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Djokovic, Nadal, Federer: Eine Tennis-Ära geht zu Ende

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Djokovic, Nadal, Federer: Im Tennis geht eine Ära zu Ende

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    Novak Djokovic schien lange Zeit schier unbezwingbar. Jetzt steckt er in einer veritablen Krise. Ist seine Zeit vorbei?
    Novak Djokovic schien lange Zeit schier unbezwingbar. Jetzt steckt er in einer veritablen Krise. Ist seine Zeit vorbei? Foto: Alessandra Tarantino, dpa

    Als Novak Djokovic am Freitag beim Centre Court-Ausmarsch in Rom die Wasserflasche eines jungen Fans unglücklich auf den Kopf prallte, nahm es der weltbeste Tennisspieler mit Humor. Tags darauf erschien er auf der Anlage der Internationalen Italienischen Meisterschaften mit einem Fahrradhelm über der Baseballkappe, begleitet von einer kurzen Status quo-Meldung in den sozialen Medien: „Heute bin ich vorbereitet.“ 

    Noch einmal 24 Stunden später waren dann allerdings der Spaß und sein Turnierengagement im Foro Italico vorbei. Und eine ohnehin schon seltsame Saison nahm in der Ewigen Stadt noch mysteriösere Züge an für den 24-maligen Grand Slam-Champion, für den langjährigen Meister aller Klassen. Ohne Balance, ohne Rhythmus, ohne Leidenschaft und Willenskraft fügte sich der „Djoker“ scheinbar in sein Schicksal, kassierte gegen den international kaum bekannten Chilenen Alejandro Tabilo eine gesalzene 2:6, 3:6-Niederlage. Er habe das Gefühl gehabt, ein anderer Spieler als er selbst habe auf dem Platz gestanden, gab Djokovic später zu Protokoll. Es wirkte, als wolle der 36-Jährige die Pleite nachträglich dem harmlos scheinenden Unglücksfall mit der Wasserflasche zuweisen. „Vielleicht sollte ich mich untersuchen lassen“, sagte er im Gespräch mit Journalisten konsterniert.

    Novak Djokovic wird ohne Titel im Jahr 2024 nach Paris reisen

    Doch der Rausschmiss beim Masters-Wettbewerb fügt sich in eine beinahe schon krisenhafte Spielzeit, in der das Imperium des Tennisherrschers ins Wanken geraten ist – und zusammenzubrechen droht. Wenn in knapp zwei Wochen die French Open im Pariser Stadion Roland Garros beginnen, wird Djokovic ohne Titel im Jahr 2024 anreisen und als beschädigter Favorit ins Rennen um den Musketier-Pokal gehen. In Rom präsentierte sich der Frontmann der Branche schließlich so fahrig und enttäuschend wie schon einige Male in diesem Jahr – gegen Außenseiter Tabilo konnte sich Djokovic keinen einzigen Breakball herausspielen. In den Weiten des Internets hieß es selbst von Djokovic-Fans, selten habe man den Nummer eins-Mann so schwach spielen gesehen – offensichtlich mit dem Verlangen, nur so schnell wie möglich vom Centre Court wegzukommen.

    Munteres Stühlerücken im Team des „Djoker“

    Djokovic sorgte in jüngerer Vergangenheit noch am ehesten jenseits der eigentlichen Spiel-Plätze für Aufsehen – mit einer erstaunlichen personellen Rotation in seiner traditionell vielköpfigen Entourage. Nachdem im vergangenen Jahr schon sein Manager Edouardo Artaldi und seine Pressebeauftragte Elena Cappellaro gehen mussten, setzte sich das Stühlerücken 2024 munter fort. Auch als Konsequenz eines unbefriedigenden Australian Open-Auftritts verließ der legendäre Goran Ivanisevic das Djoker-Team, kürzlich bekam dann Fitnesscoach Marco Panichi die Papiere. Dafür kehrte der österreichische Fitness- und Ernährungsguru Gebhard Gritsch zurück, der einst zusammen mit Boris Becker für Djokovic gewirkt hatte. 

    Rom nun, der schnöde Abschied, war auch deshalb ein denkwürdiger Auftritt des gebürtigen Belgraders, weil er sich in ein größeres Bild der Tennisserie 2024 fügt, die eine Zeitenwende markieren könnte. In vielerlei Hinsicht wirkt das laufende Jahr wie eine Götterdämmerung, das Ende einer unglaublichen Ära. Neben Djokovics veritabler Krise verabschiedet sich ja gerade auch noch Matador Rafael Nadal, 37, vom Wanderzirkus. Ob er in seinem angegriffenen körperlichen Zustand noch einmal in Reichweite eines großen Titels gelangen kann, ist eher fraglich. In Rom verabschiedeten sich die Fans schon ähnlich emotional vom Mallorquiner wie zuvor in Madrid. Gegen den Polen Hubert Hurkacz hatte der große Kämpfertyp auf seinem Lieblingsbelag am Samstag chancenlos ausgesehen. Sein French Open Start ist noch keineswegs sicher.

    Mats Wilander: Eine ganze Epoche neigt sich ihrem Ende zu

    Auch langjährige Generations- und Weggefährten des Duos Nadal/Djokovic sind auf den letzten Metern ihrer Karriere – darunter Andy Murray und Stan Wawrinka, die den Großen Drei (also auch dem schon pensionierten Roger Federer) mit jeweils drei Major-Triumphen in den letzten knapp zwei Jahrzehnten am meisten Paroli geboten hatten. Zudem gab nun auch der Österreicher Dominic Thiem seinen Rücktritt zum Saisonende hin bekannt, ein von Verletzungen und vergeblichen Comeback-Bemühungen zermürbter Streiter. „Es wirkt, als neige sich eine ganze Epoche ihrem Ende zu“, sagt der Schwede Mats Wilander, einer der beherrschenden Spieler der 80er- und 90er-Jahre. Tatsächlich vereinen allein Djokovic, Nadal, Federer, Murray und Wawrinka 72 Grand Slam-Titel auf sich, also die gesamten Major-Trophäen von 18 Jahren.

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