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Eishockey: Der EV Füssen kämpft ums Überleben

Eishockey

Der EV Füssen kämpft ums Überleben

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    Eishockey-Altmeister EV Füssen kämpft um seine sportliche Zukunft. Noch ist nicht sicher, ob auch künftig im Eisstadion am Kobelhang Oberliga-Eishockey gespielt wird.
    Eishockey-Altmeister EV Füssen kämpft um seine sportliche Zukunft. Noch ist nicht sicher, ob auch künftig im Eisstadion am Kobelhang Oberliga-Eishockey gespielt wird. Foto: Benedikt Siegert

    Vom plötzlichen Tod ist im Eishockey die Rede, wenn ein Team ein Spiel nach Verlängerung verliert. „Sudden Death“ nennen das die Fachleute. Ein martialischer Begriff, aber er passt irgendwie zu der so harten und körperbetonten Sportart. Beinahe hätte dieser plötzliche Tod heuer auch den hatte Deutschlands Eishockey-Rekordmeister ständig mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Schon beim Bau des ersten vereinseigenen Kunsteisstadions nach dem Krieg übernahm sich der Klub vom Alpenrand völlig. 1983 und 2015 ging der Klub sogar ganz pleite. Und auch heuer wäre es beinahe wieder so weit gewesen. Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) verweigerte den Ostallgäuern die Spielberechtigung für die drittklassige Oberliga. Grund: Ein Minus im abgelaufenen Geschäftsjahr von sage und schreibe 330.000 Euro. 

    Das Unheil kam für viele im Umfeld plötzlich und erwartet. Schließlich feierte der Verein noch vor wenigen Monaten mit einer großen Gala und viel Brimborium seinen Geburtstag. Stars der Szene wie Hans Zach, Uli Hiemer oder Michael Wolf gaben sich die Ehre. Sogar der legendäre Spengler-Pokal aus der Schweiz funkelte an dem Abend im Foyer. Ein vergänglicher Glanz. Einerseits, weil die glorreichen alten Tage längst vorbei sind. Andererseits, weil der Verein schon damals offenbar ums Überleben kämpfte.

    Lizenzentzug wäre sportliche Katastrophe für den EV Füssen

    „Das wahre Ausmaß der finanziellen Schieflage wurde erst vor wenigen Tagen so richtig deutlich“, sagt Jörg Noack, der designierte Vereinsvorsitzende. Binnen weniger Tage gelang es ihm und einem neuen Vorstandsteam, einen sechsstelligen Spendenbetrag einzusammeln. Auch Sponsoren erhöhten ihre Zusagen für die kommende Saison, die nun gesichert scheint. Was fehlt, ist noch das grüne Licht des DEB. Der Verband würde sich jedoch selbst schaden, wenn er nicht einlenkt, glauben viele in der Szene. Denn jeder Standort im nicht mit Eishallen gesegneten Deutschland ist wichtig. „Ein Lizenzentzug wäre ziemlich sicher das Aus für das höherklassige Eishockey in Füssen“, sagt Noack. Und das in einem Ort, den ein früherer DEB-Präsident mal als „Keimzelle des deutschen Eishockeys“ bezeichnet hat. 

    Das Problem in Füssen ist altbekannt. Es gibt in der 15.000 Einwohnerstadt, die vom Tourismus lebt, in der aber kaum mittelständische Firmen ansässig sind, wenig Sponsoren für Profi-Eishockey. Nach der Neugründung 2015 glaubten die Verantwortlichen, diesem Problem Herr werden zu können. Mit Wirtschaftsgrößen wie dem ehemaligen VW-Konzernvorstand Michael Macht sollten finanzielle Abenteuer der Vergangenheit angehören. Binnen vier Jahren kämpfte sich der EV Füssen von der untersten Spielklasse wieder bis in die Oberliga hoch. Machte Jahr um Jahr Gewinne. Selbst in den folgenden Corona-Jahren wiesen die Bilanzen eine schwarze Null aus. 

    Die Erklärungen zur Schieflage des Eishockey-Vereins bleiben vage

    Wie aber konnte der EV Füssen nun binnen eines Jahres in eine derartige Schieflage geraten? Die Erklärungen des bisherigen kommissarischen Vorsitzenden Thomas Zellhuber dazu blieben vage. „Unvorhergesehene Kostensteigerungen in verschiedensten Bereichen, gepaart mit dem Ausfall von Sponsorengeldern“, hätten zu der Misere geführt. 

    Den Verein sanieren soll jetzt Jörg Noack. Der 30-Jährige lief zuletzt noch als Verteidiger für die erste Mannschaft auf. Jetzt will er hinter die Bande wechseln und den Schuldenberg in den kommenden Jahren abtragen. Eine Herkulesaufgabe. Doch Noack gibt sich kämpferisch. Groß geworden ist er selbst in einer der großen Eishockey-Talentschmieden – beim ES Weißwasser. „Der EV Füssen, diese Legende, sie darf einfach nicht sterben“, sagt er.

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