Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Champions League: Manchester United: Die nächste Pleite, der nächste Umbruch

Champions League

Manchester United: Die nächste Pleite, der nächste Umbruch

    • |
    Er sollte eigentlich für erfolgreichere Zeiten sorgen: Cristiano Ronaldo ist mit Manchester United bereits im Champions League-Achtelfinale gescheitert.
    Er sollte eigentlich für erfolgreichere Zeiten sorgen: Cristiano Ronaldo ist mit Manchester United bereits im Champions League-Achtelfinale gescheitert. Foto: Pa Wire, dpa

    Mit stoischer Miene verfolgte Ralf Rangnick, wie die letzten Sekunden im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League von der Uhr liefen. Das Unheil war da schon nicht mehr abzuwenden: Durch ein Kopfballtor des Brasilianers Renan Lodi war Atletico Madrid kurz vor der Halbzeitpause in Führung gegangen.

    Danach machte die Mannschaft von Trainer Diego Simeone das, was sie am besten kann: Atletico Madrid sein. Hinten reinstellen, Führung verwalten. Es sollte reichen, um Manchester United nach dem 1:1 im Hinspiel aus der Königsklasse zu werfen. Auch, weil der vermeintliche Heilsbringer auf Seiten der Engländer einen historisch schlechten Abend erwischte.

    Ronaldo blieb ohne einen Torschuss

    Cristiano Ronaldo gelang am Dienstagabend ein Hattrick der ganz bitteren Sorte: Nicht einen einzigen Torschuss brachte er auf das Tor von Atletico-Keeper Jan Oblak. Es war nach 2003 und 2011 erst das dritte Mal in seiner Karriere, dass ihm so etwas in einem Champions League-Spiel passierte. Sein Trainer nahm ihn nach dem Spiel am Amazon Prime-Mikrofon in Schutz. "Gegen so einen vielbeinig verteidigenden Gegner" sei es für Ronaldo nicht leicht gewesen, sagte Rangnick. Denselben vielbeinig verteidigenden Gegner hatte Ronaldo in den Jahren 2014, 2015, 2016, 2017 und 2019 in anderen Trikots noch aus dem Wettbewerb geschmissen.

    Bei Manchester United wird es dagegen zumindest vorerst nichts mit Henkelpott Nummer sechs in Ronalds Vita. Dabei hatten sie CR7 doch gerade deswegen zurückgeholt, um an vergangene glorreiche Zeiten anzuknüpfen. In seiner ersten Zeit bei ManU (2003 bis 2009) gewann Ronaldo immerhin dreimal die englische Meisterschaft und einmal die Champions League. In dieser Saison wird kein weiterer Titel hinzukommen: In den beiden englischen Pokalwettbewerben sind die Red Devils bereits frühzeitig ausgeschieden; in der Liga kämpft man darum, nächstes Jahr überhaupt wieder an der Champions League teilnehmen zu dürfen.

    Für Manchester-Coach Ralf Rangnick wird es eng

    So klang Rangnick nach der letzten verpassten Titelchance schon fast ein wenig resigniert: "Für uns geht es jetzt darum, die Saison so gut wie möglich zu Ende zu spielen." Platz vier sei nun das Ziel, auch wenn es schwer würde. In der Tat hat Manchester zwar nur einen Punkt Rückstand auf den Viertplatzierten FC Arsenal, aber eben auch drei Spiele mehr absolviert. Dass Rangnick in der nächsten Spielzeit, egal ob mit Champions League-Qualifikation oder ohne, noch auf der Trainerbank sitzen wird, ist dagegen unwahrscheinlich.

    Für Ralf Rangnick dürfte es bei der Interimsrolle bleiben. Nach der Saison soll er bei ManU als Berater fungieren.
    Für Ralf Rangnick dürfte es bei der Interimsrolle bleiben. Nach der Saison soll er bei ManU als Berater fungieren. Foto: Martin Rickett/PA Wire/dpa

    Nach der Entlassung von Klubikone Ole Gunnar Solskjær Ende November hatte Rangnick die Mannschaft als Interimstrainer übernommen. Er soll nach der Saison in den Beraterstab wechseln, allerdings wollte er in seiner Antrittspressekonferenz auch eine Weiterbeschäftigung als Trainer nicht ausschließen. Argumente dafür kann er bislang kaum vorweisen. Nach dem Aus gegen Atletico rechnete eine andere Klublegende mit Rangnick ab. "Das Allererste, was dieser Verein tun muss, um auch nur annähernd wieder die Meisterschaft zu gewinnen, ist, einen richtigen Trainer zu finden, der für diese Mannschaft arbeitet", sagte Paul Scholes beim Sender BT Sports.

    Seit dem Abschied von Ferguson klafft ein Vakuum auf der Trainerbank

    Die letzte Meisterschaft datiert mittlerweile aus dem Jahr 2013. Damals stand noch ein gewisser Sir Alex Ferguson an der Seitenlinie. Es war sozusagen sein Abschiedsgeschenk, nachdem er den Verein zuvor 27 Jahre lang geprägt hatte wie kaum jemand vor ihm. Ganze 38 Titel holte er in dieser Zeit und hinterließ mit seinem Abgang ein Vakuum. Das lag allerdings nicht nur an seinem sportlichen Erfolg, sondern auch daran, wie er den Verein geführt hat: allmächtig, keine andere starke Person neben sich duldend.

    Seit Ferguson haben bereits sieben Trainer versucht, in die großen Fußstapfen des legendären Schotten zu treten. Gelungen ist es keinem. Zunächst versuchte man es mit frischem Wind durch noch unbefleckte Namen (David Moyes), anschließend mit internationalen Trainer-Schwergewichten (Louis van Gaal, José Mourinho), zuletzt mit ehemaligen Spielerikonen (Solskjær). Der größte Erfolg in dieser Zeit blieb der Gewinn der Europa League 2017. Währenddessen arbeitete sich Stadtrivale Manchester City zur Nummer eins im englischen Fußball vor, gewann fünfmal die Meisterschaft und wurde zur bevorzugten Adresse für internationale Topstars.

    Unter Solskjær sollte ein großer Umbruch im Kader erfolgen. Mit jungen, bevorzugt englischen Spielern statt teuren Superstars. Spätestens die Verpflichtung des mittlerweile 37-jährigen Ronaldos hat dem Umbruch ein Ende gesetzt. Hatte die Mannschaft von Manchester United bei Solskjærs Amtsantritt in der Saison 2018/19 noch ein Durchschnittsalter von 25,33 Jahren, ist der aktuelle Kader im Schnitt um fast drei Jahre älter. Es könnte im Sommer also nicht nur auf der Trainerposition, sondern auch auf Ebene der Spieler größere Veränderungen geben.

    Wird er der nächste Trainer bei Manchester United? PSG-Coach Mauricio Pochettino gilt schon länger als Kandidat für den englischen Rekordmeister.
    Wird er der nächste Trainer bei Manchester United? PSG-Coach Mauricio Pochettino gilt schon länger als Kandidat für den englischen Rekordmeister. Foto: Pierrelahalle

    Möglicherweise wird der verlorene Sohn, der im vergangenen Jahr nach zwölf Jahren Abstinenz zurückgekehrt ist, diesen Neuanfang gar nicht mehr miterleben. Immer wieder werden Gerüchte laut, dass Ronaldo den Verein verlassen will. Der Daily Mirror hatte zuletzt über ein Tauschgeschäft spekuliert: Ronaldo wechselt zu Paris St. Germain, im Gegenzug kommt Trainer Mauricio Pochettino auf die Insel. Doch selbst mit dem Argentinier dürften die glorreichen Zeiten beim englischen Rekordmeister so schnell nicht wieder aufflammen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden