Den deutschen Basketballern war am frühen Dienstagnachmittag anzusehen, dass sie gerade Schwerstarbeit verrichtet hatten, als sie durch die Mixed Zone gingen. Verschwitzt, ausgepumpt, mancher zerkratzt, aber alle mit einem Lächeln im Gesicht. Griechenland hatte ihnen im olympischen Viertelfinale alles abverlangt. Nach einem miserablen Start kämpfte sich die Mannschaft von Bundestrainer Gordon Herbert aber zurück und gewann 76:63 (36:36).
„Es war das Spiel, das wir erwartet hatten. Wir wussten, dass es richtig hart werden würde. Sie haben mit starker Physis begonnen“, sagte Herbert, dessen Team nach den ersten zehn Minuten 11:21 zurück gelegen hatte. Erst im zweiten Viertel änderten sich Kräfteverhältnisse Stück für Stück. Das hatte vor allem damit zu tun, dass von der Bank frische Energie aufs Spielfeld kam. Die zweite Reihe habe einen tollen Job gemacht, lobte dann auch der Bundestrainer. „Wir sind ruhig geblieben, wir sind zusammengeblieben. Und wir haben in der Defensive den Gameplan ein bisschen geändert.“
Olympia 2024: Die Griechen legten los wie die Feuerwehr
Das war auch dringend nötig, denn die Griechen um ihren NBA-Star Giannis Antetokounmpo legten los wie die Feuerwehr. Vorn trafen sie alles, hinten ließen sie kaum etwas zu. Die deutsche Defensive, beim klaren Sieg gegen Gastgeber Frankreich zum Vorrunden-Abschluss in Lille noch das Prunkstück, präsentierte sich dieses Mal löchrig. Gleichzeitig fanden in der Offensive in den ersten zehn Minuten nur 26 Prozent der Würfe aus dem Feld ihren Weg in den Korb.
Unter den Augen von Basketball-Legende Dirk Nowitzki mussten die Griechen dann aber dem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Deutschland kam immer besser in die Partie und übernahm mehr und mehr die Kontrolle. „Ich hatte das ganze Spiel zu kämpfen, aber wir haben ein tolles Team. Franz Wagner (Topscorer mit 18 Punkten, Anm. d. Red.) hat einen großartigen Job gemacht. Jeder von der Bank hat die Energie gebracht, die heute nötig war“, fasste ein selbstkritischer Dennis Schröder zusammen, der nicht seinen besten Tag erwischt hatte. „Wir haben als Team super reagiert. Wir haben das Spiel gedreht und gewonnen.“
Drittes Edelmetall bei einem großen Turnier ist in greifbarer Nähe
Nach Bronze bei der Heim-EM 2022 und Gold bei der WM im vergangenen Jahr ist das nächste dritte Edelmetall bei einem großen Turnier in greifbarer Nähe. Bereits am Donnerstag geht es weiter, dann wartet der Sieger der Partie zwischen Frankreich und Kanada (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet). Moritz Wagner warnte unmittelbar nach dem Sieg gegen Griechenland aber davor, „jetzt in diese deutsche Euphorie zu verfallen. Da gibt es ja immer nur fantastisch oder ganz schlecht.“ Man ernte jetzt eben die Früchte der jahrelangen Arbeit. Das sei auch eine Mentalitätsfrage. „Sich trauen zu sagen, dass man erfolgreich spielen kann als Team. In Deutschland ist man da immer ein bisschen vorsichtig und hat Angst, jemand auf die Füße zu treten und dann muss man auch noch eine Behörde fragen. Es ist aber okay, es einfach mal zu machen. Diese Mentalität ist vor allem im Sport wichtig.“
Spätestens seit dem WM-Titel ist dieser Mannschaft alles zuzutrauen. Das hat auch damit zu tun, dass sie sich von Rückschlägen nicht (mehr) aus der Bahn werfen lässt. „Das ist ja nicht Regionalliga hier“, antwortete Moritz Wagner auf die Frage, warum sich die deutsche Auswahl am Anfang so schwergetan habe. „Auch wenn es mal schlecht läuft, muss man zusammen finden. Die anderen versuchen ja auch zu gewinnen. Die Griechen sind stark. Physisch, energetisch, die haben Bock. Da musst du deine Kräfte über vier Viertel sammeln und ganz geduldig durchziehen.“
Zwei Siege fehlen noch zum großen Ziel
Bisher ist die deutsche Mannschaft ungeschlagen durch das Turnier marschiert. „Wir hatten uns als Ziel gesetzt, jedes Spiel zu gewinnen. Es fehlen noch zwei und jetzt können wir es genießen. Wir haben ein Ziel und da hören wir nicht auf, egal, wer kommt“, kündigte Daniel Theis an. Dieses Selbstbewusstsein ist fast schon mit Händen zu greifen. Gleichzeitig hat es Herbert geschafft, eine Einheit zu formen, in der die Chemie stimmt. Das war schon während der WM eines ihrer Erfolgsgeheimnisse. „Es ist großartig, mit dieser Mannschaft zu spielen. Wir sind wie Brüder, wie eine Familie - und das ist nicht nur so dahingesagt, das ist wirklich so. Ich liebe jeden einzelnen von den Jungs“, schwärmte Schröder. Und: „Wir haben jetzt schon Geschichte geschrieben mit dem Einzug ins Halbfinale. Wir haben uns Schritt für Schritt verbessert und hoffentlich gelingt uns das auch noch für zwei weitere Schritte.“
Im Idealfall findet das Abenteuer Frankreich also einen goldenen Abschluss. Gleiches können auch die Basketballerinnen schaffen. Am Mittwoch treffen die deutschen Frauen in ihrem Viertelfinale ab 18 Uhr auf Gastgeber Frankreich.
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