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Eishockey: Ein Jahr nach dem Tod von Adam Johnson wird immer noch ermittelt

Eishockey

Ein Jahr nach dem Tod von Adam Johnson wird immer noch ermittelt

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    Mit einer bewegenden Zeremonie gedachten die Augsburger Panther vor einem Jahr im Rahmen des Heimspiels gegen Düsseldorf Adam Johnsons, der in England tödlich verletzt worden war.
    Mit einer bewegenden Zeremonie gedachten die Augsburger Panther vor einem Jahr im Rahmen des Heimspiels gegen Düsseldorf Adam Johnsons, der in England tödlich verletzt worden war. Foto: Siegfried Kerpf, Archiv

    Die Nachricht vom Tod Adam Johnsons vor einem Jahr war ein Schock für die Augsburger Panther. Der 29-jährige Eishockey-Profi in Diensten der Nottingham Panthers war bei einem Zusammenprall vom Schlittschuh eines Gegenspielers der Sheffield Steelers so schwer am Hals verletzt worden, dass er wenige Stunden später starb. In der vorhergehenden Saison hatte er in Augsburg gespielt. Am 30. Oktober 2023 nahmen dort seine ehemaligen Mannschaftskameraden vor dem Heimspiel gegen Düsseldorf in einer bewegenden Zeremonie Abschied. Keine Musik, kein Rauch, keine Gesänge. Auf einem schwarzen Podest in der Mitte der Eisfläche lag Johnsons Trikot mit der 27. Ein letzter Applaus.

    Aus der damaligen Panther-Mannschaft sind nur noch drei Profis da

    Seitdem ist viel passiert. Aus der Panther-Mannschaft, in der Johnson während der Saison 2022/23 spielte, sind nur noch Thomas J. Trevelyan, Justin Volek und Markus Keller übrig, Dennis Endras ist inzwischen Torwarttrainer. Der Rest hat sich, wie im Eishockey üblich, in alle Winde zerstreut. Trotz oder gerade wegen seiner Tragik hat der Tod des Ex-Panthers aber auch eine Entwicklung in Gang gesetzt. Unter anderem die Deutsche Eishockeyliga (DEL) führte im Januar einen verpflichtenden Hals- und Nackenschutz für alle Profis der 14 DEL-Klubs ein. Zuvor hatte das im Ermessen der Spieler gelegen, kaum einer trug die Halskrause aus schnittfestem Material. Auch der Eishockey-Weltverband IIHF reagierte und führte den Halsschutz für alle seine Wettbewerbe wie Weltmeisterschaften oder Olympische Turniere ein. In der nordamerikanischen NHL dagegen spielen die meisten Profis weiterhin ohne. Sie argumentieren, der enge Kragen schränke sie in ihrer Bewegungsfreiheit ein.

    Die englische Polizei ermittelt immer noch

    Juristisch ist der Fall noch immer nicht aufgearbeitet. Wie mehrere englische und amerikanische Medien, darunter die New York Times, berichten, laufen die Ermittlungen weiter. Am 14. November des vergangenen Jahres hatte die South Yorkshire Police einen Mann wegen des Verdachts auf Totschlag festgenommen. Einen Tag später wurde er gegen Kaution wieder freigelassen. Die Polizei machte damals keine Angaben zur Identität des Verdächtigen. Mit Blick auf den Hergang des Geschehens ist es aber wahrscheinlich, dass es sich dabei um Johnsons Gegenspieler handelt, dessen Schlittschuh die tödlichen Verletzungen verursachte.

    Strafrechtexperte: „Sport ist keine strafrechtsfreie Zone“

    Der renommierte Strafrechtswissenschaftler Professor Michael Kubiciel von der Uni Augsburg hatte unserer Redaktion damals gesagt, dass es in einem derart krassen Fall auch in Deutschland strafrechtliche Ermittlungen geben würde. „Denn der Sport ist keine strafrechtsfreie Zone, deswegen ist auch das Spielfeld keine strafrechtsfreie Zone.“ Zwar gebe man in Mannschaftssportarten wie Eishockey oder Fußball als Spieler seine Einwilligung zu möglichen Verletzungen, die sich innerhalb des typischen Risikos eines solchen Spiels bewegten. Kubiciel: „Aber die Grenze ist spätestens dort erreicht, wo ein vorsätzliches Foulspiel und eine vorsätzliche Körperverletzung in Rede stehen, die weit außerhalb des Üblichen liegen, geradezu sportfremd sind. Insbesondere bei dem hier in Rede stehenden Tötungsdelikt handelt es sich ja nicht um ein typisches Risiko, das sich verwirklicht hat und das Spieler einkalkulieren müssen.“ Wie das dann im Einzelnen zu bewerten ist, hänge davon ab, ob es sich um ein vorsätzliches oder nur ein fahrlässiges Delikt handelt.

    Dass es in England nun auch nach einem Jahr noch keine Entscheidung darüber gibt, ob der Verdächtige angeklagt wird, hängt offenbar mit der Komplexität und Einzigartigkeit des Falls zusammen. Mehrere Sachverständige wurden um Gutachten gebeten. Jetzt gehe es laut übereinstimmender Medienberichte darum, zu klären, ob das Geschehen strafrechtlich relevant ist.

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