Die deutschen Basketballer waren mit dem Ziel, Gold zu gewinnen, in das olympische Turnier gegangen. Seit Donnerstagabend steht fest, dass sie das nicht mehr schaffen können. Im Halbfinale unterlag die DBB-Auswahl gegen Frankreich mit 69:73. „Nach dem ersten Viertel haben sie uns aus dem Rhythmus gebracht. Ihre Defensive hat das heute gut gemacht“, fasste es Franz Wagner treffend zusammen. Am Samstag (11 Uhr) bleibt im Spiel um Platz drei nun noch die Chance auf Bronze. „Das ist bitter, aber wir müssen jetzt irgendwie ganz schnell wieder den Fokus auf die Medaille richten“, kündigte Andreas Obst an.
Auf den Rängen waren die Rollen klar verteilt
Zumindest auf den Rängen dürfte es dann wieder ausgeglichener zugehen, denn im Halbfinale waren die Rollen diesbezüglich von Anfang an klar verteilt. Als die deutsche Mannschaft zum Aufwärmen auf das Parkett kam, empfing sie dort ein gellendes Pfeifkonzert. Unter den 20.000 Zuschauern in der Halle war nur ein verschwindend kleiner Teil aus Deutschland. Die Gastgeber gaben den Ton an und feierten jede gelungene Szene ihres Teams frenetisch. Das allerdings war auch schon beim ersten Aufeinandertreffen so gewesen. In Lille hatten sich die beiden Teams während der Vorrunde gegenübergestanden. Das dortige Pierre Mauroy Stadium fasst sogar 27.000 Menschen. Der Gegenwind von den Rängen hatte die DBB-Auswahl dort aber eher angestachelt. Deutschland gewann nach einem starken Auftritt mit 85:71. „In Lille haben wir das relativ schnell geklärt, dass die Halle so ein bisschen gegen das eigene Team war. Das haben wir heute nicht geschafft“, sagte Johannes Voigtmann. „Das macht schon was mit den Franzosen, wenn die ganze Halle hinter denen steht. Das gibt Selbstvertrauen.“ Dazu kam, dass ein Großteil der knappen Entscheidungen der Schiedsrichter zugunsten der Hausherren ausfielen.
Dirk Nowitzki als Zuschauer brachte kein Glück
Daran konnte auch Dirk Nowitzki nichts ändern, der wieder auf seinem Klappstuhl am Spielfeldrand Platz genommen hatte. Schon am Vortag war er dort gesessen, als die deutschen Basketballerinnen im Viertelfinale ebenfalls gegen Frankreich verloren hatten. Anders als die Frauen begannen die Männer aber zumindest stark. Sie dominierten sofort. Frankreich nahm schon nach knapp drei Minuten beim Stand von 2:12 die erste Auszeit. Nichts zu sehen bis dahin von Frankreichs NBA-Star Victor Wembanyama. Der 20-Jährige gilt als Jahrhunderttalent, nicht zuletzt wegen seiner Körpergröße von 2,24 Meter. Wie seine ganze Mannschaft kam er erst langsam auf Touren. Zur Halbzeit stand es dann aber schon 33:33. Nach dem Seitenwechsel erarbeiteten sich die Gastgeber mehr und mehr Spielanteile und verdienten sich den Sieg. „Wir haben zu viele einfache Fehler gemacht, auch defensiv. Zu viele zweite Chancen gegeben und vorn nie so richtig ein Mittel gefunden. Das war dann offensiv nicht gut genug“, analysierte Voigtmann. Auf wen die Franzosen im Finale treffen, entschied sich erst am späten Donnerstagabend im zweiten Halbfinale zwischen den USA und Serbien. Das Spiel war bei Redaktionsschuss noch nicht beendet. Der Verlierer wird Deutschlands Gegner im Spiel um Bronze.
Am Samstag soll zumindest Bronze geholt werden
Die Enttäuschung der Niederlage gegen Frankreich bis dahin aus den Köpfen zu bekommen, ist die zentrale Aufgabe für diesen Freitag. „Wir werden alles probieren, um am Samstag zu gewinnen“, kündigte Franz Wagner an. Und: „Wir sind alles Menschen und werden aus dem Spiel lernen und dann hoffentlich ein bisschen besser spielen.“ Verantwortlich dafür ist Bundestrainer Gordon Herbert. Der wollte sich in den Interviews unmittelbar nach der Niederlage dann auch gar nicht allzu lange mit deren Analyse aufhalten. Er gratulierte den Gastgebern und attestierte ihnen ein sehr körperbetontes Spiel, mit dem sie sich durchgesetzt hätten. Die letzten fünf Minuten der ersten Hälfte und die ersten fünf der zweiten seien die entscheidenden gewesen. „Da haben sie uns kontrolliert. Das waren harte zehn Minuten. Da sind sie in Führung gegangen und habe diese bis zum Ende verteidigt. Wir haben in der Phase einfach zu viele Rebounds hergegeben.“
Inklusive Vorbereitung war das Halbfinale bereits das vierte Aufeinandertreffen mit Frankreich in den vergangenen vier Wochen, gleichzeitig aber auch das wichtigste. Um das frustrierende Ergebnis aufzuarbeiten, werde er an diesem Freitag viele Gespräche mit seinen Spielern führen, kündigte Herbert an. „Natürlich sind wir jetzt enttäuscht. Aber wenn wir morgen aufwachen, müssen wir die Köpfe wieder hochnehmen.“ Für Herbert selbst wird das Bronze-Spiel der letzte Auftritt als Bundestrainer. Er verlässt den DBB und geht als Cheftrainer zum Bundesligisten FC Bayern.
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