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Champions League: Dortmund gegen Real: Schließt sich der Kreis?

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Dortmund gegen Real: Schließt sich der Kreis?

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    Borussia Dortmund trifft im Finale der Champions League auf Real Madrid.
    Borussia Dortmund trifft im Finale der Champions League auf Real Madrid. Foto: Bernd Thissen, dpa

    Ehepartner gleichen sich im Verlauf der Zeit immer mehr an. Nun sind Borussia Dortmund und der FC Bayern nicht miteinander vermählt. Im Grunde sind sich die beiden Vereine in gegenseitiger Abneigung verbunden. Das sollte in einer Ehe nicht der Fall sein – kommt aber freilich viel häufiger vor, als man es sich noch beim Gang vor den Altar vorstellt. Die Klubs aber prägen seit Jahren den deutschen Fußball, und dass es zu Assimilierungen kommt, liegt zu einem Großteil daran, dass in den vergangenen Jahren etliche Spieler mal für die eine und wenig später für die andere Mannschaft aufgelaufen sind. Aber auch die Verhaltensweisen ähneln sich zusehends. 

    So schließen mittlerweile nicht mehr nur die Münchner Sponsoringverträge ab, die außerhalb des eigenen Vorstands kritisch begutachtet werden. Der Kontrakt mit Qatar Airways wurde vergangenes Jahr nach Protesten der Fans nicht mehr verlängert. Unter der Woche machten die Dortmunder öffentlich, dass sie sich in den kommenden Jahren finanziell vom Rüstungskonzern Rheinmetall unterstützen lassen. Das kam nicht nur bei den eigenen Anhängern nicht gut an. 

    Dortmund im Finale: Andere Vorzeichen als vor elf Jahren

    Der Nebeneffekt dieses waghalsigen PR-Stunts ist ebenfalls in bayerischen Gefilden bekannt. Auch dort lenken die Geschehnisse fernab des Rasens oftmals vom sportlichen Geschehen ab. Das wiederum dürfte den Dortmundern in der vergangenen Woche nicht vollumfänglich gelegen haben. Schließlich steht am Samstag (21 Uhr, ZDF) das bedeutendste Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte bevor. Genauer gesagt, die wichtigste Partie seit elf Jahren. Damals unterlag der BVB recht unglücklich dem FC Bayern im Finale von Wembley mit 1:2. Nun stehen die Borussen wieder im Finale der Champions League. Abermals in Wembley. 

    Diesmal aber sind die Vorzeichen andere als vor elf Jahren. Die Dortmunder hatten die Bayern damals über Jahre hinweg gereizt, ihnen zweimal die Meisterschaft entrissen und hatten durch diese als Provokation aufgefasste Leistung erst die Münchner Hegemonie ermöglicht, die in einer Überreaktion über ein Jahrzehnt den deutschen Fußball nach Belieben beherrschte. Im Duell mit Real Madrid sind die Borussen klarer Außenseiter, auch wenn Sportdirektor Sebastian Kehl selbstbewusst sagt: "Wir wollen Großes leisten, dazu sind wir bereit." 

    Kehl war bei der Ausgabe des Jahres 2013 noch als Spieler dabei, allerdings blieb ihm im Endspiel lediglich ein Bankplatz. Nuri Sahin immerhin durfte in den letzten Minuten der Partie noch versuchen, eine Verlängerung zu erzwingen. Er wurde für Sven Bender eingewechselt. Bender und Sahin spielen auch 2024 eine maßgebliche Rolle für den Saisonverlauf der Dortmunder. Kehl aquirierte die beiden in der Winterpause, um Cheftrainer Edin Terzic zu unterstützen. Ein Zug, der wohl nicht ganz zu Unrecht als kleines Misstrauensvotum gegenüber dem Coach gewertet wurde. Der kann zwar für sich reklamieren, dass er seit den Klopp-Jahren der beliebteste, weil schwarz-gelb-blütigste Trainer des BVB ist, allerdings geriet manch taktischer Kniff zum Bumerang. Unter der Woche machte Mats Hummels in einem Interview mit der Sportbild publik, dass er während der Saison im Büro des Trainers vorstellig wurde, um seinen Unmut mit der passiven Spielweise der Mannschaft kundzutun. 

    Weil das Team in der Bundesliga allzu wankelmütig agierte – und letztlich auch nur als Fünfter ins Ziel kam – konnte Terzic zu keinem Zeitpunkt aus einer Position der Stärke agieren. Unter ihm hatten die Borussen auch am letzten Spieltag der vorangegangenen Saison den sicher geglaubten Meistertitel noch verspielt. Umso bemerkenswerter ist allerdings, dass der 41-Jährige eine Mannschaft ins Endspiel der Champions League geführt hat, die nur mit viel Wohlwollen als internationales Spitzenteam bezeichnet werden kann. Ausgerechnet der so kritische Hummels war es mit zwei überragenden Partien gegen Paris St. Germain im Halbfinale, der diese Überraschung maßgeblich ermöglichte. 

    Ist es das letzte Spiel von Mats Hummels

    Nun steht er möglicherweise vor seinem letzten Einsatz im Trikot der Dortmunder. Sein Vertrag läuft am Ende der Saison aus, noch ist nicht klar, wo er seine Karriere weiterführt. Gleiches gilt für Marco Reus, dessen Abschied immerhin schon feststeht. Er und Hummels sind die beiden letzten Spieler aus dem 2013er-Kader, die auch heuer noch für den BVB aktiv sind. Es könnte sich ein Kreis schließen. Allerdings ist der Sport nicht dafür bekannt, Geschichten mit einem offenen Ende zu einem glücklichen Ende zu führen. Wenn die Dortmunder jetzt aber nach dieser seismologisch außergewöhnlichen Saison tatsächlich den wichtigsten Titel des Vereinsfußballs erringen: Da würden sie selbst in München staunen.

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