Ursprünglich waren die Big Five mal jene fünf Tiere, die Großwildjäger auf jeden Fall bei ihren Safaris erlegen wollten. Ernest Hemingway beispielsweise schoss ungeniert auf Löwe und Co., wenn ihn nicht gerade eine Depression zerfraß, er sich betrank oder den Literatur-Nobelpreis abholte. Der Zeitgeist eben. Heute sind Safari-Teilnehmer mit Digitalkameras bewaffnet, in kleinwagenteure Funktionswäsche gewandet und schlafen in klimatisierten Luxus-Lodges.
Für den Fußballfan waren lange Zeit die fünf dominierenden Teams in England die Big Five. Manchester United, City, Arsenal, Liverpool und Chelsea dominierten die einheimische Liga und trieben sich auch international zu Erfolgen. Die notorisch an einem Minderwertigkeitskomplex leidenden Anhänger Tottenhams quengelten immer wieder um Aufnahme in den erlesenen Klub, aber ein Koala mag zwar ein possierliches Tier sein, nur eben kein Großwild.
Nur der FC Bayern? Es gibt jetzt auch den BVB, VfB, Bayer und RB
In Deutschland wiederum gab es den Big One. Den FC Bayern. Allen Jägern fehlte es an der richtigen Munition. Platzpatronen schrecken Dickhäuter nur kurz auf. Binnen eines Jahres aber haben die Münchner ihre Vormachtstellung verloren. Das Resultat daraus sind derzeit englische Verhältnisse. Neben dem FC Bayern balgen sich auch noch Leverkusen, Stuttgart, Dortmund und Leipzig um die Spitze. Davon profitiert die Liga, die derzeit attraktive Spiele in bislang unbekannter Frequenz präsentiert.
Die Bayern vermitteln indes glaubhaft den Eindruck, die richtigen Schlüsse aus dem vergeudeten vergangenen Jahr gezogen zu haben. Sie dominierten am Samstag den gefährlichsten Nebenbuhler, schafften es aber nicht, ihm einen satten Wirkungstreffer mitzugeben. Es waren die Leverkusener, die durch ihre formidable vergangene Saison die Münchner gereizt haben. Im Windschatten der Bayer-Elf hat sich auch der VfB zu einer stolzen Attraktion der Liga entwickelt. Dortmund und Leipzig vermitteln den Eindruck, auf den richtigen Moment zu lauern, um den Sprung an die Spitze zu wagen.
Die Großen Fünf werden diese Saison an der Spitze prägen. Diese Konstellation erinnert an die extravaganten englischen Klubs. Dort ist der Hochglanzfaktor immer noch größer. Die große Stärke der deutschen Liga aber ist es, zumindest den Eindruck zu vermitteln, dass nicht ausschließlich unwirkliche Millioneninvestitionen über Sieg und Niederlage entscheiden. Eine Nacht im Zelt kann auch mehr Spaß machen als in der Luxus-Unterkunft.
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