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Champions League: Der FC Bayern ist ein eigentümliches Team

Champions League

Der FC Bayern ist ein eigentümliches Team

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    Harry Kane war mit zumindest einer Entscheidung von Schiedsrichter Glenn Nyberg gar nicht einverstanden.
    Harry Kane war mit zumindest einer Entscheidung von Schiedsrichter Glenn Nyberg gar nicht einverstanden. Foto: John Walton/PA Wire, dpa

    Mit Diskussionen kennen sie sich in München gut aus. In den vergangenen Monaten setzten sie sich auch innerhalb des Vereins intensiv mit der Frage auseinander, was denn von dieser Mannschaft eigentlich zu halten ist. Schließlich befinden sich allerhand Fußballer allererster Güte in ihren Reihen. Dazu haben es die Bosse mit Trainern unterschiedlichsten Naturells probiert. Erst der nicht nur aufgrund seines Alters juvenile Julian Nagelsmann, dann der gereifte Thomas Tuchel. Auch um letztinstanzlich eine Antwort für dieses höchst eigenwillige Team zu finden, installierten die Bayern Max Eberl als Sportvorstand. Nach dem aufregenden 2:2 bei Arsenal London präsentierte er ein erstes Zwischenfazit: "Das heute war der Beweis, dass er die Mannschaft erreicht."

    Das ist ein Ansatz derjenigen, für die der Maßkrug eher halb voll als halb leer ist. Genauso gut ließe sich nämlich auch behaupten, die Mannschaft folge nur dann ihrem Trainer, wenn es sie für angemessen hält. Partien wie jene in Heidenheim bestreitet sie dagegen in Eigenregie. In Abrede aber wollte an diesem Londoner Abend keiner die Ausführungen Eberls stellen, hatten doch die Bayern tatsächlich auch aufgrund Tuchels taktischer Vorgaben ihren Gegner am Rande einer Niederlage gehabt. Dass es so weit dann eben doch nicht kam, war nach dem Abpfiff das drängendere Thema für die diskussionserprobten Münchner.

    Serge Gnabry erzielt den Ausgleich

    Sie hatten sich ja wirklich in eine zwischenzeitig ausgezeichnete Ausgangsposition gespielt. Erst mit einer Portion Glück, als Serge Gnabry die Führung Arsenals überraschend ausglich, später dann durch eine lange Zeit nicht mehr gesehene konzentrierte und aufopfernde Leistung. Nach dem Führungstreffer von Harry Kane, der einem wunderbaren Solo Leroy Sanés samt folgendem Elfmeter entsprang, waren die Münchner die bessere Mannschaft. Und hätten nach ihrer Lesart in der 67. Minute einen zweiten Strafstoß zugesprochen erhalten sollen. Schiedsrichter Glenn Nyberg hatte in der 67. Minute nach einer Unterbrechung das Spiel mit einem Pfiff wieder freigegeben, als Keeper David Raya einen Abstoß Abwehrspieler Gabriel zuspielte. Der nahm den Ball mit der Hand auf und legte ihn zurück auf die Fünfmeterlinie, um den Abstoß erneut auszuführen. Kane sprach von dem "eindeutigsten Elfmeter", den er jemals gesehen hatte. Tuchel fand dafür das im Fußball verhältnismäßig oft verwendete Adjektiv "unglaublich". Mindestens ebenso unglaublich sei noch dazu die Erklärung des Schiedsrichters gewesen. Der habe gegenüber seinen Spielern von einem "kids' mistake" gesprochen, also einem Kinderfehler – und diesen würde er nicht in einem Viertelfinale der Champions League ahnden. "Das ist eine ganz neue Form der Regelauslegung", so der Trainer. Womit er nicht ganz Unrecht hatte

    Am Ende aber hatten die Münchner noch Glück, dass Nyberg in der Nachspielzeit den Engländern keinen Strafstoß zusprach, als Bukayo Saka nach einem Kontakt mit Manuel Neuer zu Fall kam. Weil kurz davor aber wiederum Kingsley Coman mit einem Schuss lediglich am Pfosten scheiterte, wussten die Bayern erst recht nicht, wie genau sie dieses Ergebnis nun einzuschätzen haben.

    Thomas Müller beispielsweise blickte mit "ein bisschen Wehmut" auf die Partie. Schließlich hätte man mit einem Sieg im Gepäck noch weitaus bessere Chancen, den Halbfinaleinzug kommenden Mittwoch in München einzutüten. Kane wiederum und sein englisch-bajuwarischer Teamkollege Eric Dier lobten wortgleich den "Zusammenhalt", den das Team habe zeigen müssen – und auch gezeigt hatte.

    In der Allianz-Arena wollen die Bayern im Rückspiel an diese Leistung anknüpfen. Nicht dabei sein wird wohl Serge Gnabry, der sich am hinteren Oberschenkel verletzte. Vor wenigen Wochen wäre das nur eine Randnotiz gewesen, doch in den vergangenen Wochen hatte sich der Offensivspieler nach einer langen Verletzungspause formstark hervorgetan. In London unterstützte er leidenschaftlich Alphonso Davies in der Defensive und weil der Kanadier kommende Woche Gelb-gesperrt fehlt, muss sich Tuchel eine komplett neue linke Flanke zimmern.

    FC Bayern muss auf verletzten Serge Gnabry verzichten

    Ob das gelungen ist, wird dann in sieben Tagen diskutiert werden. Bei einem Erfolg winkt der Mannschaft eine weitere Reise nach London. Dort steht am 1. Juni das Finale im Wembleystadion an, rund 16 Kilometer westlich von der Arena Arsenals. Dass die Münchner darauf tatsächlich Chancen haben, ist ein weiteres Indiz für dieses eigentümliche Team.

    FC Arsenal Raya – White, Saliba, Gabriel Magalhaes, Kiwior (46. Sintschenko) – Ödegaard, Jorginho (67. Gabriel Jesus), Rice – Saka, Havertz (86. Partey), Martinelli (66. Trossard) 

    Bayern München Neuer – Kimmich, de Ligt, Dier, Davies – Goretzka, Laimer – L. Sané (66. Coman), Musiala, Gnabry (70. Guerreiro) – Kane Tore 1:0 Saka (12.), 1:1 Gnabry (18.), 1:2 Kane (32./Foulelfmeter), 2:2 Trossard (76.) Zuschauer 60.221

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