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Der Bär im Cockpit

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Der Bär im Cockpit

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    Max Verstappen (links) und Lando Norris gerieten in Spielberg aneinander. Es gab Zoff. Inzwischen haben sich die beiden Kumpels offenbar ausgesprochen.
    Max Verstappen (links) und Lando Norris gerieten in Spielberg aneinander. Es gab Zoff. Inzwischen haben sich die beiden Kumpels offenbar ausgesprochen. Foto: Christinne Muschi, dpa

    Die nächste Station klingt edel: In Silverstone, im „Home of British Motor Racing“ startet die Formel 1 am Sonntag in das dritte Rennen innerhalb von nur drei Wochen. Das hört sich an, als würden die Gentlemen am Steuer die Lederhandschuhe überstreifen und die Rennbrille zurecht rücken, bevor sie wie edle Ritter darum kämpfen, wer der Schnellste ist. Die Realität sieht anders aus. Wenn das Visier herunterklappt, blenden die Piloten alles andere aus. Freundschaften oder Fairness zählen nur wenig. Der Erfolg rechtfertigt alle Mittel. Im Egomanen-Sport Formel 1 gilt noch mehr als anderswo: Der Zweite ist der erste Verlierer.

    In Großbritannien, wo die meisten Formel-1-Rennställe ihre Firmensitze haben und die 1000 PS starken Boliden bauen, dürfte Max Verstappen an diesem Wochenende der Gegenwind frontal ins Gesicht blasen. In Silverstone muss sich der Weltmeister auf die versammelte britische Gegenwehr samt Fans gefasst machen. Grund dafür ist sein Manöver beim jüngsten Lauf am vergangenen Sonntag in Spielberg. In einem hart geführten Zweikampf waren Lando Norris und Verstappen kurz vor Ende des Rennens kollidiert. Die Schuld an der Berührung wurde Verstappen gegeben. Für den Briten war das Rennen beendet, während Verstappen noch weiterfahren konnte und als Fünfter ins Ziel kam.

    Der Crash zerstörte zwischenzeitlich die Freundschaft

    Der Crash in den steirischen Bergen zerstörte vorerst auch die Freundschaft zweier Piloten, die gerne mal vom Rennen gemeinsam zurück nach Monaco flogen. Norris zeigte sich vom Verhalten seines Rivalen enttäuscht. „Wenn er sagt, dass er nichts falsch gemacht hat, dann verliere ich den Respekt vor ihm. Das ist schwer zu verkraften. Ich habe versucht fair zu sein, er nicht“, beschwerte sich der Brite.

    Nach einer Abkühlphase lenkte der McLaren-Pilot am Donnerstag in Silverstone ein: „Max hat eine andere Art zu fahren als viele andere. Deswegen ist er der Champion.“ Er habe nach den Rennen in Österreich in der ersten Erregung einige Dinge gesagt, die er nicht so gemeint habe. „Ehrlich gesagt, denke ich, dass er sich auch nicht entschuldigen muss.“ Norris berichtete, dass sie am Montag und Mittwoch miteinander gesprochen hätten. Einzelheiten nannte er nicht. Es gehe nun weiter nach dem Motto „business as usual“.

    Freundschaften zählen auf dem Asphalt nur wenig. Zumal Verstappen dafür bekannt ist, seine Gegner mit Haut und Haaren zu verspeisen. Oder wie es der ehemalige Teambesitzer Eddie Jordan anschaulich formulierte: „Verstappen ist ein Kämpfer, er ist ein Bär. Und wenn du mit einem Bären in den Ring steigst, musst du darauf vorbereitet sein.“ Erwartungsgemäß verteidigten die Red-Bull-Bosse den Fahrstil ihrer Spitzenkraft. „Was Max betritt, wird er sich sicherlich nicht ändern“, kündigte Red Bulls Teamchef Christian Horner beim britischen Sender Sky Sports an. „Max ist ein harter Rennfahrer – wahrscheinlich einer der härtesten auf der Strecke. Und jeder weiß, dass er alles gibt, wenn einer gegen ihn fährt.“

    Wenn zwei sich streiten, freut sich Mercedes

    So ist der 26-Jährige zu bisher drei Weltmeistertitel gerast. Und liegt aussichtsreich auf Kurs zur vierten Meisterschaft in Serie. Aktuell führt er mit einem komfortablen 81-Punkte-Vorsprung die Gesamtwertung vor Lando Norris an. Charles Leclerc im Ferrari folgt mit 150 Punkten auf Platz drei. George Russell, der vom Österreich-Crash profitierte und seinen ersten Saisonsieg einfuhr, belegt in der WM-Wertung den siebten Platz. Mercedes möchte sich weiter von hinten anschleichen, den Rückstand auf die Spitze Schritt für Schritt verkleinern. Das Team war in der Steiermark zur Stelle, als die Konkurrenten sich beharkte, meint Toto Wolff. „Wir haben die Chancen genutzt, die sich uns geboten haben, und den Sieg geholt. Wir waren auf der Strecke ein ehrlicher Dritter, nicht allzu weit hinter dem Führungsduo. Als sie sich getroffen haben, waren wir zur Stelle, um daraus Kapital zu schlagen“, sagt der Mercedes-Teamchef.

    Der Silberpfeil trägt zwar den Stern auf der Nase, das Herz der Firma schlägt jedoch auf der Insel. „Silverstone ist für unser Team so etwas wie ein Heimrennen, denn es liegt in der Nähe unserer beiden Technologiezentren in Brackley und Brixworth. Es ist immer fantastisch, unsere Teammitglieder aus der Fabrik auf den Tribünen zu sehen“, meint der Österreicher zum Auftritt am Sonntag. Das Werk in Brackley ist nur neun Meilen entfernt, und die Heimat von Mercedes AMG High Performance Powertrains in Brixworth ist nur etwas mehr als 20 Meilen von der Strecke entfernt. Silverstone liegt den Silberpfeilen. Mercedes hat seit seiner Rückkehr in die Formel 1 im Jahr 2010 acht Siege dort errungen und stand in jeder der letzten elf Saisons auf dem Podium. Der Weg dorthin führt jedoch über das Red-Bull-Team mit einem „Bären“ am Steuer.

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