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Die sportliche Bilanz der Fußball-EM 2024: Viel Neues - und sportlich ist Luft nach oben

Fußball-EM 2024

Die Bilanz der EM: Sportlich ist Luft nach oben

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    Englands Kapitän Harry Kane kommt zwar auf drei Turniertreffer und steht mit seinem Team im Finale. Speziell die Leistungen der Three Lions ware bei der EM aber oft enttäuschend.
    Englands Kapitän Harry Kane kommt zwar auf drei Turniertreffer und steht mit seinem Team im Finale. Speziell die Leistungen der Three Lions ware bei der EM aber oft enttäuschend. Foto: Friso Gentsch/dpa

    So schnell gehen vier Wochen Fußball rum: Die EM 2024 ist fast schon wieder vorbei. Ob nun Spanien oder England hochoffiziell den Titel als beste Mannschaft des Kontinents beanspruchen dürfen, wird am Sonntagabend ermittelt. Sportlich lässt sich aber schon jetzt in manchen Bereichen eine Bilanz ziehen. Das sind die Erkenntnisse der Europameisterschaft:

    Das sportliche Niveau enttäuschte Natürlich gab es die Spiele, in denen von Beginn an Feuer und Klasse drin waren. Die Partie zwischen den Niederlanden und Österreich zum Beispiel bot alles, inklusive schöner Tore und eines überraschenden Siegers; das intensive Viertelfinale zwischen Spanien und der deutschen Mannschaft war das vielleicht beste Spiel des Turniers und hätte möglicherweise einen Ehrenplatz in der deutschen Fußball-Historie erhalten, wenn der Spielausgang anders gewesen wäre. Aber diese Glanzlichter kamen selten vor. Stattdessen dominierten taktisch geprägte oder einfach blutleere Auftritte das Bild. Vor allem die Teams Gruppe C, in der sich mit England, Dänemark, Slowenien und Serbien außergewöhnlich gute oder zumindest vielversprechende Spieler tummelten, enttäuschten auf ganzer Linie. Ausdruck dieser defensiven und mutlosen Ausprägung: Die beiden finalen Gruppenpartien endeten torlos. Ohnehin fielen so wenig Treffer wie selten zuvor: In den 50 Spielen vor dem Finale fielen nur 114 Tore. Dies entspricht einem Schnitt von 2,28 Toren je Spiel. Es ist der drittniedrigste Wert, seit die EM 1996 auf 16 Teilnehmer erweitert wurde. Und es ist umso bitterer, wenn man sich die Offensiv-Künstler ansieht, die etwa im Kader Frankreichs standen. Statt mitreißender Spiele gab es in den sechs Spielen unter Beteiligung von „Les Bleus“ insgesamt nur sieben Tore zu sehen - und nur einmal durfte Frankreich aus dem Spiel heraus jubeln. Eine mögliche Erklärung neben taktischen Vorgaben der Trainer: Kommen die Topspieler durch die vielen Partien auf Vereinsebene schon entkräftet bei der EM an?

    Schlechte Zeiten für Standard-Trainer Tore nach Weitschüssen sind bei der EM zwar groß in Mode gekommen. Nach direkten Freistößen oder Ecken wollten aber kaum Treffer fallen, ebenso wenig nach Anstößen. Dass auch das eine Variante sein kann, zeigte Florian Wirtz im März gegen Frankreich. Eine der wenigen Ausnahmen bildete die Türkei, die zum Beispiel im Achtelfinale gegen Österreich zweimal nach einer Ecke jubelte. Diese Varianten-Armut ist umso erstaunlicher, weil sich viele Teams - wie etwa die deutsche Mannschaft - einen Trainer speziell für Standards leisten. Mads Buttgereit, so dessen Name, wurde 2021 von der dänischen Mannschaft abgeworben, die mit gefährlichen Ecken und Freistößen bis ins Halbfinale vorgedrungen war.

    Lamine Yamal ist der jüngste Torschütze, den es je bei einer Europameisterschaft gegeben hat.
    Lamine Yamal ist der jüngste Torschütze, den es je bei einer Europameisterschaft gegeben hat. Foto: Matthias Schrader/AP/dpa

    Es war die EM der Talente Ein Trend, der sich von Beginn an durchziehen sollte: Die Jungen geben in vielen Teams den Ton an. Ob Jamal Musiala und Florian Wirtz, die mit ihren jeweils 21 Jahren beim DFB ebenso prägend waren wie der gleich alte Jude Bellingham im englischen Team, der 22-jährige Riccardo Calafiori bei den Italienern, der 19-jährige Türke Arda Güler und vor allem die Spanier mit dem 21-jährigen Nico Williams und Lamine Yamal, der am Samstag 17 Jahre alt wird: Selten waren so viele Teams zu sehen, deren oft beste Spieler auch die jüngsten waren - und deren Leistungen kein One-Hit-Wonder sein werden.

    Schiedsrichter Anthony Taylor leitete die Partie zwischen Deutschland und Spanien - und erntete dafür viel Kritik.
    Schiedsrichter Anthony Taylor leitete die Partie zwischen Deutschland und Spanien - und erntete dafür viel Kritik. Foto: Marijan Murat, dpa

    Schwankende Schiedsrichter-Leistungen Dass Anthony Taylor der deutschen Mannschaft gegen Spanien keinen Elfmeter gab und nicht einmal die TV-Bilder nochmals ansah, sorgte für einen Furor selten gekannten Ausmaßes in der Bundesrepublik. Vor allem, weil im Spiel zuvor gegen Dänemark eine ähnliche Szene einen deutschen Strafstoß zur Folge hatte. Bemerkenswert an dem Spiel war aber auch die Anzahl der Karten, die der Engländer verteilte: Satte 13 Mal zeigte er Gelb, einmal Gelb-Rot - eine derartige Anzahl ist nicht zwingend ein Beleg dafür, dass der Unparteiische das Spiel im Griff hatte. Sein Kollege Istvan Kovacs warf beim Spiel zwischen Tschechien und der Türkei sogar mit 18 Gelben Karten um sich - Rekord. Ins Visier der Kritik geriet auch Felix Zwayer bei seinem Einsatz im Halbfinale Niederlande gegen England. Für Ärger sorgte ebenfalls, dass bei manchem Unparteiischem schlicht keine einheitliche Linie zu erkennen war. Wann der Video-Assistent konsultiert wird und wann nicht - das ist mittlerweile ein Mysterium, das mehr Ärger als Zufriedenheit liefert. Zumal so viel Technik wie noch nie Einsatz war. Neu war etwa ein Chip im Ball, mit dem ein potentielles Handspiel erkannt werden kann. Das ist so manchem dann schon fast wieder zu viel des Guten. Diese EM wird nicht als das Turnier der Schiedsrichter eingehen.

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