Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

„Burschi lass die Beine fliegen“ – so trägt Reporter Sostmeier den Reiter Michael Jung zur Goldmedaille

Olympia 2024

„Burschi lass die Beine fliegen“ – so trägt Reporter Sostmeier Michael Jung zur Goldmedaille

    • |
    • |
    Sportreporter Carsten Sostmeier brachte der Goldmedaillengewinn von Vielseitigkeitsreiter Michael Jung an die körperlichen Grenzen.
    Sportreporter Carsten Sostmeier brachte der Goldmedaillengewinn von Vielseitigkeitsreiter Michael Jung an die körperlichen Grenzen. Foto: Torsten Silz, dpa

    Wenn einer geballte Emotionen aus den Reitstadien dieser Welt in die deutschen Wohnzimmer transportieren kann, dann ist das Carsten Sostmeier. Der Sportreporter kommentiert seit 1991 für die ARD alles, was im Springparcours, Dressurviereck und auf der Vielseitigkeitsstrecke so abgeliefert wird. Und da Deutschland im Reitsport das mit Abstand erfolgreichste Land der Welt ist – allein 45-mal Gold und 24-mal Silber bei Olympischen Spielen – hat er schon jede Menge erfolgreiche Ritte gesehen und mit der ihm eigenen Fabulierkunst erklärt, analysiert und interpretiert. Die vierte Goldmedaille für den deutschen Vielseitigkeitsreiter Michael Jung aber, führte ihn nahe an den körperlichen Kollaps.

    Schon als Jung und sein Pferd Chipmunk auf der Geländestrecke unterwegs waren, geriet Sostmeier in immer größere Verzückung, beim abschließenden Springreiten aber, als die dritte olympische Einzelmedaille von Jung zum Greifen nahe war, lief es völlig aus dem Ruder. Zu Beginn konnte sich Sostmeier in seinem überschäumenden Sprachduktus noch einigermaßen zügeln. „Burschi, lass die Beine fliegen“, forderte er Chipmunk auf, sich bei diesem „hippologischen Triathlon“ nur ja ins Zeug zu legen. „Du hast ihn vor dir, den Arc de Triomphe der goldenen Emotionen. Holt Euch die Krone der Reiterei, holt Euch Gold“, schrie Sostmeier, als Jung und Chipmunk vor der idyllischen Kulisse von Schloss Versailles noch ihre Sprünge absolvierten.

    Schon da war zu befürchten, dass im Falle eines Siegs gleich alle Dämme brechen würden. Und Sostmeier enttäuschte nicht. Kaum hatten Chipmunk und Jung das letzte Hindernis fehlerfrei überwunden, brach die ganze Begeisterung so lautstark heraus, dass die malträtierten Stimmbänder kurz davor waren, ihren Geist aufzugeben. „Das ist unglaublich. Ich werd verrückt! Chapeau, chapeau, chapeau – ich ziehe meine Hut, meine Kopfhörer, vor dieser sportlichen Leistung. Vor dem König der Reiterei von Versailles“, quiekste Sostmeier mit letzter Kraft. Ein Olympia-Moment für die Ewigkeit. Selbst für jene, die einen Esel nicht von einem Pferd unterscheiden können.

    Ein abgewandeltes Hitler-Zitat wäre Sostmeier fast zum Verhängnis geworden

    Klar vergaloppiert sich Sostmeier auch manchmal. So wäre ihm ein abgewandeltes Hitler-Zitat bei den Spielen 2004 fast zum Verhängnis geworden. Dafür entschuldigte er sich mehrmals. Sein Eifer, seine Hingabe für den Sport und seine unnachahmlichen Wortschöpfungen sind geblieben. Man kann sie lieben oder nicht, Unterhaltungswert haben sie allemal. In den nächsten Tagen stehen die Dressur- und Springwettbewerbe an. Das deutsche Team hat wieder Medaillenchancen – und Sostmeier könnte wieder zu Höchstform auflaufen. Einschalten lohnt sich!

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden