Die Bundesliga hatte den ersten Spieltag der neuen Saison noch nicht mal ganz hinter sich gebracht, da zeigte sich: Es ist schon wieder durchaus viel Druck auf dem Kessel – vor allem, was die Beziehung zwischen Fans und Verein angeht. Und das, bevor sich klassische Faktoren wie eine sportliche Krise negativ auf das Binnenklima auswirken könnten.
In Sinsheim etwa war das Heimspiel gegen Aufsteiger Kiel mit Spannung erwartet worden. Die aktiven Fans der TSG Hoffenheim hatten schon im Vorfeld ihren Missfallen darüber geäußert, dass im Sommer nahezu die komplette sportliche Leitung um Ex-Sportdirektor Alexander Rosen über Nacht vor die Tür gesetzt wurde. Und dies stellenweise erst aus der Presse erfahren hatte. Die Protestform der TSG-Fans war bitter, gerecht und konsequent. Mit einem Stimmungsboykott verwandelten die sonst so heißblütigen Sinsheimer den an der A6 gelegenen Hexenkessel „PreZero Arena“ in eine Bahnhofsvorhalle. Die „Hölle bei Heidelberg“ war ausnahmsweise nicht ausverkauft, nur 18.000 Zuschauer waren beim Saisonauftakt gegen Kiel dabei. Es gab keine Stimmung, keine Euphorie, keine Anfeuerungsrufe. Also alles wie immer, Pardon: Natürlich ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Sinsheim und Dortmund: Fans kontra Vereinsführung
Doch auch in Dortmund hängt der Haussegen zwischen Fans und Anhängerschaft schief. Und das nur, weil der Verein vor Kurzem auf die Idee kam, einen Sponsorenvertrag mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall abzuschließen. Dessen Aktienwert hat sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine verfünffacht. Jemand in der Düsseldorfer Firmenzentrale scheint auf die Idee gekommen zu sein, dass Sportsponsoring eine gute Idee sei. Neben dem Eishockeyklub der Düsseldorfer EG gehört seit Ende Mai auch Dortmund zu den Werbepartnern.
BVB-Chef Aki Watzke, der schon immer ein sensibler Kommunikator gewesen ist, verkaufte den Fans den Deal clever: Verteidigung, so dieser Schelm, sei schließlich doch auch im Fußball wichtig – zwinkerzwinker. Ganz nebenbei fließt bis 2027 pro Jahr nun auch eine hohe einstellige Millionensumme an den BVB.
Die BVB-Fans protestierten mit Plakaten und Panzern gegen den Rheinmetall-Deal
Erstaunlicherweise finden es viele schwarz-gelbe Anhänger dennoch nicht so toll, wenn ihr Verein Werbung für ein Unternehmen macht, das sein Geld mit der Produktion von Waffen macht. Schließlich hat sich der Verein erst kürzlich einen Wertekodex gegeben, der dazu nicht so wirklich passen will. Am Samstag war auf Plakaten im Stadion zu lesen: „Wir lassen uns nicht vor einen Panzer spannen.“ Sogar ein Plastikpanzer stand vor dem Stadion. Tatsächlich stellt sich bei jeder Protestaktion der BVB-Fans die Frage, ob der Invest für Rheinmetall wirklich den erhofften Imagegewinn bringt. Auch für einen Rüstungskonzern ist es nicht gut, sich immer nur in der Verteidigung zu befinden. Zwinkerzwinker.
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