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Champions League: Sanktionen gegen Chelsea: Wo Tuchel ist, ist nichts normal

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Sanktionen gegen Chelsea: Wo Tuchel ist, ist nichts normal

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    Keine Trainerstation ohne Extremsituation: Thomas Tuchel trainierte bereits Vereine, die zu den besten in Europa gehören. Doch nicht nur die gewonnenen Titel bleiben in Erinnerung.
    Keine Trainerstation ohne Extremsituation: Thomas Tuchel trainierte bereits Vereine, die zu den besten in Europa gehören. Doch nicht nur die gewonnenen Titel bleiben in Erinnerung. Foto: Robbie Jay Barratt, dpa

    Die Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine treffen den amtierenden Champions-League-Gewinner FC Chelsea hart. Der englische Verein kämpft mit den Sanktionen, die EU und Großbritannien gegen den russischen Besitzer Roman Abramowitsch verhängt haben. Thomas Tuchel ist als Trainer des Vereins mittendrin im Geschehen und muss das Beste aus der komplizierten Lage machen. Es ist nicht das erste Mal, dass Tuchel, der aus Krumbach kommt, mit einer Situation umgehen muss, die andere Trainer in ihrer gesamten Laufbahn nicht erleben müssen.

    Thomas Tuchel vor Champions-League-Spiel: "Dann fahre ich einen Siebensitzer"

    Wäre der Anlass nicht so tragisch, könnte es eine lustige Anekdote sein: Tuchel wird am Montag bei einer Pressekonferenz gefragt, wie seine Mannschaft angesichts der Sanktionen zum Auswärtsspiel nach Lille in Frankreich kommen wolle. Tuchel verzieht zunächst keine Miene. „Mein letzter Stand der Dinge ist, dass wir ein Flugzeug haben.“ Während er spricht, blitzt langsam ein Lächeln in seinem Gesicht auf. „Falls nicht, dann fahren wir mit dem Zug. Falls das nicht geht, dann mit dem Bus. Und falls das nicht geht, dann fahre ich einen Siebensitzer.“ Ein kurzes Gelächter unter den Sportjournalisten.

    Roman Abramowitsch, Noch-Eigentümer des Fußballklubs FC Chelsea, wurde mit Sanktionen von EU und Grobritannien belegt.
    Roman Abramowitsch, Noch-Eigentümer des Fußballklubs FC Chelsea, wurde mit Sanktionen von EU und Grobritannien belegt. Foto: Martin Meissner, dpa

    Doch Tuchel meint es ernst. Die amüsante Vorstellung, ihn hinter dem Steuer eines Kleinbusses zu sehen, in dem millionenschwere Fußballer chauffiert werden, hat einen ernsten Hintergrund. Die Sanktionen, die Großbritannien und EU gegen den russischen Oligarchen und Chelsea-Besitzer Abramowitsch erlassen haben, gefährden die Existenz des Klubs. Abramowitsch wird eine Nähe zu Wladimir Putin nachgesagt, die er selbst bestreitet. Er wurde mit härtesten persönlichen Sanktionen belegt, doch auch der Londoner Verein darf ab sofort keine Spielertransfers mehr tätigen, keine neuen Verträge aushandeln, keine Eintrittskarten und Fanartikel mehr verkaufen, dazu gehen die Sponsoren auf Abstand. Für künftige Auswärtsspiele dürfen nur noch maximal 20.000 Pfund (etwa 24.000 Euro) ausgegeben werden. Diese Einschränkung könnte bei manchem Spiel also tatsächlich zu kreativen Lösungen führen.

    Sanktionen gegen Chelsea, Attentat auf den Dortmunder Mannschaftsbus

    Tuchels Antwort in der Pressekonferenz ist auch Ausdruck der pragmatischen Art des 49-Jährigen. Auf diese wird es auch ankommen, um die turbulente Phase sportlich so gut wie möglich zu meistern. Am Weiterkommen des FC Chelsea im Achtelfinale der Champions League gegen den OSC Lille am Mittwoch (21 Uhr, DAZN) hat kaum jemand Zweifel. Das Hinspiel war 2:0 ausgegangen. Doch danach steht die entscheidende Phase der Saison an – und die Nachrichten überlagern das sportliche Geschehen.

    In einer ebenfalls emotional aufgeladenen Situation hat sich Tuchel schon einmal wiedergefunden. April 2017: Tuchel trainierte Dortmund, war mit seinem Team im Mannschaftsbus auf dem Weg zum Stadion, als mehrere Sprengsätze neben dem Bus detonierten. Es war die Tat eines damals 28-Jährigen, der aus Habgier handelte. Durch die Explosion wurde der Spieler Marc Bartra am Arm verletzt, außerdem ein Polizist. Damals wurde das Champions-League-Viertelfinale gegen Monaco verschoben, allerdings schon auf den nächsten Abend. Borussia

    Die Reaktion auf das Attentat hinterließ ihre Spuren. Tuchel und BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke trugen einen offenen Streit aus. Nicht lange danach trennten sich Verein und Trainer.

    Tuchel bei Paris Saint-Germain: Probleme mit den Geldgebern aus Katar

    Ab 2018 trainierte Tuchel Paris Saint-Germain (PSG), das aus Katar finanzierte Star-Ensemble. Doch auch hier stand nicht der Sport im Vordergrund und stieß Tuchel mit seinen klaren Worten auf Ablehnung. Es gab ein Zerwürfnis mit

    Und nun? Verlässt Tuchel auch den FC Chelsea? Das ist noch offen. Mit Chelsea gewann Tuchel 2021 die Champions League und wurde zum Fifa-Welttrainer gewählt, sein Vertrag läuft bis 2024. Vor wenigen Tagen sagte er: „Es gibt überhaupt keinen Zweifel, dass ich bis zum Saisonende bleibe.“ Es halten sich Gerüchte, er könnte zu Liga-Konkurrent Manchester United wechseln.

    Die Reise zum Spiel in Lille konnten Tuchel und sein Team doch wie geplant antreten. Das Flugzeug war bereits vor Verhängung der Sanktionen gebucht. Ebenso darf Abramowitsch die Verkaufspläne für den Verein vorantreiben. Je nach Ausgang der Verhandlungen könnte Chelsea wieder in eine gesicherte Zukunft blicken.

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