Zur Halbzeit steht es bei der Vierschanzentournee 2:0 für Österreich. Ist es ein Vorteil, erst die beiden Auswärtsspiele auf den deutschen Schanzen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen zu haben und nun die beiden Heimspiele in Innsbruck und Bischofshofen? Andreas Widhölzl, Cheftrainer eines in der Gesamtwertung führenden Austria-Trios lacht, nickt und sagt: „Publikumsmäßig definitiv.“ Schanzentechnisch wahrscheinlich auch.
Jan Hörl, Zweiter der Gesamtwertung, gewann vor einem Jahr am Bergisel, wo am Samstag (13.30 Uhr/ARD und Eurosport) die dritte Wertung ansteht, Stefan Kraft (Gesamtdritter und Sieger des Auftaktspringens) gewann Bischofshofen, wo es am Sonntag in der Qualifikation und am Dreikönigstag (je 16.30 Uhr/ZDF) weitergeht. Dass der kultige Kessel von Innsbruck erstmals seit 2016 mit 22.500 Zuschauern ausverkauft ist, überrascht nicht. Ein anderer Fakt schon.
Mehr deutsche als österreichische Fans im Stadion
Der Zündstoff für prächtige Stimmung an der Bergiselschanze: Der Österreicher Daniel Tschofenig (Sieger des Neujahrsspringens) führt die Gesamtwertung mit Halbzeit-Punkterekord an (622,5); erstmals liegen zur Halbzeit drei Österreicher vorne; die Entscheidung findet diesmal nicht unter der Woche, sondern an einem Samstag statt. Überraschend: „Das Gros der Zuschauer kommt aus Deutschland (9000)“, schreibt die Tiroler Tageszeitung, aus Österreich seien es nur 8500. Der Rest verteile sich vor allem auf Norwegen und Polen.
Deutscher Skispringer Karl Geiger freut sich auf Innsbruck
„Ich freue mich, dass ausverkauft, das Interesse am Skispringen sehr groß ist“, sagt Andreas Widhölzl, der dankbar ist, dass auch die deutschen Springer vor der Tournee vom Podium gegrüßt haben: „Es freut uns, dass vor allem Pius so gut ist.“ Denn das lockt deutsche Fans nach Österreich. Karl Geiger frohlockt: „In Innsbruck ist es immer ähnlich laut wie zu Hause.“ In Oberstdorf sei es hingegen ganz schön still gewesen, als die Österreicher gesprungen seien.
Die sind froh, dass sie über dem Berg, zurück zu Hause sind. „Wie ich die Spur in Garmisch hasse“, hat Stefan Kraft am Neujahrstag gesagt, „ich bin froh, dass wir nach Innsbruck fahren.“ Für viel Aufmerksamkeit hat da auch Jan Hörl gesorgt, quasi der Oliver Kahn des österreichischen Skispringens: Im zweiten Durchgang des Neujahrsspringens habe er aus seinen Fehlern gelernt, „ich habe die Eier wieder in die Hand genommen“.
Österreicher Daniel Tschofening spürt keinen Druck
Doch Erfolg erzeugt Druck im Kessel – man frage nach bei Pius Paschke. Andreas Widhölzl bleibt gelassen, Stichwort Druckverteilung: „Zuletzt lag der Druck immer bei Stefan Kraft. Das Gewicht ist jetzt aufgeteilt. Das macht es feiner für alle.“ Daniel Tschofenig, 22 Jahre junge coole Socke, bestätigt am Donnerstag im Österreicher-Hotel Seppl in Mutters beim Medientermin: „Nein, Druck spüre ich nicht wirklich. Weil ich weiß: Ich bin nicht der Einzige, der es reißen muss, der gewinnen muss.“
Vielleicht ist das Gelbe Trikot als Punktbester des Gesamtweltcups, das er von Pius Paschke übernommen hat und erstmals trägt, schwerer? „Auch im andersfarbigen Trikot springe ich nicht weiter oder kürzer.“ Hobbygolfer Tschofenig weiß: „Ab einem gewissen Punkt kommst du in so eine Art Flow rein, du weißt einfach, dass es funktioniert. Ich weiß: Wenn ich meine sieben Zwetschgen beieinander habe, dann fliegt es eben.“
Bleibt die Frage, ob es auch für Andreas Wellinger, der in Österreich lebt, in Innsbruck ein Heimspringen ist? „Es reicht, wenn wir einen Österreicher im Team haben“, sagt er über Cheftrainer Stefan Horngacher. „Schwarz-Rot-Gold ist meine Farbenkombination.“ Das gilt am Samstag auch für Mehrheit der Fans im Bergiselstadion.
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