FCA zeigt bei Bundesliga-Meisterfeier von Bayer Leverkusen Anstand

Als die großen Feierlichkeiten in der ausverkauften BayArena begannen, da hatten sich die Spieler und Verantwortlichen des FC Augsburg ganz an den Rand der Heimstatt des neuen deutschen Meisters zurückgezogen. Tapfer hatte der FCA versucht, als letzte Mannschaft der Bundesliga Bayer Leverkusen zu schlagen. Vergebens. 1:2 (0:2) hieß es am Ende aus Sicht des FCA. Bayer blieb auch im 34. Bundesligaspiel ungeschlagen und überstand so als erstes Team in 61 Jahren Bundesliga eine Saison ohne Niederlage.

Die Meisterschale und der Meistertrainer sind bei den Fans von Bayer Leverkusen in der Nordkurve

Leverkusen hatte nicht nur die Vorherrschaft des FC Bayern beendet, die Invincibles, die Unbesiegbaren, hatten deutsche Fußball-Geschichte geschrieben. Um 17.37 Uhr übergaben dann die beiden Geschäftsführer der DFL, Marc Lenz und Steffen Merkel, die Meisterschale an Bayer-Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky – begleitet von einem rot-schwarzen Konfetti-Regen.

Den größten Sonder-Jubel beim Gang auf das Podium hatte Meister-Macher Xabi Alonso bekommen. Der Spanier, der als Spieler mit dem FC Bayern dreimal den Titel holte, gilt als der Baumeister des Bayer-Triumphs und nicht gerade als Feierbiest. Doch an diesem besonderen Tag zeigte der 42-jährige Baske auch eine andere Seite. So folgte er seinem Kapitän und der Meisterschale zu den Bayer-Fans in die Nordkurve des Stadions. Er ließ sich von zwei Vorsängern am Zaun hochziehen, um in die Jubeltraube einzutauchen.

FC Augsburg betrachtet die Meisterfeier von Bayer Leverkusen aus der Ferne

Das alles beobachteten die FCA-Spieler und die Verantwortlichen mit Abstand und zeigten dabei sehr viel Anstand, da sie nicht gleich in der Kabine verschwanden. "Da war so viel Energie und Stimmung drin", sagte Sportdirektor Marinko Jurendic später in den Mixedzone als draußen noch kräftig weitergefeiert wurde. "Es ist die Anerkennung für die beste Mannschaft der Saison." Auch FCA-Trainer Jess Thorup zollte Bayer großen Respekt: "Leverkusen hat die Meisterschaft mehr als verdient. Hier wurde in den letzten Jahren viel aufgebaut. Es ist ein Riesenerfolg für Leverkusen."

Fünf Niederlagen in Folge sind Negativrekord für den FCA in der Bundesliga

Thorup und seine Spieler hatten sich noch vor dem Beginn der Festivitäten von den mehr als 3000 mitgereisten FCA-Fans verabschiedet und ebenfalls viel Beifall erhalten. Zwar bedeutete das 1:2 die fünfte Niederlage in Folge, ein Bundesliga-Negativ-Rekord für den FCA, doch stand der Klassenerhalt schon frühzeitig fest. Zudem hatte der FCA viel dazu beigetragen, dass Bayer Leverkusen für den historischen Erfolg richtig arbeiten musste. Danach hatte es aber nach knapp einer halben Stunde gar nicht ausgesehen. 2:0 führte Bayer durch Treffer von Victor Boniface (12.) und Nationalspieler Robert Andrich (27.) und der FCA hatte dabei mehr als Schützenhilfe durch einen dicken Patzer von Torhüter Tomas Koubek und einer missglückten Abwehr von Felix Uduokhai geleistet. 

FCA fordert Bayer Leverkusen in der zweiten Halbzeit

Doch der stark ersatzgeschwächte FCA – Kristijan Jakic und Ruben Vargas waren nicht rechtzeitig fit geworden – fing sich und lieferte sich mit dem neuen Meister in der zweiten Hälfte einen munteren Schlagabtausch. Das 18-jährige Eigengewächs Mert Kömür feierte nicht nur sein Startelf-Debüt, sondern löste mit dem Anschlusstreffer (62.) zum 1:2 Kevin Danso als jüngsten Augsburger Bundesliga-Torschützen ab.

Und da Tomas Koubek mit einigen Weltklasse-Paraden einen weiteren Bayer-Treffer verhinderte, mussten die Gastgeber bis zum Schluss zittern und durften sich bei ihrem Torhüter Hradecky bedanken, der einen Schuss des eingewechselten Pep Biel reaktionsschnell entschärfte, dass es beim 28. Saisonsieg blieb. 

FCA beendet Bundesliga-Saison auf Platz elf

"Wenn wir die Fehler nicht machen, hätten wir heute hier etwas holen können", bilanzierte Sportdirektor Jurendic. Am Ende war er aber froh, dass "wir uns mit Anstand aus der Saison verabschiedet haben". Das sah auch sein Trainer so. "Wir haben die zweite Halbzeit überragend gespielt, hatten dann noch drei, vier Chancen zum Ausgleich, auch wenn Bayer auch einige Möglichkeiten hatte", sagte Thorup und fügte an: "Ich will jetzt nicht über acht, neun verletzte Spieler reden, für mich war es eine ordentliche Leistung am letzten Spieltag." Dass er mit seinem Team mit 39 Punkten in der Endabrechnung auf Platz elf landete, bewertete Thorup mit gemischten Gefühlen. "Das ist die drittbeste Platzierung in der Vereinsgeschichte. Das bedeutet, wir sind auf einem guten Weg. Aber wir waren für vier, fünf Wochen sogar Siebter. Mit Europa hat es leider nicht geklappt, aber es hat uns gezeigt, wenn wir keine Verletzten haben und unsere Leistung bringen, dann können wir mit allen Mannschaften mithalten."

Bayer Leverkusen bestreitet noch zwei Endspiele

Für Thourp und sein Team geht es jetzt in den Urlaub. Für Xabi Alonso und seine Mannschaft geht die Titeljagd weiter. "Ich brauche mehr Zeit, um das zu begreifen. Aber jetzt haben wir nicht so viel Zeit. Jetzt haben wir eine Woche mit zwei Endspielen, das ist eine einmalige Chance. Es gibt zu viele Emotionen gerade, es ist nicht einfach, das alles zu erklären", sagte er auf der abschließenden Pressekonferenz. Die bestritt er alleine. 

FCA-Trainer Jess Thorup hatte sich schon auf dem Platz verabschiedet und ihm diese Bühne nun überlassen. Was hätte er auch dort sagen sollen. Am Ende wurde Alonso von den Journalisten mit Beifall verabschiedet. Er klatschte zurück und sagte: "Thank you, thank you everyone, see you Tuesday." Am Dienstag fliegt Bayer nach Dublin zum Euro-League-Finale. Am Mittwoch trifft Leverkusen dort auf Atalanta Bergamo, am Samstag in Berlin im DFB-Pokal-Finale auf Zweitligist 1. FC Kaiserslautern. Sollte Bayer beide Spiele gewinnen, würde das nicht nur das Triple bedeuten, sondern auch eine ganze Pflichtspielsaison ohne Niederlage. Das gelang bisher noch keinem Team in Europa.