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Ehemaliges Vorstandsmitglied des ECDC Memmingen in Untersuchungshaft

Eishockey

Ehemaliges Vorstandsmitglied des ECDC Memmingen in Untersuchungshaft

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    Am Dienstag gab es eine Razzia am Eisstadion des ECDC Memmingen.
    Am Dienstag gab es eine Razzia am Eisstadion des ECDC Memmingen. Foto: Julia Geppert

    Es war ein Schock für die Memminger Eishockeyszene: Der ehemalige Vorstand des ECDC soll während seiner Amtszeit Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft in Augsburg am Dienstagvormittag auf Anfrage unserer Redaktion. Es geht um einen mittleren sechsstelligen Betrag, der dem Verein jetzt wohl fehlt. Gegen den Mann wurde Haftbefehl erlassen. Dieser wurde heute vollstreckt, zugleich wurde die Wohnung des Mannes durchsucht.

    ECDC Memmingen News: Pressekonferenz im Stream

    Am späten Dienstagnachmittag äußerten sich die Offiziellen des ECDC bei einer Pressekonferenz in der Memminger Eissporthalle am Hühnerberg. Unsere Reporter waren vor Ort, der ECDC übertrug die Pressekonferenz live. Hier geht es zum Video:

    Der Verein stecke aktuell in der schwersten Krise seiner 32-jährigen Geschichte, hieß es bei der Pressekonferenz, bei der die aktuellen ECDC-Vorstände Thomas Butzke und Sven Müller Rede und Antwort standen. Demnach sei nach dem Rücktritt des ehemaligen Vorstands vor sechs Wochen aufgefallen, dass dem Verein 30.000 Euro fehlten. Man habe den Funktionär damit konfrontiert. Vor zwei Wochen sei dann klar geworden, dass „ein mittlerer sechsstelliger Betrag“ zu Unrecht umgeleitet worden sei. Daraufhin habe man Strafanzeige gegen den Ex-Vorstand erstattet.

    Butzke und Müller zeigten sich am frühen Dienstagabend von den Vorkommnissen erschüttert und tief betroffen. Sie seien mit dem Beschuldigten ja auch persönlich befreundet gewesen. Sie versicherten zugleich, dass der reguläre Spielbetrieb des ECDC trotz der Vorkomnisse gesichert sei. Den Tränen nahe sagte Müller, er habe mit dem ehemaligen Vorstand zwölf Jahre lang eng zusammengearbeitet. Die vergangenen Wochen seien nun für ihn und Butzke die „absolute Hölle“ gewesen. Butzke ergänzte, er und Müller hätten harte Wochen hinter sich, sie erlebten derzeit die „emotional negativsten Momente“ ihres Lebens.

    Angefangen habe alles vor etwa zwei Jahren, erklärte Müller. „Damals haben Thomas Butzke und ich festgestellt, dass einige Zahlen nicht mehr so genau gepasst haben. Wir haben in der Folge immer wieder versucht, die Lücken zu finden. Das ist uns aber nicht gelungen.“ Vor rund sechs Wochen hätten sie dann etwas im Bereich von 30.000 Euro entdeckt. Sie hätten in der Folge dem ehemaligen Vorstand nahegelegt zurückzutreten und von ihm auch ein notariell beglaubigtes Schuldeingeständnis über 50.000 Euro gefordert, was er auch unterzeichnet habe.

    ECDC Memmingen: Vorstandsmitglieder haben bei der Kripo Strafanzeige erstattet

    Mittlerweile sei klar, betonten die beiden geschäftsführenden Vorsitzenden des ECDC, dass ein „mittlerer sechsstelliger Betrag offen“ sei. „Wir haben bemerkt, dass Geld umgeleitet worden sein muss, da es fehlte, die Forderungen aber noch im Raum standen.“ Thomas Butzke betonte: „Wir haben noch am selben Tag Anzeige bei der Kriminalpolizei erstattet.“

    „Viele werden uns nun fragen, wie das alles passieren konnte“, so Butzke. Dazu müsse man wissen, dass er und Müller zum früheren Vorstand auch privat immer eine gute Beziehung hatten. „Wir hatten ein Grundvertrauen.“

    In den vergangenen 14 Tagen haben die beiden kommissarischen ECDC-Vorsitzenden nach eigenen Angaben viel mit Anwälten, Banken, Sponsoren und Unterstützern kommuniziert. „Wir wissen, dass uns harte Zeiten bevorstehen. Aber wir sind zuversichtlich“, so Müller und Butzke. Aufgrund der aktuellen Entwicklungen sei es zurzeit aber nicht möglich, einen genauen Zeitpunkt für die nächste Jahresversammlung zu nennen. Hier seien noch eine Reihe von klärenden Gesprächen vonnöten.

    Der exakte Schaden im Memminger Eishockey ist derzeit noch nicht zu beziffern

    Wie hoch der entstandene Schaden sei, können die beiden kommissarischen Vorsitzenden noch nicht beziffern. Sie könnten auch noch keinerlei Aussagen treffen, ob sie von dem verlorenen Geld etwas wiedersehen würden. Ja, sie hätten lange nichts gemerkt, räumten sie ein. Müller unterstrich hierbei: „Wir hatten lange Zeit wirklich keine Möglichkeit, etwas festzustellen.“ Denn auf den Überweisungsunterlagen habe es keine Auffälligkeiten gegeben.

    Schon bei der Jahresversammlung im Sommer 2023 hätten die Mitglieder des Vereins aber die Einführung eines „Vier-Augen-Prinzips“ für höhere Ausgaben beschlossen, erklärte Thomas Butzke. Denn wir hatten uns zuvor immer wieder mal gefragt, warum wir in Zahlungsverzug geraten waren, obwohl doch unsere Einnahmen höher als die Ausgaben waren.“ Dennoch hätten sie keinen Anlass gesehen, dem ehemaligen Vorstand zu misstrauen. „Denn er war doch schon immer Kassierer, darüber hinaus Bankkaufmann und Finanzexperte. Ich glaube, jeder hätte sich so verhalten wie wir“, hob Thomas Butzke hervor.

    Der ECDC plant keine Erhöhung der Beiträge und Preise

    Die beiden geschäftsführenden Vorsitzenden der Memminger Indians versicherten bei der Pressekonferenz, dass sie den Spielbetrieb der Oberliga-Mannschaft, aber auch den gesamten Verein mit mehr als 170 Nachwuchsspielern nicht als gefährdet betrachteten. „Eine 100-prozentige Garantie gibt es freilich nie“, schränkte Müller ein. Es sei jedoch der falsche Weg und auch nicht vorgesehen, nun Eintrittspreise und Mitgliedsbeiträge zu erhöhen, um kurzfristig an Geld zu kommen, sagte Thomas Butzke. Dennoch sei der ECDC Memmingen jetzt auf das Verständnis und die Unterstützung seiner Zuschauer angewiesen.

    Das Oberliga-Team der Memminger Indians sei über die Vorgänge im Bilde. „Wir haben mit den Spielern gesprochen und ihnen versichert, dass die Gehälter gesichert sind. Sie haben positiv reagiert und uns ihr Vertrauen ausgesprochen“, berichtete Sven Müller, der auch Sportlicher Leiter des ECDC ist.

    Der immer wieder im Raum stehenden Gründung einer GmbH für die Oberliga-Mannschaft erteilte Sven Müller fürs Erste eine Absage. „Grundsätzlich sind wir nämlich sehr zufrieden mit unserer Vereinsstruktur. Wir wollen auch den speziellen Charme und Charakter unseres Vereins erhalten. Wir müssen uns aber organisatorisch anders aufstellen.“ Das heißt unter anderem: Der Verein wolle so bald wie möglich bezahlte Kräfte einstellen. „Denn Thomas und ich schaffen das alleine nicht mehr“, bekräftigte Müller.

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