TORHÜTER
Manuel Neuer (38 Jahre, FC Bayern) Neuer war Welttorhüter, prägte einen neuen Torwartstil und wird als einer der besten Keeper aller Zeiten in jeden Fußball-Almanach eingehen. Aber wie gut der 38-Jährige aktuell noch ist – dazu gehen die Meinungen auseinander. Mancher fordert in der DFB-Auswahl seine Ablösung. Bundestrainer Nagelsmann gehört nicht dazu.
Marc-André ter Stegen (32 Jahre, FC Barcelona) In Spanien wird ter Stegen von der Presse mitunter als "Messi mit Handschuhen" gefeiert. In der Saison 2022/23 wurde der Ex-Gladbacher sogar als Spieler (nicht Torwart!) der Saison ausgezeichnet. Trotzdem war es beim DFB stets so: Vor großen Turnieren erhält Manuel Neuer den Vorzug. Aus seiner Verbitterung macht ter Stegen keinen Hehl.
Oliver Baumann (34 Jahre, TSG Hoffenheim) Der TSG-Keeper ist ein Phänomen: Zu insgesamt 17 Länderspielen wurde er bislang berufen – und hat noch keine Sekunde gespielt. Das wird sich wohl auch bei der EM nicht ändern.
ABWEHR
Nico Schlotterbeck (24 Jahre, Borussia Dortmund) Tolle Anlagen, gute Pässe, Kopfballstärke, Torgefahr: Der BVB-Spieler bringt vieles mit – und macht sich das Leben oft selbst schwer mit unerklärlichen Aussetzern. Deswegen auch kein Stammspieler mehr beim DFB.
Jonathan Tah (28 Jahre, Bayer Leverkusen) Hinter dem 1,95 Meter großen gebürtigen Hamburger liegt die mit Abstand beste Saison seiner Karriere. Bei Meister Leverkusen unumstrittener Leader – und auch beim DFB gesetzt.
Antonio Rüdiger (31 Jahre, Real Madrid) Mancher sieht in ihm den aktuell besten Innenverteidiger der Welt. Fakt ist: Rüdiger ist spätestens bei Real in die allererste Riege der Defensivkräfte aufgestiegen. Beim DFB als Anführer eingeplant.
Waldemar Anton (27 Jahre, VfB Stuttgart) Lief lange völlig unter dem Radar – und in Stuttgart, wie viele andere, zu großer Form auf. Eine der ersten Alternativen in der Innenverteidigung.
Robin Koch (27 Jahre, Eintracht Frankfurt) Seine Berufung kam etwas überraschend – seine Stärken im Spielaufbau und Kopfballspiel sind aber bekannt.
David Raum (26 Jahre, RB Leipzig) Der links verteidigende Tattoo-Fan hat seine Stärken in der Offensive, lieferte alleine der vergangenen Saison zehn Vorlagen. Wird aber erst mal hintanstehen müssen.
Maximilian Mittelstädt (27 Jahre, VfB Stuttgart) Vielleicht die Cinderella-Story des Kaders. Vor einem Jahr stieg der Berliner noch als Ersatzspieler mit seiner Hertha ab – ein Jahr später ist er Stammspieler auf links hinten. Laut Nagelsmann europaweit einer der besten auf dieser oft vakanten Position.
Joshua Kimmich (29 Jahre, FC Bayern) Hinter Kimmich liegt das vielleicht schwerste Jahr seiner Karriere: In München und bei der Nationalmannschaft wurde er von seiner Lieblingsposition im Mittelfeld auf die rechte Außenbahn versetzt. Macht es dort bislang gut, aber auch nicht so überragend wie zu früheren Zeiten. Einer von mehreren Routiniers, die seit Längerem schwächeln.
Benjamin Henrichs (27 Jahre, RB Leipzig) Die Rolle des RB-Verteidigers ist klar: Ersatz für Kimmich auf rechts hinten. Die nimmt der Ex-Leverkusener an, obwohl er im Verein absolute Stammkraft ist.
MITTELFELD
Emre Can (30 Jahre, Borussia Dortmund) kommt statt Aleksandar Pavlovic (20 Jahre, FC Bayern) mit zur EM. Das wurde am Mittwoch bekannt.
Robert Andrich (29 Jahre, Bayer Leverkusen) Wirkt auf dem Platz, als ob er schon 50 Länderspiele hätte, hat aber nur eine Handvoll Spiele im DFB-Trikot absolviert. Passt mit seiner Körperlichkeit, seinem Spielverständnis und seiner Torgefahr perfekt zu Nebenmann Kroos.
Ilkay Gündogan (33 Jahre, FC Barcelona) Wann gibt es in der Nationalmannschaft endlich mal den Vereins-Gündogan zu sehen? Bislang ließ der Kapitän diese Qualitäten immer nur aufblitzen. Die Heim-EM wäre ein guter (und wohl der letzte) Zeitpunkt, das zu ändern.
Toni Kroos (34 Jahre, Real Madrid) Ließ die Kritiker des "Querpass-Tonis" exakt acht Sekunden nach seinem Comeback verstummen, als er die Vorlage auf Wirtz spielte. Nur ein Titel fehlt dem erfolgreichsten deutschen Fußballer der letzten Jahrzehnte noch in seiner Sammlung: die Europameisterschaft. Es würde zur nahezu makellosen Karriere passen, wenn sein letztes Spiel vor dem angekündigten Karriereende diese Lücke schließen würde.
Pascal Groß (32 Jahre, Brighton & Hove Albion): Lange kickte Groß unbeachtet in der Premier League (so was soll es wirklich geben), erst spät erkannte man beim DFB seine Qualitäten. Einer der ersten Ersatzleute im defensiven Mittelfeld.
Florian Wirtz (21 Jahre, Bayer Leverkusen) Als riesiges Talent galt der Kölner schon immer – in dieser Saison explodierte die Formkurve des offensiven Mittelfeldspielers förmlich. Elf Tore und zwölf Vorlagen in der Liga sowie das Double brachten Wirtz ins Blickfeld jedes europäischen Top-Klubs. Dank der Kroos-Vorlage seit Kurzem auch Schütze des schnellsten Tores der DFB-Länderspielgeschichte.
Jamal Musiala (21 Jahre, FC Bayern) Noch ein hochtalentierter Dribbelkünstler mit Torgefahr. Musiala schaffte es sogar, einigermaßen unberührt von der wechselhaften Saison des FC Bayern zu bleiben, legte erneut eine starke Spielzeit hin. Alleine er und Wirtz sollten Grund dafür sein, dass Deutschland immer für ein Tor gut ist.
Chris Führich (26 Jahre, VfB Stuttgart) In der Jugend von Schalke, Dortmund und dem VfL Bochum wurde er aussortiert, gelangte er mit 22 Jahren zum SC Paderborn. Erst da machte es klick, der VfB griff zu. Wegen Verletzungen kam er auch dort lange nicht in die Spur. Das änderte sich bekanntlich in dieser Spielzeit. Könnte auf links ein interessantes Duo mit seinem Vereinskollegen Mittelstädt bilden.
Leroy Sané (28 Jahre, FC Bayern) Auf eine starke Hinrunde folgte für Sané eine gebrauchte zweite Saisonhälfte. Dass er dennoch den Unterschied machen kann, zeigte er in der Königsklasse.
STURM
Thomas Müller (34 Jahre, FC Bayern) Müller spielt immer – seltener. Ist aber als Führungskraft gefragt und hat immer noch Qualitäten, die wichtig sind. Die EM wird wohl die Abschiedsvorstellung beim DFB.
Maximilian Beier (21 Jahre, TSG Hoffenheim) Einer der Shootingstars der abgelaufenen Saison: Mit 16 Toren wurde der gebürtige Brandenburger der beste TSG-Torjäger. Zeigte seine Joker-Qualitäten beim Test gegen die Ukraine – die könnten auch während des Turniers gefragt sein.
Deniz Undav (27 Jahre, VfB Stuttgart) Schon wieder so eine VfB-Karriere: Bis 2020 noch beim SV Meppen, nahm die Karriere ganz schnell ganz viel Fahrt auf. Hat im besten Sinne einen ungehobelten Spielstil und könnte seine Stärken in einem Stuttgart-Block ausspielen.
Niclas Füllkrug (31 Jahre, Borussia Dortmund) Der einzige echte Mittelstürmer im Kader – und das mit einer echten Mittelstürmer-Quote: Für seine elf Länderspieltore benötigte er nur 15 Einsätze. Duelliert sich mit Havertz um einen Stammplatz.
Kai Havertz (24 Jahre, Arsenal London) Ist kein klassischer Mittelstürmer – aber ein Angreifer, der stärker über die Technik kommt, flexibler auftritt.
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