Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Deutschlands künftige Torhüter-Lücke: Wer folgt nach Neuer und ter Stegen?

Fußball-Nationalmannschaft

Neuer, ter Stegen – und dann? Deutschlands Status als Torhüterland bröckelt

    • |
    • |
    Manuel Neuer (r.) ist die Vergangenheit in DFB-Tor, Marc-André ter Stegen die Gegenwart - die Zukunft hingegen ist völlig offen.
    Manuel Neuer (r.) ist die Vergangenheit in DFB-Tor, Marc-André ter Stegen die Gegenwart - die Zukunft hingegen ist völlig offen. Foto: Federico Gambarini, dpa

    Erst kürzlich war Bernd Leno anlässlich eines Testspiels seines aktuellen Vereins, dem FC Fulham, gegen die TSG Hoffenheim in Deutschland. Der Torwart ist mittlerweile 32 Jahre alt und hierzulande etwas vom Radar verschwunden. Das dürfte sich in Zukunft ändern. Denn mit dem Rücktritt von Manuel Neuer aus der Nationalmannschaft wird ein Platz frei, auch für Leno. Schon bei der EM wäre der ehemalige Stuttgarter und Leverkusener im Kader gewesen, wenn er sich nicht verletzt hätte. Zu seiner Perspektive im DFB-Aufgebot befragt, sagte Leno am Rande des Spiels hinsichtlich eines Konkurrenten bei der TSG, Oliver Baumann, dem Kicker: „Wir sind nicht mehr die Jüngsten. Wenn man das Alter der Torhüter zuletzt anschaut, sind das zusammengerechnet über hundert Jahre.“

    Es war ein Spaß, der aber inhaltlich ins Schwarze traf. Denn tatsächlich war die Torhütersektion im EM-Kader der Posten mit dem höchsten Durchschnittsalter: Manuel Neuer, der nun seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkündete, ist 38 Jahre alt. Sein bisheriger Stellvertreter und künftiger Nachfolger Marc-André ter Stegen 32, die Nummer drei Baumann 34. Als Kandidaten kommen noch der Frankfurter Kevin Trapp (34), Leno (32) und der in diesem Kontext fast schon jugendlich wirkende Alexander Nübel hinzu, der zarte 27 Lenze auf dem Buckel hat. Wenn ter Stegen bei der WM 2026 sein erstes Turnier bestreiten wird, ist er 34 Jahre alt. Junge aufstrebende Torhütertalente stehen zumindest nach derzeitigem Stand nicht Schlange. Anders formuliert: Nach Neuer und ter Stegen kommt erst mal nichts.

    Lenos Rückkehr auf Deutschlands Torhüter-Radar

    Deutschland, das einstige Torhüterland mit einem scheinbar unerschöpflichen Nachschub an jungen Top-Keepern, hat in dieser Hinsicht massiv an Boden eingebüßt. Ein Blick auf die Bundesliga zeigt, dass viele Teams eher auf ausländische Schlussleute setzen: RB Leipzig setzt auf den Ungarn Peter Gulacsi, Meister Leverkusen auf den Finnen Lukas Hradecky, bei Wolfsburg ersetzt der polnische Keeper Kamil Grabara die langjährige Nummer eins aus Belgien, Koen Casteels. Und dann gibt es natürlich die Schweizer Torhüterimporte, die sich seit Jahrzehnten größter Beliebtheit erfreuen: Dortmund hat Gregor Kobel, Gladbach Jonas Omlin und setzte jahrelang auf Yann Sommer. Marwin Hitz stand lange im FCA-Kasten.

    Beim DFB ist das Problem einer drohenden Torhüter-Ebbe bekannt, mit dem Projekt „N28“ soll ein Keeper für die EM 2028 gesucht werden – dann wäre ter Stegen schon 36 Jahre alt. Letztlich kann der Verband aber nur Hilfestellungen geben. Letztlich sind die Vereine aber gefragt, ihre Spieler zu entwickeln, und – fast noch wichtiger – ihnen rechtzeitig das Vertrauen zu schenken. Das Problem bei Torhütern: Hier werden Fehler meist sofort durch Tore bestraft. Kaum ein Bundesliga-Klub mit Ambitionen hat den Mut oder die Geduld, seinem Schlussmann diese Eingewöhnungszeit zu schenken. Der Druck, sofort auf höchstem Niveau funktionieren zu müssen, während die Anforderungen immer größer werden, wird seit Jahren auch für den Umstand ausgemacht, dass in der reichsten Liga der Welt, der englischen Premier League, kaum englische Keeper spielen. Stattdessen ist es einfacher, sich einen fertigen Schlussmann aus dem Ausland zu holen.

    Ajax Amsterdam soll Interesse an einer Verpflichtung von Frankfurts Ersatztorwart Diant Ramaj haben.
    Ajax Amsterdam soll Interesse an einer Verpflichtung von Frankfurts Ersatztorwart Diant Ramaj haben. Foto: Tom Weller, dpa

    Bei Ajax Amsterdam spielt Diant Ramaj, der die Lücke vielleicht füllen könnte

    Vielleicht führt der Weg eines neuen Nationaltorhüters ja über das Ausland? Nach Marktwerten gerechnet, ist übrigens ein Mann der zweitwertvollste deutsche Torwart hinter ter Stegen (28 Millionen), den hierzulande kaum jemand kennt: Diant Ramaj (18 Millionen). Der 22-jährige Deutschkosovare ist Stammtorhüter bei Ajax Amsterdam und wechselte im vergangenen Sommer aus Frankfurt in die Niederlande, weil er an Kevin Trapp im Eintracht-Tor nicht vorbei gekommen war. In Amsterdam verstehen sie sich darauf, Talente zu fördern. Notfalls für den DFB.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden