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Champions League: Peter White war der erste Bayern-Schreck

Champions League

Peter White war der erste Bayern-Schreck

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    Gary Shaw, Tony Morley und Torschütze Peter White (von links) feierten mit dem 1:0-Sieg im Finale des Europapokals der Landesmeister den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte von Aston Villa.
    Gary Shaw, Tony Morley und Torschütze Peter White (von links) feierten mit dem 1:0-Sieg im Finale des Europapokals der Landesmeister den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte von Aston Villa. Foto: Witters

    Rabah Madjer, natürlich. Kennt jeder Bayern-Fan. Hat 1987 den Ball mit der Hacke ins bajuwarische Tor gekickt und so die Niederlage der Münchner gegen den FC Porto eingeleitet. Oder auch Ole Gunnar Solskjaer, Diego Milito und selbstverständlich Didier Drogba. Wer immer den Bayern einen kapitalen Stich versetzt, hat einen Platz im kollektiven Gedächtnis der Münchner sicher. Außer Peter White. Dabei hat mit White alles angefangen.

    Die Bayern galten einige Jahrzehnte als unschlagbar in Endspielen. Als die Deutsche Meisterschaft noch durch ein Finalspiel vergeben wurde, gewannen die Münchner 1932 mit 2:0 gegen Eintracht Frankfurt. Es folgten bis 1982 sechs Endspiele im DFB-Pokal: Immer verließen die Bayern den Platz als Sieger. Als 1967 das erste internationale Finale anstand, gewann selbstverständlich die Mannschaft von Trainer „Tschik“ Cajkovski. 1:0, Verlängerung, „Bulle“ Roth, Glasgow Rangers - Koordinaten einer vergangenen Zeit. Schließlich die drei Triumphe im Europapokal der Landesmeister. Maier, Beckenbauer, Müller - unwiederbringliche Achse des Erfolgs. Dann aber kam Peter White.

    Aston Villa brauchte ein Spiel, um die Saison zu retten

    Als die Münchner im Finale des Europapokals der Landesmeister am 26. Mai 1982 antraten, hatte der Wettbewerb viel mehr mit einer Champions League zu tun als heute. Schließlich durften tatsächlich nur die Landesmeister antreten. Für die Engländer war das in dieser Saison Aston Villa. Ein Mittelklasse-Klub, der sich nach einem kurzen Hoch zu Beginn der 80er-Jahre wieder in der Mittelklasse einreihte. Eigentlich war der Aufschwung auch schon vorbei, als die Mannschaft in Rotterdam im Finale gegen die Bayern antrat. Die Liga hatte man als amtierender Meister auf dem elften Platz abgeschlossen und auf dem Weg dahin auch einen Coach verschlissen. Mit diesem einen Spiel in Rotterdam aber ließ sich eine ganze Saison retten. Eine ähnliche Konstellation wie 30 Jahre später, als die Münchner im Finale Dahoam den FC Chelsea empfingen.

    Genau wie an diesem unseligen Abend in der Münchner Arena dominierten die Bayern das Spiel. Es stürmten nicht Robben, Ribéry, Müller, sondern Rummenigge, Breitner, Hoeneß. Dieter Hoeneß, der nicht ganz so talentierte, dafür aber wuchtige Bruder von Uli Hoeneß. Sie stürmten vergebens. Wenn das Schicksal der Meinung ist, dass es auch mal das Recht auf ein wenig Spaß hat, bringen sämtliche Bemühungen nichts. Das Schicksal entsandte in Peter White einen Stürmer typischer englischer Bauart, um die Bayern hadern zu lassen. Groß, kantig, einigermaßen unbeholfen im Umgang mit dem Ball - aber in der 67. Minute fähig, ihn aus wenigen Metern ins Tor zu drücken. Es blieb das einzige Tor des Endspiels.

    Das Finale war damals sowohl für die Münchner als auch für Aston Villa die neunte Partie in dieser Saison im Europapokal. Seit der nun laufenden Spielzeit umfasst bereits die Vorrunde der Champions League acht Spiele. Am zweiten Spieltag kommt es nun zum Aufeinandertreffen zwischen den Kontrahenten von 1982. Die Bedeutung der Partie im Villa-Park in Birmingham (21 Uhr, DAZN) ist überschaubarer Natur. Von den 36 teilnehmenden Mannschaften scheiden lediglich 12 direkt nach der Vorrunde aus. Sowohl die Münchner (9:2 gegen Zagreb) also auch Aston Villa (3:0 gegen Bern) haben sich in ihrem ersten Spiel eine gute Ausgangsposition erarbeitet.

    Weil sich die Münchner im Vergleich zur vergangenen Saison viel spielfreudiger zeigen und weniger fehleranfällig in der Defensive sind, kommt ihnen die Favoritenrolle zu. Hinzu kommt, dass sie individuell schlicht besser besetzt sind. Im Belgier Amadou Onana verfügt Aston Villa lediglich über einen Feldspieler, der zur internationalen Spitzenklasse zu zählen ist. Auffälligster Akteur aber ist in Emiliano Martinez der argentinische Keeper des Klubs. Bekannt aus dem WM-Finale 2022, als er erst die Franzosen entnervte und später die Trophäe, die er als bester Keeper des Turniers erhielt, phallisch vor seine Körpermitte hielt.

    Die Zutaten lassen nicht auf ein Champions-League-Spiel schließen, an das sich Fans noch in etlichen Jahren erinnern werden. Wie wohl die meisten Partien zur internationalen Stangenware gehören. Tatsächlich war das aber auch schon vor über 40 Jahren der Fall. Ehe sich die Münchner im Final mit Aston Villa duellierten, schalteten sie unter anderem den rumänischen Klub Universitatea Craiova aus. In der ersten Runde waren die Schweden Östers IF eine niedrige Einstiegshürde. Am Ende aber wartete Peter White - und der Beginn allen Unheils in etlichen Finalspielen.

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