Jens-Peter Hecht war schon Pressesprecher des Deutschen Tennis-Bundes (DTB) als Deutschland im Davis-Cup dank Boris Becker eine große Nummer war. 1992 in Rio de Janeiro konnte auch der berühmteste aller Leimener nur einen Punkt zum 1:3 gegen Brasilien beisteuern. „Es sah damals aus wie auf einer Baustelle, und dementsprechend staubte es auf dem Sandplatz auch“, erinnert sich Hecht.
Davis-Cup-Bilanz gegen Brasilien positiv
Das ist ab heute in Neu-Ulm nicht zu befürchten. Die Ratiopharm-Arena ist neu, es wird auf Hartplatz gespielt – und Deutschland geht aussichtsreich in die insgesamt sechste Partie (bisherige Bilanz 3:2) gegen die Brasilianer. „Wir sind hier, um drei Punkte zu machen und im Davis-Cup erstklassig zu bleiben“, bringt es Florian Mayer auf den Punkt. Der Bayreuther wird am heutigen Freitag das zweite Einzel gegen Thomaz Bellucci bestreiten, Philipp Kohlschreiber beginnt um 14 Uhr gegen Rogério Dutra Silva. „Es ist schön, wenn man genau weiß, wann es losgeht“, ist der Augsburger froh, dass ihm die Wartezeit erspart bleibt.
In der Rangliste weit vorne
Deutschland hat Heimvorteil, begegnet den Südamerikanern auf einem für sie ungeliebten Belag und kann Einzelspieler aufbieten, die in der Weltrangliste weit vor ihren Gegenspielern notiert sind. „Unsere Qualität müsste für einen Sieg reichen“, glaubt Carsten Arriens. Der 44-jährige Kölner ist als Teamchef Nachfolger von Patrik Kühnen, der 2012 nach Streitigkeiten zurücktrat. „Das hat keinem der Beteiligten gefallen“, glaubt der ehemalige Profi. Er will den Begriff „Teamgeist“ in einer Mannschaft voller Einzelunternehmer nicht zu sehr überhöhen. „Es geht um professionelle Arbeit und darum, sich zu unterstützen und mit Ehrlichkeit zu begegnen. Das ist uns gelungen.“ Das Ergebnis im Winter gegen Argentinien (0:5 in Buenos Aires) war allerdings enttäuschend. Der Augsburger Kohlschreiber zog sich zusätzlich eine schwere Muskelverletzung zu. Nach dem glanzvollen Auftritt beim 1:3 im Achtelfinale der US Open gegen den späteren Sieger Rafael Nadal ist er die Nummer 25 der Weltrangliste und entsprechend selbstbewusst. „Ich fühle mich richtig gut.“
Teamchef Arriens will Anspannung unter Kontrolle halten
Teamchef Arriens fand die Leistung von Kohlschreiber in New York beeindruckend und sieht seine eigene Rolle darin, die Spieler richtig auf die Atmosphäre auf dem Centre-Court einzustellen. „Profisport ist immer Stress, ich versuche dafür zu sorgen, dass die Anspannung nicht zu groß wird.“
Seiner Heimpremiere als Teamchef sieht Arriens nach zehn Jahren Trainerarbeit gelassen entgegen. „Ich habe den nötigen Abstand und muss auch bei möglichen Turbulenzen einen klaren Kopf behalten.“ Sein brasilianischer Kollege João Zwetsch hält die Erfahrung der deutschen Einzelspieler für einen wichtigen Faktor und erwartet dennoch einen knappen Ausgang der Partie. Sein Spitzenspieler Thomaz Bellucci ist aber von seinen Glanzzeiten (Top 40 der Welt) als Nummer 116 der Rangliste weiter entfernt. Weltklasse repräsentiert das brasilianische Doppel Marcelo Melo und Bruno Soares, der bei den US Open sogar im Finale stand. Dem stellt Carsten Arriens die beiden Debütanten Martin Emmrich (Solingen) und Daniel Brands (Deggendorf) gegenüber. „Dem Daniel muss einer erst mal den Aufschlag abnehmen und Martin hat in dieser Saison auch sehr solide gespielt“, beschreibt Kohlschreiber die Stärken der Kollegen.
Präsident Schmidbauer ist optimistisch
„Mit diesen Spielern und auch denen, die nachrücken, können wir in der A-Gruppe bestehen“, ist Helmut Schmidbauer aus München sportlich nicht bange. Weniger überzeugt ist der Präsident des Bayerischen Tennisverbands von der Arbeit des DTB-Präsidiums unter Karl-Georg Altenburg. Dessen Arbeit sei in vielen Punkten „nicht zielführend“. Deshalb tagt am Samstag in Neu-Ulm die außergewöhnliche DTB-Mitgliederversammlung. Einige Landesverbände wollen wieder mehr Macht.