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DTM: Die Äbte auf der Überholspur

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Die Äbte auf der Überholspur

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    Bereit für den Kampf an der Spitze: Abt Sportsline reist mit Kelvin van der Linde als Führender der Gesamtwertung zum DTM-Rennen an den Norisring in Nürnberg.
    Bereit für den Kampf an der Spitze: Abt Sportsline reist mit Kelvin van der Linde als Führender der Gesamtwertung zum DTM-Rennen an den Norisring in Nürnberg. Foto: Ralf Lienert

    Es sieht kinderleicht aus: Nur zwei Kurven und dazwischen zwei fast Vollgas-Geraden auf einem 2,1 Kilometer kurzen Kurs. Der Norisring in Nürnberg kommt unscheinbar daher. Doch der Stadtparcours am Dutzendteich stellt die Teams und Fahrer vor Herausforderungen. In rund zwei Wochen haben die Organisatoren des Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) den einzigen Stadtkurs errichtet. Auf öffentlichen Straßen wurden dreistöckige Leitplanken montiert, kilometerlange Stromleistungen verlegt und 600 Reifenstapel aufgestellt. Auslaufzonen oder Kiesbetten sucht man vergeblich. Wer sich verbremst, läuft schnell Gefahr, seinen Boliden an die Mauer zu setzen. Abgefahrene Seitenspiegel sind Standard in den Rennen. Die Zuschauer erleben Vollgas-Duelle, bevor die Piloten vor den Spitzkehren in die Bremsen steigen müssen, um ihre Boliden um die Kurven zu lenken. Seit 1984 gastiert die DTM am Norisring. Bis zu 250.000 Fans reisen zum Monaco der DTM. Viele von ihnen sitzen auf der Steintribüne am Zeppelinfeld, die in den 30er-Jahren von Hitler für Nazi-Propaganda-Veranstaltungen missbraucht wurde. In diesem Jahr erleben die Fans ein besonderes Rennen. Die Tourenwagen-Serie feiert in Franken ihr 40-jähriges Jubiläum.

    Als Spitzenreiter reist Kelvin van der Linde zu den beiden Rennen am Samstag und Sonntag (jeweils 13/live auf Pro Sieben). Der gebürtige Südafrikaner, der vor wenigen Tagen den deutschen Pass erhielt, fährt für Abt Sportline. Die Äbte aus Kempten sind der Rennstall mit der größten DTM-Erfahrung und blicken auf 25 Jahre in der DTM zurück. Mit 76 Siegen, 256 Podien, fünf Fahrer- und fünf Teamtiteln ist es das erfolgreichste aktive DTM-Team. Für Hans-Jürgen Abt, CEO der Abt-Gruppe, ein Grund auf die ersten Stunden zurückzublicken. Die Idee, in der „wichtigsten Meisterschaft im deutschen Motorsport“ (Abt) zu starten, sei aus der Not heraus geboren. „1998 waren wir Audi-Werksteam in der STW (Supertourenwagen-Meisterschaft, Anm. d. Red.). Als sich Audi entschieden hat, im großen Stil nach Le Mans zu gehen, haben wir als Privatteam in der STW weitergemacht. Plötzlich gab es die STW nicht mehr. Das heißt, wir hatten ein professionelles Team aufgebaut, aber kein Betätigungsfeld mehr“, erinnert sich der Firmenchef. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion sei das TT-Konzept entstanden. „Mit einem einzigen Blatt Papier und einer Zeichnung haben wir uns bei der ITR (Dachorganisation bis 2020) beworben. Es war gar nicht so einfach, überhaupt eine Startgenehmigung in der DTM zu bekommen.“

    Abt baut ein Auto in 100 Tagen

    In lediglich 100 Tagen bauten die Kemptener ein Rennauto auf. „Das war verrückt. Das würde es heute in dieser Form nicht mehr geben“, erzählt Abt. Irgendwie schaffte es die Garagenmannschaft aus dem Allgäu. Das Rollout, der letzte und entscheidende Funktionstest, fand am Renn-Wochenende in Hockenheim statt. Eigentlich ein Unding. Die Kemptener waren weit weg von der Spitze. „Aber diese Herkulesaufgabe hat uns alle zusammengeschweißt“, erinnert sich der Firmenchef. Irgendwann überholte der Abt-Audi die Opel und später auch Mercedes, die damals dominierende Marke.

    Der letzte Titelgewinn liegt vier Jahre zurück. Der neue Sponsorenpartner Red Bull verleiht seit Jahresbeginn vielleicht keine Flügel, aber es gab neuen Schub. Kelvin van der Linde, der mit seinem Bruder Sheldon (fährt für BMW in der DTM) in Kempten eine Männer-WG bewohnt, führt die DTM-Wertung an. Der Schweizer Ricardo Feller liegt an Platz drei. Der Chef ist ein Fan von beiden: „Kelvin ist von der Performance her einer der besten im DTM-Fahrerlager und auch den Grundspeed von Ricardo schätze ich sehr. Beides sind starke Charaktere. Aber ich habe sie lieber in einem Team und handle sie, als dass sie gegen uns fahren würden.“ Mit Siegen in Nürnberg könnten die beiden Abt-Piloten dem 25-jährigen DTM-Jubiläum des Rennstalls die Kirschen auf die Torte setzen.

    Als Privatteam sind die Allgäuer unabhängiger

    Die Allgäuer sehen ihre Zukunft weiter als Privatteam in der DTM. Hans-Jürgen Abt ist glücklich darüber, dass man nach der jahrelangen Zusammenarbeit mit Audi als Werksteam nun wieder eigene Wege geht. „In den letzten Jahren der Werksdynastie konnten wir ja nicht einmal mehr an unseren eigenen Setups arbeiten. Alles war gläsern. Wenn wir etwas geändert haben, wussten das auch die anderen Teams von Phoenix und Rosberg.“ Die Boxenstopps, die die Allgäuer Garagenmannschaft in einem eigenen Trainingsareal auf dem Firmengelände seit Jahren übt, seien am Ende der einzige Bereich gewesen, in dem man sich unterscheiden konnte. „Das war nicht mein Anspruch. Es ging nur noch um das Auto und die Marke. Schon im vierten Rennen wurde festgelegt, auf welchen Fahrer man setzt. Für mich war das nicht mehr real racing, wie wir es heute wieder haben: kämpfen, Spaß haben und auf der Strecke etwas riskieren.“ Das will der Firmenchef auch beim Jubiläum von Abt Sportsline und der DTM am Wochenende am Dutzendteich sehen. Im Idealfall mit seinen Piloten ganz vorn.

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