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Darts-WM 2025: Max Hopp glaubt an deutschen Darts-Weltmeister binnen eines Jahrzehnts

Interview

Max Hopp glaubt an deutschen Darts-Weltmeister „in fünf bis zehn Jahren“

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    Max Hopp war lange der beste deutsche Darts-Profi. Bei der nun anstehenden WM wird er für Sport1 als Experte arbeiten.
    Max Hopp war lange der beste deutsche Darts-Profi. Bei der nun anstehenden WM wird er für Sport1 als Experte arbeiten. Foto: Eibner-Pressefoto/Roger Buerke, Imago

    Wie groß ist die Vorfreude auf die Darts-WM?

    Max Hopp: Sehr groß. Der Ally Pally ist der Ort, an dem Darts stattfindet. Die Darts-Weltmeisterschaft ist so spannend wie nie zuvor. Wir haben unheimlich viele spannende Spieler, die am Ende den Titel holen können. Es gibt nicht diesen einen Topfavorit. Und zugleich ist Darts beliebt wie selten – auch dank Luke Littler, der für sehr viel Aufsehen sorgt. Weihnachtszeit ist so auch gleichzeitig Darts-WM-Zeit. Es wird spannende Matches geben und ich bin sehr gespannt, wer am Ende den Titel holt.

    Erstmals sind sechs Deutsche bei der WM dabei. Wem trauen Sie die größten Chancen zu?

    Hopp: Am weitesten kann es für Martin Schindler gehen. Er spielt die Saison seines Lebens, hat zwei European Tour Titel gewonnen und möchte jetzt auch den Sprung in die Top 20 schaffen. Ihn sehe ich im Viertelfinale. Für eine Überraschung könnte Niko Springer sorgen. Er ist ein großes Talent, hat aber auch die schwerste Auslosung bekommen: mit Scott Williams, dem WM-Halbfinalisten des Vorjahres – und danach würde der Ex-Weltmeister Rob Cross warten. Aber er hat schon einen Neun-Darter geworfen, und das vor TV-Kameras in Bitburg bei der Super League. Für Gabriel Clemens kann es ins Achtelfinale gehen. Das Schlüsselspiel wird gegen Dave Chisnall sein, gegen den er sich oft schwergetan hat. Für Kai Gotthardt ist es die erste WM-Teilnahme, da muss man schauen. Florian Hempel rechne ich gute Chancen aus gegen Jeffrey de Swaan, Ricardo Pietreczko sollte sein Match gegen Xiaochen Zong gewinnen. Danach würden auf beide gesetzte Spieler warten, das wird dann schwieriger.

    Luke Littler ist eines der Zugpferde der Darts-WM.
    Luke Littler ist eines der Zugpferde der Darts-WM. Foto: Zac Goodwin/PA Wire, dpa

    Stichwort Luke Littler: Auf den 17-Jährigen wird jeder schauen. Bei seiner ersten WM vor einem Jahr kam er ins Finale. Nun hat er die Premier League gewonnen. Wie sehen Sie ihn?

    Hopp: Littler ist ein Ausnahmetalent. Er ist ein Spieler, wie er nur alle zehn Jahre mal kommt. Bislang war nur Michael van Gerwen in jungen Jahren schon so komplett. Er hat mit seinen 17 Jahren schon über eine Million Pfund an Preisgeld erspielt. Und jetzt kann er der jüngste Weltmeister aller Zeiten werden. Den Rekord hält bislang van Gerwen, der es mit 24 Jahren geschafft hat. Ich glaube, dass sein Lauf weitergehen wird. Natürlich ist der Fokus auf seine Person enorm. Aber das scheint ihn eher noch zu beflügeln. Mit ihm ist auf jeden Fall fest zu rechnen. Das Augenmerk liegt auf ihm und auch auf Weltmeister Luke Humphries. Die beiden werden um den Titel spielen.

    Was ist Luke Littler für ein Typ? Der klassische Asket ja schon mal nicht.

    Hopp: Er ist der klassische Teenager. Er spielt unheimlich gerne Fifa auf der Playstation. Wenn er im Hotel anreist, hat er da seinen Gaming-Koffer mit der Spielkonsole dabei, wie das bei Fußballern üblich ist. Und tatsächlich erinnert er mich an die neue Generation von Fußballstars wie Lamine Yamal vom FC Barcelona oder Jamal Musiala, die auch in jungen Jahren schon sehr weit sind. Auch er ist früh gefördert und gefordert worden in der JDC, der Junior Darts Corporation. Man merkt, dass dieses Förderprogramm der PBC unheimlich gut greift. Aber trotzdem ist er noch ein Teenager. Er liebt Döner, er liebt Pizza und im Trainingsraum spielt er viel am Handy. Ich glaube, dass er Darts für sich als Spiel einordnet. Als eine Art Videospiel, in dem er unheimlich gut ist. Vielleicht ist das auch ein bisschen das Erfolgsrezept, dass er da vielleicht gar nicht so groß drüber nachdenkt. Seine Entwicklung wird spannend zu verfolgen sein. Er hat ein enormes Reisepensum und wird sich irgendwann auch mal mit dem Thema Ernährung und Co. auseinandersetzen müssen, wenn er die Konzentration aufrechterhalten will. Aber aktuell funktioniert das für ihn perfekt.

    Das Thema Ernährung wird ihn aber einholen, wenn er ganz oben bleiben will, oder?

    Hopp: Ja, irgendwann kommt der Punkt, wo man sich fragt: Was hilft mir, um gut zu performen? Bei Luke ist vieles schon sehr gut organisiert. Er hat einen Manager, einen festen Bodyguard. Den braucht er auch, denn in England ist er ein Popstar. Die PDC beschützt ihn, regelt zusammen mit seinem Management seine Termine. Sie wissen: Er ist ein Juwel. Und sie wollen ihn in seiner Komfortzone lassen. Er darf zocken, spielen, zu den Turnieren reisen und das tun, was ihm Spaß macht.

    Martin Schindler tritt bei der Darts-WM an.
    Martin Schindler tritt bei der Darts-WM an. Foto: Zac Goodwin/PA Wire, dpa

    Darts wächst seit Jahren in Deutschland. Jeder wartet auf den ersten deutschen Weltmeister. Wann gibt es den zu sehen?

    Hopp: Ich glaube, das dauert tatsächlich noch ein bisschen. Aber in den nächsten fünf bis zehn Jahren halte ich das für realistisch. Wir haben jetzt sechs Deutsche bei der WM, was ein Rekord ist. Es ist eine Entwicklung, die in die richtige Richtung geht. Wie haben auch hierzulande viele Talente. Aber manchmal fehlt uns die Wettkampfhärte, die die Briten und die Niederländer auszeichnet. Die Niederlande stellen als relativ kleines Land bei dieser WM 16 Spieler, von 96 Teilnehmern insgesamt. Es gibt vier Spieler von den Philippinen. Und sechs aus Deutschland. Bei uns ist so viel mehr drin.

    Was fehlt denn konkret?

    Hopp: Trainer, die den Sport richtig an junge Spieler vermitteln. Es gibt noch kein einziges Nachwuchsleistungszentrum in Deutschland, wie das im Fußball die Regel ist. Wo ist die Anlaufstelle für junge, talentierte Spieler? Da hakt es bei uns noch gewaltig.

    Sie selbst waren ja schon Weltmeister, haben 2015 den Jugendtitel geholt. Und das in einer Zeit, in der es kaum deutsche WM-Starter gab. War das Fluch oder Segen?

    Hopp: Für mich war es damals ein Durchbruch. Ich habe in dem Jahr gut gespielt und bin nach dem Titel auch von den großen Jungs anders wahrgenommen worden. Auch medial war in Deutschland vieles auf mich konzentriert. Und in den Spielen gab es die Erwartungshaltung, dass ich die deutsche Flagge hochhalten sollte, das habe ich gerne gemacht und das ist bis heute so. Im Nachhinein war mein Titel wohl Fluch und Segen zugleich. Denn damals wollte jeder was von mir, ich musste sehr viel filtern. Es gab Events – bei Firmen oder auf Messen – bei denen die Leute zu mir gesagt haben: Komm, wirf mal eine 180!

    Und was haben Sie dann gemacht?

    Hopp: Ich habe immer gesagt: Das ist etwas Herausragendes, das kannst du nicht auf Knopfdruck verlangen. Du kannst auch nicht zu einem Golfspieler sagen: Schlag mal ein „hole in one“. Das ist ja die hohe Kunst, neun Pfeile wirklich millimetergenau zu werfen. Und es sind ja wirklich Millimeter, die bei uns über Sieg und Niederlage entscheiden.

    Bei der WM sind sie in der Qualifikation knapp gescheitert. Wie sehen Sie ihre persönliche Rolle derzeit?

    Hopp: Als schöne Doppelrolle zwischen TV-Experte und Profi. Ich bin immer noch gut unterwegs, bin einer der führenden Spieler in Deutschland – auch wenn ich derzeit nicht in den Top drei bin. Auf der European Tour habe ich kürzlich gegen José de Sousa, die Nummer 30 der Welt, gewonnen und mit 94 Punkten einen sehr guten Average gespielt. Aber ich merke, dass gerade viele starke Talente nachkommen, wie etwa Niko Springer. Es gibt keine Garantie mehr, dass du mit Erfahrung durchkommst.

    Bei der WM ist mit Noa-Lynn van Leuven aus den Niederlanden die erste Trans-Frau bei einer WM dabei. Denken Sie, das wird zum Thema werden?

    Hopp: Nein, das glaube ich nicht. Sie hat sich ja auf sportliche Weise für das Turnier qualifiziert, war auch schon beim Grand Slam of Darts dabei und hat dort gegen Michael van Gerwen und Gary Anderson, zwei Größen unseres Sports, gespielt. Da hat sie einen guten Job gemacht. Ich sehe keinen Grund, warum sie nicht auch bei der WM performen sollte.

    Darts-Weltmeister Luke Humphries auf der großen Bühne.
    Darts-Weltmeister Luke Humphries auf der großen Bühne. Foto: Andreas Gora, dpa

    Und wer holt den Titel?

    Hopp: Die Lukes – also Humphries und Littler – können das unter sich ausmachen. Wen ich noch dazu zähle, ist Gary Anderson. Er spielt eine verdammt gute Saison. Und als Überraschungskandidat muss man den Belgier Mike de Decker handeln. Der hat den World Grand Prix gewonnen im Oktober. Er hat noch nicht so viel Erfahrung im Ally Pally, aber das muss nichts heißen. Ich glaube aber nicht, das Humphries seinen Titel verteidigt. Denn ein Weltmeister hat in den seltensten Fällen den Titel verteidigt. Michael van Gerwen muss man natürlich immer auf dem Zettel haben. Und wer weiß, vielleicht sorgt Martin Schindler aus deutscher Sicht für eine Überraschung.

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