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Der türkische Präsident Erdogan benutzt Ex-Fußballstar Mesut Özil für seine Politik.

Kommentar

Erdogan, Özil und der Wolfsgruß – es bleibt ein Unbehagen zurück

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    Mesut Özil (M) steht hinter Recep Tayyip Erdogan (r), Präsident der Türkei, und seiner Frau Emine Erdogan (l) beim Spiel der Türkei in Berlin.
    Mesut Özil (M) steht hinter Recep Tayyip Erdogan (r), Präsident der Türkei, und seiner Frau Emine Erdogan (l) beim Spiel der Türkei in Berlin. Foto: Sebastian Christoph Gollnow, dpa

    Recep Tayyip Erdogan ist begeisterter Fußballfan. Und er ist der Staatschef, der das Spiel wie kein Zweiter für politische Zwecke einspannt. Für Erdogan ist der Fußball die Fortsetzung seiner Politik mit anderen Mitteln. Er ließ extra ein wichtiges Treffen mit anderen Staatschefs sausen, um für die EM-Partie der Türken gegen die Niederlande nach Berlin zu fliegen. Deutsch-Türken sollten bei diesem Spiel vor allem Türken sein.

    Erdogan hatte einst ihre Angleichung an die deutsche Gesellschaft als Verbrechen bezeichnet. Sein Bild der türkischen Nation ist das einer starken, stolzen und kämpferischen. Das Zeigen des Wolfsgrußes? Kein Problem für ihn, die Deutschen tragen ja schließlich einen Adler auf der Brust und in diesem Fall beschwert sich auch keiner. Nun zieren die Wappen vieler Nationen Raubtiere und die Friedenstaube ist selten darunter.

    Erdogan spaltet das Volk – daheim und im Ausland

    Doch der Wolfsgruß ist nicht harmlos, sondern das Erkennungszeichen der türkischen Nationalisten. Sie sind verantwortlich für Verbrechen gegen Minderheiten der Kurden, Aleviten und Jesiden. Auch Erdogan hat in seiner langen Karriere oft genug Politik auf ihrem Rücken gemacht. Der türkische Staat bekämpft die Kurden im eigenen Land seit Jahrzehnten militärisch. Auch in Deutschland leben Kurden, Aleviten und Jesiden. Für sie ist es sicher nicht leicht, den tausendfach gezeigten Wolfsgruß als Zeichen des losgelösten Überschwanges emotionaler Fußballfans zu lesen. Statt die verschiedenen Volksgruppen seines Landes zu integrieren, stachelt der Präsident als Staatsoberhaupt die Mehrheit der Türken gegen die Minderheiten auf. Und selbst im Ausland tut er es

    In Deutschland hat er dafür Ex-Nationalspieler Mesut Özil instrumentalisiert, der sich aber auch bewusst dafür hergibt und an seiner Seite im Stadion zeigt. Die Brust des einstigen Starspielers ziert ein Wolf. Özil hat sich einst enttäuscht von Deutschland abgewendet, das ihn zum Türken abstempelte, wenn es sportlich nicht lief. Eine politische Heimat hat er im aggressiven Türkentum gefunden, weil Deutschland die seine nie richtig werden konnte. Özil ist ein Spiegel vieler Deutschtürken. Von diesem Spiel bleibt ein Unbehagen zurück.

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    1 Kommentar
    Wolfgang Schwank

    Ja, dieser Gruß ist ein Symbol für rechten Nationalismus und Verbrechen an Minderheiten. Er gehört, ebenso wie die daztugehörigen Organisationen verboten, Frankreich und Österreich beispielsweise haben dies längst getan. Und doch zeigt uns das Ganze nur, wie halbseiden Integration politisch umgesetzt, gefördert und gefordert wurde und wird. Die Empörung jetzt, in Politik und Gesellschaft und auch in der Medienlandschaft ist teils heuchlerisch. Als im Frühjahr 2023 zu Zeiten des Präsidentenwahlkampfes in der Türkei Herr Kilicdaroglu diese unappetitliche Geste zeigte, dazu noch von der Ausweisung der in der Türkei lebenden Flüchtlige fabulierte, empörte das niemanden. Er blieb trotzdem der (dann ungekrönte) Held und Demokrat. Gestern umbedeutend und heute ein medialer Aufhänger. Egal ob Herr Kilicdaroglu, Sportsfreund Demiral oder die aufgepeitschten Massen - diese Geste ist Symbol für Menschenfeindlichkeit, Hass und Greuel.

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