler mit Erfahrung im Profinachwuchs ist Andrew Umlauft, der in der vergangenen Saison erstmals die Schlittschuhe für die Icemans im Schwabencup 1 geschnürt hat. Der gebürtige Sachse stammt aus Weißwasser und ist seit seinem fünften Lebensjahr auf Kufen unterwegs. "Ich habe damals bei den Lausitzer Jungfüchsen gemeinsam mit meinem Cousin angefangen und war auch mit meinem Onkel schon immer auf zugefrorenen Weihern unterwegs", erinnert sich Umlauft. Im Gegensatz zu seinem Cousin, der inzwischen zum DEL-2-Kader der Füchse gehört, hat er sich gegen eine Profilaufbahn entschieden. 

    Mit dem Umzug nach Bayern vor einigen Jahren verlor der heute 28-Jährige zunächst den Kontakt zum Eishockey. Umlauft erzählt: "Ich habe hier nicht gleich ein Hobbyteam gefunden, dem ich mich anschließen konnte." Auch deshalb erfüllte er sich zusammen mit Freunden seinen lange gehegten Traum und gründete mit den Nordfeld Galliens im September 2021 seinen eigenen Eishockeyverein, der inzwischen 150 Mitglieder zählt, aber nicht im Schwabencup aktiv ist.

    Der Schwabencup erklärt

    Struktur:

    Das Konstrukt Schwabencup besteht aus drei Ligen mit 19 Teams:

    • Schwabencup 1 (SC1) mit sechs Mannschaften
    • Schwabencup 2 (SC2) mit sechs Mannschaften
    • Schwabencup 3 (SC3) mit sieben Mannschaften

    Teams im Schwabencup 1: für Saison 24/25

    • EC Hornissen (amtierender Meister)
    • Ice Bulls
    • Gremlins
    • Icemans (ehemalige Werksmannschaft der MAN)
    • Daltons
    • Nachteulen (Aufsteiger)

    Teams im Schwabencup 2: für Saison 24/25

    • Egenburg Wikinger
    • Meringer Haie (Absteiger)
    • Polarfüchse Augsburg
    • Haunstetten Stallions
    • ERC Monheim (Aufsteiger)
    • Neusäß Sweepers

    Teams im Schwabencup 3: für Saison 24/25

    • Kuhsee Allstars
    • Augsburg Huskies (Absteiger)
    • Inninger Schweinehunde
    • EC Albatros
    • EC Hornissen 2
    • Königsbrunner Kronen
    • Ice Hogs Augsburg

    Wo wird gespielt?

    Die Spiele und Trainings der Teams finden an sechs Orten in Augsburg und Umgebung statt:

    • Curt-Frenzel-Stadion (Heimstätte der Augsburger Panther)
    • Eishalle Haunstetten
    • Pharmpur Eisarena Königsbrunn
    • Eisstadion Burgau
    • Sparkassenarena Buchloe
    • Sieben-Schwaben-Stadion Türkheim

    Wer ist im Schwabencup spielberechtigt?

    • Alle, die noch nie in einem Eishockeyverein an Ligaspielen teilgenommen haben und älter als 16 Jahre sind
    • Ehemalige Profis (DEL, DEL 2) und Oberligaspieler sind mit 42 Jahren erstmals spielberechtigt
    • Spieler die bis zur U20 in der DNL aktiv waren, sind mit 35 Jahren spielberechtigt
    • Spieler die bis zur U17 in der DNL aktiv waren, sind mit 30 Jahren spielberechtigt
    • Frauen sind ohne Einschränkungen spielberechtigt

    Welches System wird gespielt?

    • Vorrunde (mit jeweils zwei Spielen gegen jede Mannschaft)
    • Playoffs (Best of Serie)
    • Playdowns (Best of Serie)

    So läuft die Vorrunde:

    • Jedes Team absolviert seine Heim- und Auswärtsspiele (zwei Punkte pro Sieg, einer pro Unentschieden)
    • Am Ende der Vorrunde qualifizieren sich die ersten vier Teams für die Playoffs
    • Die letzten beiden Mannschaften der Vorrunde müssen in die Playdowns (außer SC3)

    So laufen die Playoffs:

    • Das viertplatzierte Team der Vorrunde spielt gegen den Vorrundenmeister (Halbfinale)
    • Das zweitplatzierte Team der Vorrunde spielt gegen das drittplatzierte der Vorrunde (Halbfinale)
    • Best of five Modus in SC1 und SC2
    • Best of three Modus im SC3
    • Die Gewinner der Halbfinalserien treten in den Finals von SC1, SC2 und SC3 gegeneinander an
    • Die Gewinner aus SC2 und SC3 steigen auf
    • Der Gewinner aus dem SC1 wird Ligameister

    So laufen die Playdowns:

    • Die beiden letztplatzierten Teams der Vorrunde spielen den Absteiger aus (außer SC3)
    • Gespielt wird eine Best of five Serie
    • Der Verlierer steigt in die tiefere Liga ab

    Pokalwettbewerb:

    • Im Ligapokal treten 16 Teams aus allen drei Ligen gegeneinander an (Achtelfinale, Viertelfinale, Halbfinale, Finale)
    • Welche 16 der insgesamt 19 Teams antreten dürfen, wird per Losverfahren entschieden
    • Gespielt wird von beginn an im KO-Modus
    • Das Gewinnerteam des Finalspiels ist Pokalsieger der Saison

    Der Finaltag der Ligasaison:

    • Die Finals für alle drei Ligen werden im Augsburger Curt-Frenzel-Stadion ausgetragen
    • Der Eintritt ist frei und es wird ein Stadionkiosk geöffnet
    • 1. Spiel: Finale SC3
    • 2. Spiel: Finale SC2
    • 3. Spiel: Finale SC1
    • Im Anschluss Siegerehrung für alle drei Gewinner

    "Eishockey ist der geilste Sport der Welt"

    "Über Spieler bei den Galliens habe ich dann vom Schwabencup mitbekommen und es eine Saison im Schwabencup 2 probiert. Nach der Saison wusste ich aber, dass ich mehr will", sagt Umlauft. Er wechselte dann zu den erstklassigen Icemans. In den nächsten Jahren möchte er Titel holen. Für ihn ist Eishockey "einfach der geilste Sport der Welt". An seinen Zielen arbeitet er auch während der Sommermonate, seine Vergangenheit in der Profijugend prägt ihn bis heute: Umlauft ist athletisch, man sieht ihm an, dass er auch Läufer und Radfahrer ist, Skaterhockey will er bald auch noch spielen. Von Beruf ist er Maler und Lackierer.

    Andrew Umlauft hat den Schwabencup für sich entdeckt. Mit den Icemans strebt er in den nächsten Jahren Titel an.
    Andrew Umlauft hat den Schwabencup für sich entdeckt. Mit den Icemans strebt er in den nächsten Jahren Titel an. Foto: Andrew Umlauft

    Ist Hobby-Eishockey gut mit dem Berufsleben vereinbar?

    Der Schwabencup nimmt zunehmend Vereinsstrukturen an, hat wie die meisten Teams eigene Instagram-Kanäle. Trotzdem bleibt es für Spieler und Schiedsrichter nach wie vor ein Hobby, das Geld kostet und keines einbringt. "Mit dem Berufsleben ist der Schwabencup im Wesentlichen gut vereinbar, auch weil der Großteil der Spiele in Augsburg oder im näheren Umland stattfindet", sagt Kössele, der als Rechtsanwalt in München arbeitet. Auch wenn die Mannschaften dann spielen müssen, wenn Eiszeiten verfügbar sind zwischen den Trainings der AEV-Teams – eben um 7 Uhr am Sonntagmorgen oder am späten Abend unter der Woche. Mit dem Ligasystem des Deutschen Eishockey-Bundes, in dem eben die AEV-Teams spielen, hat der Schwabencup nichts zu tun, ist privat organisiert.

    Kösseles Vorlage reicht am Ende nicht, um den Icemans in der Play-off-Serie gegen die Hornissen den Finaleinzug zu sichern. Sie scheiden aus; am Finaltag mussten sie zusehen, wenn die jeweils besten Teams der drei Ligen, in die der Schwabencup unterteilt ist, um den Titel spielen. Dort setzten sich am vergangenen Wochenende die Hornissen durch und holten ihren siebten Titel in der obersten Schwabencup-Klasse. Auch nach dem Spiel unterscheiden sich die Schwabencup-Spieler nicht von den Amateuren in anderen Sportarten: Ein Kasten Kaltgetränke in der Kabine nach dem Spiel gehört dazu. Egal, ob am frühen Sonntagmorgen – oder am späten Donnerstagabend.

    Info: Die Meister der Saisons 2023/24 wurden am 23. März ermittelt:

    • SC3: ERC Monheim (Aufstieg in SC2)
    • SC2: Nachteulen (Aufstieg in SC1)
    • SC1: EC Hornissen
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