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Der FC Bayern liefert gegen Real Madrid das große Drama

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Die Bayern liefern gegen Real Madrid das große Drama

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    Für den FC Bayern und Thomas Müller war der Einzug ins Finale der Champions League zum Greifen nah – dann nahm das Drama gegen Real Madrid seinen Lauf.
    Für den FC Bayern und Thomas Müller war der Einzug ins Finale der Champions League zum Greifen nah – dann nahm das Drama gegen Real Madrid seinen Lauf. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Es war ein Abend wie gemacht für Helden: Der FC Bayern war zu Gast bei Real Madrid, im Stadion Estadio Santiago Bernabéu, das nach den Umbauarbeiten wie ein silbernes Ufo in der spanischen Hauptstadt prangt und Schauplatz des Halbfinal-Rückspiels zwischen zwei der größten Mannschaften des Erdballs sein sollte. Und die Bayern hatten diese Helden auf ihrer Seite: Wenig überraschend stand Torwart Manuel Neuer im Fokus. Der Nationalkeeper war von Beginn an gefordert und verdiente sich 88 Minuten lang das Prädikat "Weltklasse", indem er die Bayern gegen eine drückende Real-Offensive immer wieder im Spiel hielt.

    Etwas unerwartet übernahm auch Alphonso Davies eine Hauptrolle: Der Kanadier, wegen einer Formschwäche auf die Bank rotiert, kam nur zum Einsatz, weil Serge Gnabry nach einer knappen halben Stunde mal wieder verletzt rausmusste. Jener Gnabry, dessen Trainer Thomas Tuchel ihm ein Tor gegen die Königlichen vorhergesagt hatte. Dass nun ausgerechnet sein Ersatz Davies ein Traumtor gelang (68.), ausgerechnet auch noch mit seinem schwachen rechten Fuß und es ausgerechnet dessen erster Treffer überhaupt in der Königsklasse war – das ist klassischer Heldenstoff.

    Bayern gegen Real: Neuer war Weltklasse – und patzte dennoch

    In einem aus Bayern-Sicht besseren Paralleluniversum hätte man nach Spielende über Neuer und Davies gesprochen und geschrieben. Tatsächlich fehlten nur zwei Minuten innerhalb der regulären Spielzeit dazu. Weil Neuer aber eben in dieser 88. Minute den Ball fallen ließ und der ehemalige Hoffenheimer Joselu einschoss, wird Neuer nur als tragischer Held in diese Geschichte eingehen. Der ehemalige Bayern-Keeper Oliver Kahn, der auf der Tribüne des Stadions Platz genommen hatte, dürfte sich an das WM-Finale 2002 erinnert gefühlt haben. Auch da hielt er alles, was kam – und verschuldete die Niederlage gegen Brasilien mit einem Patzer. Inmitten des Schocks über den Ausgleich schlug Real nochmals zu, Joselu traf in der Nachspielzeit zum 2:1-Endstand (90.+1).

    Neuer selbst sah die Szene so, dass er den Ball mehr in Richtung Brustkorb erwartet hätte: "Da war ein minimaler Maulwurf im Platz." Dass ihm der Fehler unterlief, sei "extrem bitter". Neuers Trainer Thomas Tuchel formulierte es anschaulich: "Manuel hält diesen Ball in 10.000 Fällen 10.000 Mal fest. Es ist ausgeschlossen, dass er den Fehler macht. Und er macht ihn ausgerechnet heute. " Für seinen Kapitän tue es ihm leid: "Wenn es irgendjemand nicht verdient hat, dann Manu."

    FC Bayern: Sportvorstand Max Eberl kritisiert Schiedsrichter nach Niederlage gegen Real

    Wenig Verständnis zeigte Tuchel hingegen für das Schiedsrichtergespann um Szymon Marciniak, das mit einer Fehlentscheidung den möglichen Bayern-Ausgleich zum 2:2 durch Matthijs de Ligt (90. +13) verhindert hatte. Ein Abseitspfiff, während die Szene noch lief, sorgte dafür, dass der Ball zwar im Tor lag. Eine nachträgliche Überprüfung durch den Videoschiedsrichter ist damit nicht mehr möglich. Ob es wirklich Abseits war, ist höchst strittig – ob die Unparteiischen mit ihrem Pfiff falsch lagen, ist jedoch nicht Gegenstand der Diskussion. Die Bayern schäumten nach dem Schlusspfiff. Der verhinderte Vorlagengeber Thomas Müller sprach von einer "unglaublichen" Entscheidung, Sportvorstand Max Eberl nannte die Szene "dubios und kurios". Dass mich Marciniak um Entschuldigung gebeten habe, sei wertlos, so Eberl: "Dafür können wir uns einen Scheißdreck kaufen."

    Deutlich zurückhaltender präsentierte sich Vorstandschef Jan-Christian Dreesen auf dem nächtlichen Bankett. "Wir wollen heute kein schlechter Verlierer sein, trotzdem fühlt sich diese Entscheidung schlichtweg falsch an und deswegen ist das heute umso bitterer." Dreesen beschwor den Geist aus dem verlorenen "Finale dahoam", als der FC Bayern ähnlich unglücklich im Elfmeterschießen gegen Chelsea das Finale in der heimischen Allianz Arena verloren hatte – und sich im Jahr darauf die Krone im Londoner Wembley Stadion geholt hatte. Während das englische Stadion Anfang Juni nun die beiden Finalisten aus Madrid und Dortmund empfangen wird, findet das Endspiel in einem Jahr in der Münchner Arena statt, erneut winkt ein "Finale dahoam". Das sei Anreiz genug, sich sportlich neu zu sammeln: "Wir sind auch in der Vergangenheit schon durch solche Talsohlen und tiefe Gräben gegangen, und das ist das, was die FC-Bayern-Familie auszeichnet: dass wir nach bitteren Niederlagen wie heute stärker als zuvor zurückkommen." 

    Real Madrid: Lunin - Carvajal, Rüdiger, Nacho, Mendy - Tchouaméni (69. Camavinga), Kroos (69. Modric) - Valverde (81. Joselu), Bellingham (90.+10 Militao) - Rodrygo (81. Diaz), Vinicius Junior 

    Bayern München: Neuer - Kimmich, de Ligt, Dier, Mazraoui - Laimer, Pavlovic - L. Sané (76. Kim), Musiala (85. Th. Müller), Gnabry (27. Davies) - Kane (84. Choupo-Moting) 

    Tore: 0:1 Davies (68.), 1:1 Joselu (88.), 2:1 Joselu (90.+1) 

    Schiedsrichter: Szymon Marciniak (Polen)

    Zuschauer: 76.579

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