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Eddie Jordan: Der schillernde Formel-1-Pionier, der Schumacher entdeckte und Boxenluder erfand

Formel 1

Wie Eddie Jordan die Formel 1 geprägt hat

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    Eddie Jordan (links) und Michael Schumacher am 10. April 1997 an der Rennstrecke von Buenos Aires.
    Eddie Jordan (links) und Michael Schumacher am 10. April 1997 an der Rennstrecke von Buenos Aires. Foto: Oliver Multhaup, dpa

    Der Anfang basierte auf eine Notlüge. Natürlich kenne Michael Schumacher den Kurs in Spa-Francorchamps beinahe auswendig. Natürlich wisse dieser Neuling genau, was auf ihn zukomme auf dieser legendären Formel-1-Rennstrecke. Behauptete zumindest Schumachers damaliger Manager Willi Weber offenbar so überzeugend, dass ihm Eddie Jordan glaubte, nachdem er noch wenig zuvor gefragt hatte: „Wer, verdammt nochmal, ist Schumacher?“

    Damals ein Unbekannter, ganz im Gegensatz zum schillernden Jordan. Der damalige Rennstallbesitzer also ließ Schumacher tatsächlich in Belgien am 25. August 1991 sein erstes Rennen in der Königsklasse fahren, da Stammpilot Bertrand Gachot kurzzeitig im Gefängnis saß. Er hatte einen Taxifahrer mit Reizgas besprüht. Jordan also suchte Ersatz - und griff nach längerem Überlegen bei Schumacher zu.

    Schumacher hatte sich nach Webers Ankündigung noch speziell vorbereitet, wie er später verriet: „Ich schnappte mir ein Fahrrad, um dort ein paar Runden zu fahren und ich erkannte gleich, welch fantastische Strecke dies ist.“ Nach 500 Metern war Schumachers erstes Rennen aber wegen eines Kupplungsschadens vorbei. Für Schumacher, den späteren Seriensieger, war es dennoch der Einstieg in die Formel 1. Und Jordan hatte eine weitere Geschichte aus seinem Leben als Teambesitzer zu erzählen.

    Jordan war einer der Protagonisten der Formel 1

    Die Formel 1 hat dem Iren viel zu verdanken. Er war der wohl schillerndste Teamchef in der Geschichte. Am Donnerstag ist der 76-Jährige in Kapstadt an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben. „Mit seiner unerschöpflichen Energie verstand er es immer, Menschen zum Lächeln zu bringen und blieb dabei stets authentisch und brillant. Eddie war einer der Protagonisten einer Formel-1-Ära und wir werden ihn sehr vermissen“, teilte die Formel 1 auf der Plattform X vor dem nächsten Rennen am Sonntag (8 Uhr/RTL) in Shanghai mit.

    Als Fahrer schaffte es Jordan immerhin in die unteren Klassen des Formel-Sports. Für McLaren durfte er gar mal ein Formel-1-Auto testen. Zu einem Stammcockpit aber reichte es nie, und damit war ihm schnell klar, dass er auch seinen großen Traum vom Weltmeistertitel nicht erfüllen könnte. Also wechselte Jordan den Posten. Vom Fahrer zum Teamchef. Er gründete sein eigenes Team, Ayrton Senna fuhr 1982 für ihn in der Formel 3. 1991 wagte Jordan den Schritt in die Formel 1. Also in die Duelle mit den großen Herstellern.

    Vier Siege feierte Jordan mit seinem Team

    Er, der kleine Teamchef, der findig sein musste in der Geldbeschaffung, gegen die renommierten Teams. Immerhin vier Siege feierte er mit seinem Privatteam, zwei davon gewann der deutsche Rennfahrer Heinz-Harald Frentzen in der Saison 1999. Bemerkenswerte Erfolge. 2005 zog sich Jordan zurück, er musste einsehen, dass die großen Hersteller über so viel mehr Budget verfügten, dass ein echter Wettkampf für ihn nicht mehr möglich war. Ganz aber konnte er nicht von der Formel 1 lassen. Als BBC-Experte unterhielt er mit bissigen Kommentaren, ehe er sich irgendwann ganz zurückzog.

    Vor allem in Erinnerung aber bleibt Jordans Wirken abseits der Rennstrecke. Seine Partys waren schrill wie seine Outfits. Zum Markenzeichen wurde sein Spitzbart. Jordan erlebte die Hochzeit der Formel 1 mit. Er verdiente viel Geld und gab es gerne wieder aus. Er ließ leicht bekleidete Frauen vor seiner Teamgarage auf und ab laufen - es war die Geburtsstunde der Boxenluder. Für eine gewisse Katie Price der Startschuss in ihre Karriere.

    Auch Ralf Schumacher (links) fuhr für das Team von Eddie Jordan.
    Auch Ralf Schumacher (links) fuhr für das Team von Eddie Jordan. Foto: John Marsh, dpa

    Doch Jordan wollte immer auch sportlich überzeugen. Er verpflichtete bekannte Fahrer wie Damon Hill, Rubens Barrichello oder Eddie Irvine. Auch für deutsche Piloten hatte er ein Herz, Ralf Schumacher, Heinz-Harald Frentzen, Nick Heidfeld und Timo Glock gab er eine Anstellung. Nur Michael Schumacher blieb nicht lange bei ihm. Nach dem ersten Kurzauftritt folgten keine weiteren gemeinsamen Rennen mehr. Ihre Wege trennte sich. Schumacher schloss sich Benetton an und wurde Jahre später zum Rekordweltmeister.

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