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Corona-Schock im Olympischen Dorf: Deutsche Athleten kämpfen

Olympia 2024

Gina Lückenkemper: „Mir hat es das Herz zerrissen“

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    100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper will in Paris ins olympische Finale.
    100-Meter-Europameisterin Gina Lückenkemper will in Paris ins olympische Finale. Foto: Marcus Brandt, dpa

    Corona schien längst ausgestanden. Die Erinnerungen an die Sommerspiele von Tokio, die vor drei Jahren ohne Zuschauer und unter strengsten Sicherheitsbedingungen stattgefunden haben, sind längst verblasst. Doch inzwischen ist Corona auch in Paris wieder ein großes Thema. Im olympischen Dorf hat das Virus leichtes Spiel. Vor allem in der Kantine kommen Sportler aus aller Herren Länder auf engstem Raum zusammen. Immer häufiger gibt es Ausfälle, darunter auch prominente Namen wie der des britischen Star-Schwimmers Adam Peaty.

    Im deutschen Team musste der Ulmer Zehnkämpfer Manuel Eitel coronabedingt seinen Start in Paris absagen. „Heute ist und wird einer der schlimmsten Tage meines Lebens sein. Aufgrund einer COVID Infektion muss ich meinen Start bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris absagen“, schrieb er dazu auf Instagram. „Was ich gerade fühle, übersteigt jede Niederlage, die ich im Sport jemals erlebt habe.“

    Gina Lückenkemper konnte ihre Corona-Infektion noch auskurieren

    Sprinterin Gina Lückenkemper hatte so gesehen Glück, dass sie sich im Vorfeld „noch rechtzeitig“ mit Corona infizierte und die Erkrankung auskurieren konnte, ehe sie nach Paris reiste. „Mir hat es als Sportler das Herz zerrissen, als ich die Meldung von Manuel bekommen habe“, sagte sie am Mittwoch. „Das ist unfassbar traurig, unfassbar ärgerlich. Das ist aber leider das Leben, das ist nicht immer fair.“ Sie selbst spüre keine Auswirkungen mehr.

    „Ich habe hier in den letzten Tagen gut trainieren können. Ich hatte keinerlei Atemprobleme mehr. Ich fühle mich gesund und bin bereit, hier anständig anzugreifen.“ Die Vorläufe über 100 Meter der Frauen stehen bereits am Freitag auf dem Programm, das Finale dann am Samstagabend. Dort dann auch dabei zu sein, ist Lückenkempers großes Ziel. Mit der 4x100-Meter-Staffel habe sie schon zweimal in einem olympischen Finale gestanden. „Das will ich jetzt unbedingt auch im Einzel schaffen.“

    Leichtathleten ließen Routinen aus der Coronazeit aufleben

    Jörg Bügner, Vorstand Leistungssport im DLV, sagte im Rahmen der Auftaktpressekonferenz der Leichtathleten in Paris, dass man natürlich Regeln aufgestellt habe, um das Risiko einer Infektion so gering wie möglich zu halten. „Wir haben die gewohnten Routinen der Coronazeit aufleben lassen. Wenn wir im Flugzeug sitzen oder im Zug, wo es Menschenansammlungen gibt, ist es klar, dass wir Maske getragen haben.“ Er habe sich nicht überall Freunde gemacht, als er im Vorbereitungstrainingslager in Kienbaum einigen Besucheranfragen Absagen erteilte. „Das war ausschließlich auf die Olympiamannschaft beschränkt, dass die möglichst wenig Kontakt haben.“ Denn man habe genau solche Fälle, wie den des Zehnkämpfers Eitel, vermeiden wollen. „So kurz vor der Ziellinie abgefangen zu werden, tut einem wahnsinnig leid. Das ist das tragischste, was einem Sportler passieren kann. Der ist ja fast schon hier und wird dann noch abgefangen. Das wünscht man keinem.“

    Die deutsche Leichtathletik sieht sich also zumindest gesundheitlich gewappnet für die olympischen Wettbewerbe, die an diesem Donnerstag mit den 20 Kilometer Gehen der Männer (7.30 Uhr) und Frauen (9.20 Uhr) beginnen. Am Freitag starten dann auch schon die Zehnkämpfer mit ihrem zweitägigen Streifzug durch die Disziplinen. Nach dem Ausfall Eitels gelten Niklas Kaul und vor allem der deutsche Rekordhalter Leo Neugebauer als Medaillenkandidaten. Nach der Nullnummer der WM des vergangenen Jahres in Budapest hofft Bügner in Paris auf bessere Ergebnisse. „Aus meiner Sicht sind alle sehr stark konzentriert, fokussiert und auf den Punkt fit.“ Letzteres sei der große Unterschied zur WM, „wo wir doch sehr stark mit Ausfällen zu kämpfen hatten. Dieses Jahr haben wir mehr oder weniger alle an die Startlinie gebracht. Das ist die Grundvoraussetzung, um überhaupt zu performen.“

    Hoffnung auf Medaillen in Paris

    In Tokio hatten die deutschen Leichtathletinnen und Leichtathleten drei Medaillen gewonnen: Einmal Gold durch Weitspringerin Malaika Mihambo sowie zweimal Silber von Diskuswerferin Kristin Pudenz und (überraschend) Geher Jonathan Hilbert über die 50 Kilometer. Es folgte der Tiefschlag von Budapest. Laut Bügner habe man im Juni dieses Jahres aber bei der EM in Rom einen „kleinen Trendwechsel“ gesehen. Dort sammelte das deutsche Team elfmal Edelmetall: einmal Gold durch Mihambo sowie dreimal Silber und siebenmal Bronze. „Ich hoffe, dass sich das verstetigt und wir sagen können: Wir haben die Talsohle durchschritten, werden hier jetzt angreifen und auch Medaillen gewinnen.“ Das allerdings werde schwer genug. Bei Olympischen Spielen sei das Feld immer extrem stark, 200 Nationen sind am Start. „Die Leistungsdichte ist sehr hoch. Trotzdem haben wir Medaillenchancen.“

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