Es ist eine Frage, die mit Blick auf den Winter immer mehr Fußballfans beschäftigt: Wie umgehen mit der Weltmeisterschaft in Katar? Eine Antwort darauf wurde am Freitag bei der Veranstaltung der Legio Augusta und dem Fan-Projekt Augsburg gesucht. Neben der Menschenrechtssituation vor Ort, der Berichterstattung, dem Verhalten der Vereine und der Spieler wurde auch der Vergabeprozess zum Thema.
Der Journalist Benjamin Best gab den rund 150 Gästen im Hörsaal der Universität mehrere Einblicke in seine Recherchen, die er verdeckt vor Ort durchgeführt hatte. Der ehemalige FCA-Manager Andreas Rettig regte an, das Turnier medial sehr kritisch zu begleiten. "Diese WM muss ein PR-Desaster werden", lautete seine klare Forderung.
Grünen-Politiker Deisenhofer bemängelt den Nachhaltigkeitsaspekt der WM
Deutliche Kritik übte Rettig am FC Bayern München. "Dort scheinen auch die Ernsthaftigkeit und das Verantwortungsbewusstsein in Sachen Menschenrechte etwas weiter weg zu sein", sagte der ehemalige Funktionär und spielte damit auf die Kooperation des deutschen Rekordmeisters mit Katar an. Dieses Thema sorgt bereits seit längerer Zeit für einen andauernden Konflikt zwischen Entscheidungsträgern der Münchner und der eigenen Fans.
Der sportpolitische Sprecher der Landtags-Grünen, Max Deisenhofer, kritisierte auch den Nachhaltigkeitsaspekt des Turniers: "Die Stadien wurden für das Turnier gebaut, aber es gibt keine Liga. Eine regelmäßige Nutzung wird es nach der WM nicht geben. Katar hat keine Fußballkultur." Professor Jürgen Mittag von der deutschen Sporthochschule Köln, der auch den Vergabeprozess genauer beleuchtete, sagte: "Wir sind mittlerweile immerhin so weit, dass es eine breitere, öffentliche Debatte über das Thema gibt. Da hat sich in den vergangenen Jahren schon etwas im Bewusstsein der Menschen getan." Als Beispiel, wie politisch ein solches Turnier auch für Proteste genutzt werden könne, nannte Mittag die Fußball-Europameisterschaft 2021.
Die WM komplett zu boykottieren, schlossen die Teilnehmer der Diskussion zum Ende der Veranstaltung dennoch aus. Der Wunsch nach einer kritischen Berichterstattung während des Turniers und nach mutigen Protestaktionen wurde unter anderem von Rettig geäußert. Der DFB könne etwa darüber nachdenken, einen homosexuellen Repräsentanten nach Katar zu schicken. "Vielleicht kniet Präsident Herr Neuendorf ja auch bei der Nationalhymne oder lässt sich sonst etwas Cooles einfallen. Da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt."