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Die Liebe zur Pariser Métro wächst täglich - wenn man rechtzeitig die Olympischen Wettkampfstätten erreichen will.

Glosse

Die Liebe zur Pariser Métro wächst täglich

Andreas Kornes
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    Hier geht´s zur Métro: Das unverzichtbare Transportmittel, um sich in Paris fortzubewegen.
    Hier geht´s zur Métro: Das unverzichtbare Transportmittel, um sich in Paris fortzubewegen. Foto: Andrea Bogenreuther

    So muss sich ein Maulwurf fühlen. Dreiviertel des Tages unterirdische Wege entlang jagen, ab und an mal den Kopf aus dem Loch strecken und feststellen, dass ein anderer Ausgang vielleicht doch der bessere gewesen wäre. Also zurück in die Tiefe. Diese Tätigkeitsbeschreibung führt auf direkten Weg zum Pariser U-Bahn-System, das selbst Nichtmuttersprachlern als „Métro“ bekannt ist. Und in Zeiten von Olympia ist sie das bei Weitem zuverlässigste Transportmittel, um von A zu B oder C zu kommen. Und A, B oder C liegen in der französischen Hauptstadt generell ziemlich weit auseinander.

    Deshalb verbringt der Olympiagast gefühlt Unmengen von Zeit unter der Erde und kommt bis zu seinem Ziel nur ab und an ans Tageslicht, um zu überprüfen, ob er wirklich noch auf dem richtigen Weg ist. Hat er sich im Liniendschungel der Métro aber erst einmal zurechtgefunden, manövriert er sich so mühelos durch das umfangreiche Schienennetz wie ein Maulwurf durch sein Tunnelsystem. So wächst die Liebe zur Métro und ihrem eng getakteten Fahrplan täglich. Erst recht, wenn die Fanscharen irgendwann an die Oberfläche gezwungen werden. Hier gestaltet sich das Vorankommen von Tag zu Tag schwieriger.

    Besonders, wenn als Ziel das Wassersportstadion in Vaires-sur-Marne ausgegeben ist, in dem die olympischen Kanuslalom-und Ruderwettkämpfe stattfinden. Die Bezeichnung als „Pariser Sportstätte“ ist großzügig gedeutet. Der knapp 30 Kilometer lange Weg hinaus in die kleine Gemeinde in der Region Ile-de-France fühlt sich an wie eine Reise von Augsburg nach München. Nur dass nach Métro und Regionalzug RER die so zuverlässige Schiene zu Ende ist.

    14.000 Menschen drängen schon zur Qualifikation ins Wassersportstadion von Vaires-sur-Marnes

    Für das letzte Stück zum Wassersportstadion bleibt nur der Bus. Kombiniert mit all den Risiken, die das französische Busfahren so mit sich bringt. Also anhalten oder ausweichen nur, wenn es unbedingt nötig ist. Das kann mitunter schiefgehen, was die deutschen Kanutinnen an ihrem ersten Wettkampftag schon leidvoll erfahren mussten. Sie erreichten die Olympiastrecke gemeinsam mit zahlreichen Fans erst mit deutlicher Verspätung.

    Spätestens dann, wenn 14.000 Menschen die Zufahrtswege verstopfen und ein Busunfall den Verkehr zusätzlich lahmlegt, kommt der Moment, in dem die Metro herbeigesehnt wird. Ihre Tiefe. Ihre Dunkelheit, die rasante Fahrt zum Ziel. Pünktliche Ankunft. Schnelle, unterirdische Transportwege, die nicht nur ein Maulwurf zu schätzen weiß!

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