Es kommt zusammen, was schon immer zusammengehört hat: das Dschungelcamp und Frankfurt. Die hessische Metropole, die sich gerne als Mainhatten bezeichnet, häufig aber Katalysator auf dem Weg ins soziale Abseits ist. Wobei: Ganz so schlimm ist es nicht. Mittellose Typen, die für Zweieurofuffzich ihre Mutter verkaufen und kaum ein Fleckchen, bei dem man nicht Angst haben muss, in Exkremente zu steigen – das gibts im Dschungel nicht, sondern am Hauptbahnhof Frankfurts. Die Dschungel-Dompteure von RTL bezahlen ihre Kandidaten viel besser, auf dass wir ihnen bei allerlei Ekeleien zuschauen dürfen.
Der Fernsehsender hat von jeher ein besonderes Händchen für innovative TV-Formate. Dereinst war Hugo Egon Balder mit den von ihm geschaffenen Länderpunkten ein Vordenker europäischer Einheit. Allerhand Casting-Shows machten es jedem Bürger und jeder Bürgerin möglich, 15 Minuten Ruhm einzufordern. Nicht zu vergessen das Faible für Bewegungskünste. RTL machte den biederen Schläger Henry Maske zum Gentleman und verhalf dem alternden Synthie-Griechen Vangelis zu einem erklecklichen Auskommen. Die musikalische Karriere von Andrea Bocelli nahm auch erst so richtig Fahrt auf, als er dem Gentleman zusang, es sei nun Zeit Tschö zu sagen.
Hat der Hoden den Gaumen von Lilly Becker überschritten?
Nun also wieder Sport. Eintracht Frankfurt tritt am Donnerstag bei der AS Rom an und weil vor ein paar Jahren ein RTL-Boss den Unterschied zwischen Champions- und Europa League nicht kannte, besitzt der Sender die Rechte am dann eben doch nur zweitbesten internationalen Wettbewerb. Die Spiele werden im kostenpflichtigen Stream versteckt und für eben jene Partie am Donnerstag hat man sich was ganz Pfiffiges ausgedacht: Eine Konferenz zwischen Fußball und Dschungelcamp. Zwischen Eintracht und Zwietracht (die ja immer die besten Quoten bringt). Wenn das Spiel in Rom dahinplätschert, schnelle Schalte in den australischen Busch, wo der Videobeweis bemüht wird. Hat Lilly Becker nun die kompletten Stierhoden verputzt oder hat da ein Ei den Gaumen doch nicht mit vollem Durchmesser überschritten?
Da muss man ja nun gar kein Fernsehevolutionsverweigerer sein. Ist nur ein wenig viel an Neuerungen, wo doch die Champions League am letzten Spieltag gleich mit 18 Parallel-Spielen Rekorde bricht. Ist eben nicht mehr wie früher, als Radiomann Günther Koch in einer der guten alten Schlusskonferenzen (an dessen Ende der Club mal wieder abstieg) sagte: „Wir melden uns vom Abgrund.“ Dabei kannte er den heutigen Frankfurter Bahnhof noch gar nicht.
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