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Die ewige Rivalität: Wie Bayerns Feindschaften den Fußball prägen

Bundesliga

Bayern gegen Bayer: Neue beste Feinde

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    Bayer-Geschäftsführer Fernando Carro hat vor wenigen Wochen Bayern-Sportvorstand Max Eberl angegriffen.
    Bayer-Geschäftsführer Fernando Carro hat vor wenigen Wochen Bayern-Sportvorstand Max Eberl angegriffen. Foto: Marius Becker, dpa

    Wenn er ganz verwegen war, holte sich Uli Hoeneß seine Lieblingsfeinde ins eigene Bett. Bei Jürgen Klinsmann war das beispielsweise der Fall. Da wusste der damalige Manager Uli Hoeneß 2008 recht genau, welch‘ interessanten Charakter er als Trainer zum FC Bayern lotst. Schließlich konnte sich Hoeneß praktischerweise mit dem Bayern-Manager von 1995 kurzschließen, der Klinsmann als Stürmer verpflichtet hatte. Hoeneß war freilich schon 1995 im Amt gewesen, wie er ja eigentlich schon immer den FC Bayern verkörpert hat. Immer geringer wird die Anzahl derer, die sich an den Rekordmeister ohne Hoeneß erinnern können.

    Noch ehe Klinsmann bei den Münchnern als Trainer unterschrieb, attestierte ihm Hoeneß, einen „sehr guten Schauspieler und einen guten Verkäufer seiner Person“ zu geben. Nachdem er ihn dann entlassen hatte, rief er ihm nach, tatsächlich „ein Feind“ zu sein. Alleine an der Spitze ist es einsam. Da ist es nicht unüblich, sich eigenwillige Charaktereigenschaften anzugewöhnen. Die Münchner beispielsweise haben ein paar Feindbilder gesucht, an denen sie sich abarbeiten können. Das hatte zwei Funktionen. Zum einen soll dieser alleinige Platz an der Sonne weiterhin ein alleiniger bleiben. Auf der anderen Seite versicherten sich die Bayern auch immer ihrer selbst durch das Reiben an einem Kontrahenten. Wer da nun Eiche und wer Schwein ist, wird je nach Perspektive anders interpretiert.

    Uli Hoeneß und Christoph Daum prallten aufeinander

    Hoeneß fahndete im Verlauf der Jahrzehnte immer wieder nach Gegnern. Einige machten es ihm nicht schwer, tiefe Abneigung zu empfinden. Da war beispielsweise dieser Lautsprecher, der sich doch tatsächlich nicht entblöden konnte, die gottgegebene Vormachtstellung der Münchner nicht zu akzeptieren und sich dann auch noch über Trainer Jupp Heynckes lustig machte. Der könne Werbung für Schlaftabletten machen. Oder: „Die Wetterkarte ist interessanter als ein Gespräch mit Jupp Heynckes.“ Christoph Daum eben. Der Mann, mit dem Hoeneß eine jahrzehntelange Fehde ausfocht - und aus der keiner als Sieger herausging. Oder beide. Hoeneß und Daum stritten sich live im deutschen Fernsehen vor dem Spitzenspiel Köln gegen Bayern. Lang ist es her.

    Später beendete Hoeneß die auf Topniveau laufende Karriere Daums. Als der Bayer in einem Interview vom „verschnupften Daum“ sprach, war klar, dass nur einer der beiden in den Folgejahren einen Platz im deutschen Spitzenfußball würde haben können. Dass es Hoeneß war, schien unwahrscheinlich. Weil aber die Haarprobe des Trainers ein überraschendes Ergebnis brachte, führte Hoeneß weiter den FC Bayern an. In jenen Tage im Oktober 2000 kumulierten gleich zwei Feindschaften der Bayern. Letztlich stand ja Hoeneß immer für den ganzen Verein. Kurz nachdem Daum des Kokainkonsums überführt wurde, traten die Münchner in Bremen an. Bremen war Lemkeland. Willi Lemke, Sozialdemokrat. Uli Hoeneß, CSU-Stammwähler. Derart einfach ließ sich die Welt damals mitunter einteilen. Klassenkampf. „Hoeneß hat dem deutschen Fußball geschadet“, sagte Werder-Aufsichtsrat Lemke - nachdem das Testergebnis veröffentlicht wurde.

    Hoeneß hatte Lemke einst „Volksverhetzer“ genannt. Durch ihn habe er „hassen“ gelernt. Die feine Klinge war nicht immer die Waffe des Münchner Patriarchen. Später söhnten sich Hoeneß und Lemke aus. Genauso wie Daum und Hoeneß. Der Bayer rechnete es den beiden hoch an, sich im Rahmen seiner unleidigen Steuergeschichte kein einziges Mal hämisch zu Wort gemeldet zu haben. Vor wenigen Wochen sind Lemke und Daum innerhalb weniger Tage gestorben.

    Hans-Joachim Watzke führte die Dortmunder kurzzeitig am FC Bayern vorbei.
    Hans-Joachim Watzke führte die Dortmunder kurzzeitig am FC Bayern vorbei. Foto: Roberto Pfeil, dpa

    Aus den Zeiten des wütenden Hoeneß ist nur noch Hans-Joachim Watzke übrig. Der führte zusammen mit Jürgen Klopp die Dortmunder kurzzeitig am FC Bayern vorbei. Die Münchner reagierten in gewohnter Manier und so verschlug es Mario Götze und Robert Lewandowski in bajuwarische Gefilde. Hoeneß bemerkte immer mal wieder, dass die Münchner ja 2005 den Dortmundern mit zwei Millionen Euro aus der Patsche geholfen hatten, als die nach den Niebaum-Meier-Jahren so gar kein Geld mehr hatten.

    Mittlerweile hat sich der BVB wieder halbwegs brav hinter den Münchner einsortiert, Watzke scheidet in einem Jahr als Geschäftsführer aus und Hoeneß scheint derzeit den Spaß am Poltern verloren zu haben. Die Hauptdarsteller der Streitereien heißen nun Max Eberl und Fernando Carro. Der Zwist begann vor einigen Wochen schon vielversprechend, als der Leverkusener Geschäftsführer sagte: „Ich halte von Max Eberl nichts.“ Am Samstag treffen die beiden Klubs erstmals seit der recht eindeutigen Meinungsaussage aufeinander (18.30 Uhr, Sky). Die Zeit scheint reif für eine neue Lieblingsfeinschaft.

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