Der ehemalige FCA-Star Caiuby und die Justiz - diese Geschichte ist nun um ein Kapitel reicher. Zuletzt wurde der Brasilianer am Rande eines Eishockey-Spiels des ERC Ingolstadt von der Polizei festgenommen, verbrachte drei Tage in Untersuchungshaft . Das war im Februar vergangenen Jahres. Nun stand für den 34-Jährigen der nächste Termin an: Vor dem Augsburger Amtsgericht musste er sich verantworten, weil er im Mai vergangenen Jahres einen Mann im Nachtleben angegriffen hat.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat Caiuby den heute 24 Jahre alten Mann mit dem Fuß gegen den Kopf getreten. Das Opfer soll dabei eine Platzwunde an der Schläfe sowie eine Schädelprellung erlitten haben. Gegen einen Strafbefehl, der eine Strafe von einem Jahr zur Bewährung vorsieht, hat Caiuby Einspruch eingelegt.
Prozess in Augsburg: Caiuby griff Mann im Augsburger Kesselhaus an
Der 34-Jährige ließ sich von seinem Anwalt Marco Müller vertreten, erschien nicht selbst vor Gericht. Den Vorwurf, den Mann getreten zu haben, bestritt Müller: Vielmehr sei es so gewesen, dass der Ex-Profi an dem Abend in der Augsburger Disco "Kesselhaus" beim Hinausgehen von einer Gruppe Männer provoziert worden war und einem aus dieser Gruppe dann nur eine Ohrfeige gegeben habe. Die Rekonstruktion der Vorkommnisse aus den frühen Morgenstunden war nicht einfach: Etwa ein Jahr ist seither vergangen, dazu hatte jeder der Beteiligten an dem Abend einiges an Alkohol getrunken.
Sicher ist, dass es zuerst eine verbale, dann eine körperliche Auseinandersetzung zwischen Caiuby und einer Gruppe junger Männer gegeben hat, die an dem Abend auch im Kesselhaus feierte. Griffen zuerst die Türsteher nach einer Rangelei im Eingangsbereich der Disco noch ein und trennten die Streithähne, eskalierte die Situation, als Caiuby mit seinen Bekannten in ein Taxi einsteigen wollte. Erneut sei er beleidigt worden, auch rassistisch, so Müller: "Da fielen Worte wie `Geh in den Dschungel` oder Affenlaute." Daraufhin habe der ehemalige Bundesliga-Star dem Mann eine Ohrfeige verpasst - nicht mehr, nicht weniger. Nach dem Vorfall habe sich der Verletzte noch über seinen Anwalt bei Caiuby gemeldet - mit unrealistischen Schmerzensgeldforderungen, so Müller. Die Unterscheidung zwischen Ohrfeige und Treten ist juristisch relevant, weil sie über die Schwere der Straftat entscheidet: Eine Ohrfeige ist in aller Regel eine vorsätzliche Körperverletzung. Ein Tritt - zumal dann, wenn er von einem Fußballspieler kommt - wiegt schwerer und stellt meist eine schwere Körperverletzung dar.
Ex-FCA-Spieler Caiuby hat gegen den Strafbefehl Einspruch eingelegt
Ein Freund des Verletzten weist alle Schuld von sich: Er habe Caiuby freundlich angesprochen. Bei dem Gespräch sei es anfangs nur über Fußball gegangen. Irgendwann habe sich der Ex-Profi aber offenbar provoziert gefühlt. "Ich habe ihn zum Vatertagsfest meines Heimatvereins eingeladen, das am nächsten Tag stattfand. Und dann kippte die Stimmung irgendwie", so der 26-Jährige. Am Ende sei Caiuby ausgerastet und habe einen Mann aus der Gruppe mit dem Fuß gegen den Kopf getreten. "Er ist voll auf ihn los, das ganze Auge war voller Blut", sagte ein 24-Jähriger, der mit dem Verletzten unterwegs war. Die beiden 24 und 30 Jahre alten Frauen, mit denen Caiuby an diesem Abend in der Disco feiert und mit denen er auf dem Heimweg war, haben hingegen eine andere Erinnerung: "Sie haben Caiuby von Beginn an und die ganze Zeit provoziert. Sie haben zu ihm gesagt, dass er der schlechteste Fußballer aller Zeiten ist", so eine der Zeuginnen. Einen Tritt habe es nicht gegeben, sondern einen Schlag mit der Hand, so die 24-Jährige.
Eigenartig: Der Verletzte selbst könne sich nicht mehr so richtig an den Angriff erinnern, sagte er vor Gericht. Er habe auf einen der Freunde Caiubys geachtet, als der Angriff kam - ob er nun mit der Hand oder dem Fuß getroffen worden sei, könne er nicht sagen. Ein Urteil fiel am Donnerstag noch nicht: Auf Antrag von Caiubys Anwalt Marco Müller sollen noch weitere Zeugen, die an diesem Abend dabei waren, befragt werden. Die Verhandlung wird Ende des Monats fortgesetzt.
Sportlich läuft es für Caiuby ebenfalls nicht gut: Nach seinem Aus beim FC Augsburg im Oktober 2019 war er immer wieder ohne Verein, kam nur zu kurzzeitigen Verträgen beim FC Ingolstadt, dem griechischen Klub AO Kavala. Der Regionalligist Türkgücü München machte mit der Verpflichtung des Brasilianers im vergangenen August zwar Schlagzeilen. Für den Verein lief Caiuby wegen einer fehlenden Arbeitserlaubnis aber nie auf, seit April wird der 34-Jährige wieder als vereinslos geführt. Dafür macht der Brasilianer aber immer wieder Schlagzeilen mit Eskapaden. Bereits 2018 soll der Kicker auf der Augsburger Maximilianstraße einen anderen Nachtschwärmer mit einem Kopfstoß schwer verletzt haben. Dafür wurde er 2019 zunächst vom Amtsgericht zu einer Geldstrafe von 49.500 Euro verurteilt. Nach einem Einspruch gegen den Strafbefehl wurde in einer erneuten Verhandlung im August 2022 die Geldstrafe schließlich auf 26.400 Euro reduziert. Caiuby zahlt die Strafe derzeit ab - in Raten, wie sein Anwalt Marco Müller sagte.