Eintracht Frankfurt ist zurück im erklärten Lieblingswettbewerb: Als Sechster beendeten die Hessen die abgelaufene Saison in der Fußball-Bundesliga – das reichte am Ende zur Qualifikation für die Europa League. Den Europapokal-Wettbewerb, in dem die Eintracht 2022 mit Glanz und Glorie triumphierte.
Wieder international dabei, die zweitbeste Platzierung in der Liga in den vergangenen zwei Jahrzehnten. Die Stimmung in Frankfurt muss prächtig sein, oder?
Eher nicht. Trainer Dino Toppmöller steht nach einer fußballerisch sehr durchwachsenen Saison vom ersten Spiel an unter verschärfter Beobachtung. Nur Elfter in der Rückrunden-Tabelle, peinliche Aussetzer im Achtelfinale des DFB-Pokals bei Drittligist 1. FC Saarbrücken (0:2) und gegen den belgischen Club Royale Union Saint-Gilloise in den Play-offs der Europa League (2:2, 1:2) sowie vor allem jede Menge biedere Auftritte ohne den gewohnten Eintracht-Spirit zogen die Gesamtstimmung nach unten. Sportvorstand Markus Krösche hat Toppmöller bereits eine deutliche Mahnung ins Stammbuch geschrieben, dass er in der neuen Saison eine bessere Performance erwartet. „Dino hat die Zeit genutzt, war sehr reflektiert und klar. Natürlich war er auch selbstkritisch, mit einer starken Fokussierung und Ableitungen für die neue Saison. Das ist aus meiner Sicht wichtig und entscheidend“, sagte Krösche.
Schwimmt die Eintracht im Geld, nachdem kurz vor der vergangenen Saison der französische Nationalstürmer Randal Kolo Muani für die Rekordsumme von knapp 100 Millionen Euro zu Paris St.-Germain transferiert wurde?
Pustekuchen. Krösche hat bereits angekündigt, dass der Verein auch in dieser Transferperiode auf Verkäufe von Leistungsträgern angewiesen sein wird, um dann wieder selbst in großem Stil aktiv werden zu können. Vor allem Angreifer Omar Marmoush soll weiterhin auf der Wunschliste bei einigen Vereinen in der Premier League stehen, an Verteidiger Willian Pacho erneut Paris interessiert sein. Die Erklärung für diese Strategie liefert Vorstandssprecher Axel Hellmann. „Selbst große Clubs wie PSG zahlen nicht auf einmal, sondern über mehrere Jahre“, sagte er zu den Kolo-Muani-Millionen in der „Frankfurter Rundschau“ und ergänzte: „Verkäufe sind also auch wichtig, um die Liquidität zu sichern. Das ist ein atmendes System, wenn wir uns unsere Handlungsfähigkeit erhalten wollen.“
Ist der Frankfurter Kader denn trotz dieser zurückhaltenden Transferpolitik besser als in der vergangenen Saison?
Das ist seriöserweise schwierig bis unmöglich zu beantworten. Die Karriereenden der altgedienten Haudegen Sebastian Rode und Makoto Hasebe wiegen vor allem mit Blick auf die Hierarchie in der Mannschaft schwer, hier wartet künftig noch mehr Verantwortung auf Torhüter Kevin Trapp oder DFB-Verteidiger Robin Koch. Ansonsten kann man zumindest sagen, dass in dem Frankfurter Team sehr viel Fantasie für die Zukunft steckt. Der hoch veranlagte französische Angreifer Hugo Ekitike dürfte mittlerweile voll integriert und fit sein, 11-Millionen-Transfer Can Uzun (18) vom 1. FC Nürnberg gilt als Mega-Talent im offensiven Mittelfeld. In die Kategorie der heißen Wetten auf die Zukunft fallen auch der Ungar Krisztián Lisztes (18, offensives Mittelfeld) und der Däne Oscar Højlund (19, zentrales Mittelfeld). Für Top-Talente ist die Eintracht eine Top-Adresse geworden.
Trainer Toppmöller steht in seiner zweiten Saison bei der Eintracht unter Druck. Wie reagiert der 43-Jährige darauf?
Vordergründig gelassen. Aber natürlich weiß Toppmöller auch, dass sein Welpenschutz am Main nach einem wechselhaften Jahr abgelaufen ist. In seinem alten Bekannten Xaver Zembrod (u.a. FC Bayern, RB Leipzig) und Jan Fießer (VfL Bochum) holte die Eintracht auf seinen Wunsch hin zwei neue Co-Trainer. Eine lukrative Anfrage vom Benzema-Verein Al-Ittihad Club in Saudi-Arabien lehnte Toppmöller ab – er will sich bei den aufstrebenden Frankfurtern durchsetzen. Gefragt sind dafür gute Ergebnisse, klar. Aber auch ein attraktiverer Spielstil als in der Vorsaison, in der das Potenzial nur vereinzelt wie beim furiosen 5:1 gegen die Bayern aufblitzte. „Wieso haben wir es nicht geschafft, an unsere Grenzen zu gehen? Wieso haben wir es in unseren Heimspielen nicht geschafft, öfter das gesamte Stadion mitzunehmen?“, fragte Eintracht-Vorstand Axel Hellmann im Rückblick auf die vergangene Saison.
In der Vorbereitung flog die Eintracht in die USA. Das hört sich nach Abenteuer an.
Schon. Zu Fuß liefen die Frankfurter Profis über den Rio Grande in die mexikanische Grenzstadt Juarez, die als einer der gefährlichsten Orte der Welt gilt. Beim Testspiel gegen den US-Zweitligisten Louisville City (4:1) sorgte ein heftiges Unwetter im Mittleren Westen des Riesenlandes für eine Spielunterbrechung, in New York fuhren die Hessen zum Abschluss der Reise mit einem Bus, auf den das Adler-Emblem gedruckt war, über den legendären Times Square.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden