Es sind vor allem drei Zahlen, die vom FC Bayern an diesem Wochenende haften bleiben. Alle drei verkündete der Verein auf der Jahreshauptversammlung und sind für sich genommen Meilensteine. Die erste betrifft den Umsatz des Geschäftsjahres 2023/24. Hier hatte Präsident Herbert Hainer schon zuvor angekündigt, dass es neue Bestwerte zu vermelden gebe. Mit einem derartigen Rekord hatte aber kaum jemand gerechnet: 1,017 Milliarden Euro beträgt der Gesamtumsatz im Geschäftsjahr 2023/24. Vergangenes Jahr hatten die Einnahmen noch bei 882 Millionen Euro gelegen, was auch schon ein Rekord war. Präsident Herbert Hainer sagte dazu: „Das sind Dimensionen, die selbst der FC Bayern lange nicht für möglich gehalten hatte. Mit solchen Zahlen kann die Zukunft kommen.“ Bei den Mitgliedern baute der größte Verein der Welt seinen Vorsprung ebenfalls weiter aus: 382.000 Menschen sind aktuell beim FC Bayern gemeldet. Für Hainer nicht genug: „Unser Ziel muss fürs nächste Jahr die 400.000er-Marke sein.“ Ende Februar feiert der Verein seinen 125. Geburtstag.
Die emotionalste Nummer des Abends war jedoch die kleinste: die 5. Es war die Rückennummer von Vereinslegende Franz Beckenbauer. Der Kaiser starb am 7. Januar dieses Jahres, was die Veranstaltung in der Rudi-Sedlmayer-Halle zum ersten Mitgliedertreffen seit dessen Tod machte. In der ersten Reihe saßen, neben Uli Hoeneß, Beckenbauers Witwe Heidi und ihr Sohn Joel. Nach einer Videozusammenstellung, die das Leben Beckenbauers würdigte, erhoben sich die Mitglieder zu stehenden Ovationen und Hainer würdigte das Andenken an den Kaiser. An die Vereinslegende gerichtet, sagte er: „Die Geschichte des FC Bayern wäre ohne dich eine ganz andere geworden. Du hast den Verein zu dem gemacht, das er heute ist.“ Mit dem Tod Beckenbauers habe der FCB „die größte Persönlichkeit seiner Geschichte verloren“.
Die 5 von Franz Beckenbauer ist beim FC Bayern ab sofort gesperrt
Deswegen wird eben jene Rückennummer 5 beim FC Bayern künftig nicht mehr vergeben werden. Ein Antrag, den Präsident Hainer an die Mitglieder richtete, wurde per Akklamation beschlossen. Ein überdimensionales Trikot mit der 5 und dem Schriftzug „Beckenbauer“ wurde zu den Klängen von „Gute Freunde“ an der Bühnenwand hochgezogen. Aktuell ist die Nummer 5 übrigens nicht vergeben, so dass der Franzose Benjamin Pavard (mittlerweile bei Inter Mailand) der letzte Träger der Nummer gewesen sein wird. Dass Rückennummern in Gedenken an Vereinslegenden nicht mehr vergeben werden, ist in anderen Sportarten, wie etwa im Eishockey Usus, im Fußball aber noch selten. Der FC Bayern greift zum ersten Mal zu dieser Praxis. International vergibt Ajax Amsterdam die Nummer 14 von Johan Cruyff nicht mehr, der AC Milan hat Paolo Maldinis 3 gesperrt und bei der SSC Neapel bleibt die 10 die Nummer von Diego Maradona. Passend dazu wird das Stadion des FC Bayern ab dem ersten Todestag des Kaisers am Franz-Beckenbauer-Platz 5 liegen.
Beckenbauer war die größte Ikone, die der FC Bayern wohl jemals haben wird. Spieler, die nicht nur Leistung bringen, sondern auch ein Aushängeschild sein können, gibt es auch jetzt. Einer, der derzeit heraussticht, ist Jamal Musiala. Der Nationalspieler zeigte am Samstag nach seiner Einwechslung gegen Heidenheim seine Extraklasse. 39 Minuten Einsatzzeit genügten ihm, um zwei Tore zum 4:2-Sieg beizusteuern und ein Spiel zu entscheiden, das der FC Bayern unnötig spannend gemacht hatte gegen ein Gastteam, das auf nur 18 Prozent Ballbesitz und zwei Torschüsse gekommen war, die aber zu zwei Toren gereicht hatten. Das größte Geschenk für die Fans – eine Vertragsverlängerung des 21-jährigen Stars über das bisherige Ende 2026 hinaus – hatte der FC Bayern trotz seit Wochen anlaufenden Gesprächen aber nicht im Gepäck.
Hainer ruft Kimmich, Davies und Musiala zur Verlängerung auf - und vergisst Sané
Die Personalie Musiala ist die spannendste, aber nicht die einzige, die den Verein derzeit antreibt. Die Verträge von Alphonso Davies, Joshua Kimmich und Leroy Sané laufen im Sommer aus. Vielsagend war in diesem Zusammenhang die Aussage von Herbert Hainer, der an Vereinslegenden wie Beckenbauer, Hoenenß, Lahm oder Schweinsteiger erinnerte und sagte: „Auch Jamal, Jo und Phonzy sollen sich hier einreihen!“ Bemerkenswert: Leroy Sané fand sich in dieser Aufzählung nicht wieder.
Und ansonsten? Das Eigenkapital, besser bekannt als das legendäre Festgeldkonto, ist mittlerweile auf sagenhafte 571 Millionen Euro angewachsen. Bei den Vermarktungsumsätzen ist der FCB mit 419 Millionen Euro Nummer eins in Europa, der Konzerngewinn ist mit 43 Millionen Euro der zweitbeste der Geschichte. Fehlt nur noch der sportliche Erfolg, der in der vergangenen Saison nach elf Jahren Titel-Abonnement ausgeblieben war. Deswegen lautet das klare Ziel: 2025 soll es wieder Titel regnen. Neben der Meisterschaft (Hainer: „Nach der Serie ist vor der Serie“) und der erstmals ausgetragenen Klub-WM soll das Finale der Champions League, das 2025 in München ausgetragen wird, mit Beteiligung des FC Bayern stattfinden. Vorstandschef Jan-Christian Dreesen gab die Losung aus. Finale dahoam soll es nicht sein: „Dieses Mal nennen wir es Titel dahoam!“
Bayern München: Peretz - Boey, Upamecano, Kim, Davies - Pavlovic (71. Goretzka) - Kimmich, Guerreiro (90.+2 Laimer) - Olise (71. Coman (90.+2 Ibrahimovic)), Müller (51. Musiala), Sané
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden