Fritz Meyer als Kapitän der Augsburger Panther und Münchens Mike Schmidt standen sich am 15. September 1994 am Bullypunkt gegenüber. NHL-Legende Bobby Hull warf den Puck ein, auf der Tribüne saß AEV-Urgestein Paul Ambros: Es war die Geburtsstunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). 7774 Zuschauer im damals noch nach drei Seiten offenen Curt-Frenzel-Stadion verfolgten den DEL-Startschuss zwischen dem ältesten Eislaufverein Deutschlands und den Mad Dogs München. Es war ein Novum im deutschen Sport. Nicht mehr der Deutsche Eishockey Bund, sondern die neu geschaffene DEL organisierte den Spielbetrieb. Vorbild war die National Hockey League. Ausschließlich Kapitalgesellschaften erhielten eine Lizenz. "Da war der Eishockeysport weiter als der Fußball. Die DFL folgte erst Jahre später", blickt Christof Kreutzer auf die DEL-Anfänge zurück. Der 57-Jährige war damals als Verteidiger für die Düsseldorfer EG am Puck. Jetzt gehen Kreutzer als Trainer der Augsburger Panther und die Liga in ihre 30. Jubiläumssaison.
Bei den Profis war die Verunsicherung groß. "Was? Unsere Bundesliga ist weg. Das war für uns Spieler ein Schock und schwierig zu greifen. Aber im Nachhinein gesehen hat man das Eishockey in Deutschland auf viel solidere Beine gestellt", erinnert sich Kreutzer. Jahr für Jahr gingen Klubs damals insolvent, weil die Ziele größer waren als der Geldbeutel. Und oft fehlte es an kaufmännischem Grundwissen. Plötzlich waren Tiernamen ein Muss im Puck-Sport. Der Mannheimer ERC und der ESV Kaufbeuren trugen den Adler auf der Brust. In Kassel waren die Huskies unterwegs und in Augsburg eben die Panther.
Die Mad Dogs München gingen gleich in der ersten DEL-Saison pleite
Von den Gründungsmitgliedern waren nach 30 Jahren nur Augsburg, Mannheim, Köln, Nürnberg und Berlin durchgängig vertreten. Zum Eröffnungsbully der Jubiläumssaison stehen sich am Donnerstag (19.30 Uhr/ frei empfangbar auf Magentasport) München und die Düsseldorfer EG gegenüber. Die DEG war zwischen 1998 und 2000 zwei Jahre lang wegen finanzieller Probleme verschwunden. In der bayerischen Landeshauptstadt ging es noch viel turbulenter zu. Die verrückten Hunde (Mad Dogs) schafften das Kunststück, als letzter Bundesliga-Meister in der DEL-Premierensaison 94/95 eine Pleite hinzulegen. Nach 27 Spielen war Schluss. Es folgte ein drei Jahre währender Comeback-Versuch als München Barons (1999 - 2002). Bis sich schließlich mit der großzügigen finanziellen Unterstützung von Red Bull der EHC seit 2010 im Eishockey-Oberhaus höchst erfolgreich festbeißen konnte.
München geht als Meister in die neue Spielzeit. Der EHC Red Bull, die Adler Mannheim und Berlin sind die Favoriten auf den 30. Titel. Damit sind auch die Schwergewichte genannt, was die Etats betrifft. Offiziell werden keine Zahlen kommuniziert. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke blieb unpräzise und sagte zu den 14 DEL-Standorten nur so viel: "Wir liegen bei den Etats wieder bei zehn Millionen Euro pro Klub im Schnitt. Das ist ein Tick besser als vor Corona." Dennoch gibt es große Unterschiede. München kann trotz eines eher durchschnittlichen Zuschauerzuspruchs (5351 Besucher/im Vergleich Augsburg: 5601) mit rund 18 Millionen Euro planen. Auch Mannheim und Berlin liegen in diesem Bereich. Entsprechend hoch sind die Spielergehälter. Laut dem Fach-Magazin Eishockey News hat Mannheim beim Wettbieten um Nationalspieler Tom Kühnhackl die Grenze von einem Jahresverdienst von 200.000 Euro netto überschritten.
Die Augsburger Panther können in der DEL bei den Spitzengehältern nicht mithalten
In Augsburg verdienen die Spitzenkräfte geschätzt rund 100.000 Euro netto. Mehr geht nicht. Der Saisonetat der Panther bewegte sich vor der Corona-Pandemie auf rund sieben Millionen Euro zu. Über Zahlen schweigt die Klubspitze grundsätzlich. Zum aktuellen Etat sagt Geschäftsführer Maximilian Horber nur so viel: "Die wirtschaftliche Lage der Augsburger Panther hat sich stabilisiert. Wir spüren einen unverändert großen Rückhalt von Fans und Sponsoren. Der Etat ist zwar noch nicht ganz wieder auf Vor-Pandemie-Niveau, wir nähern uns sukzessive an."
Augsburg liegt am unteren Ende der Etat-Tabelle
Zusammen mit Iserlohn, Bremerhaven und Nürnberg bilden die Panther die Schlusslichter der Etat-Rangliste. Sportlich haben die Augsburger nach einer Katastrophen-Saison, die beinahe mit dem Abstieg in die Zweitklassigkeit gemündet hätte, das gleiche Ziel wie alle anderen 14 Klubs. "Wir kämpfen um einen Platz in den Play-offs", sagt Augsburgs Nationalspieler Samuel Soramies. Die Panther treten zum Auftakt am Freitag in Wolfsburg an. Trainer Kreutzer hat schlechte Erinnerungen an die Grizzlys. "Mein allererstes Spiel als Cheftrainer der DEG habe ich in Wolfsburg mit 1:7 verloren. Als meine Frau verspätet in Wolfsburg eintraf, stand es schon 0:3." Eine von Hunderten Geschichten aus bald 30 Jahren DEL. Ab Donnerstag werden neue geschrieben.