Das Wort ist schlicht zu lang. Dabei wäre sein Klang so viel wohltuender als bei „geil“, „cool“ oder „mega“. Leider verwendet kaum mehr jemand das schöne Adjektiv „fabelhaft“, wenn etwas wirklich außergewönlich ist. Wenn die Erwartungen übertroffen werden. Nach einem wunderschönen Tor ruft kein Trainer: „Ruben-Ferdinand, das war ein wahrlich fabelhafter Schuss, der sich einem Regenbogen gleich über den Torsteher in das Netz senkte, auf dass es sich wölbte, wie eine Schwangere unmittelbar vor der Entbindung.“ Stattdessen: „Geiles Ding, Ferdi.“
Allerdings kann das Wort fabelhaft freilich auch anders verstanden werden. Wenn man es nämlich auf seinen Wortstamm bezieht, sprich: Etwas sei dem Geschehen einer Fabel ähnlich. Dann nämlich hätte beispielsweise Sebastian Hoeneß seinem Spieler Jeff Chabot nach dessen Platzverweis zurufen können, dass es sich um eine wirklich fabelhafte Aktion gehandelt habe. Zweifelsfrei hätte der Abwehrmann gefragt, auf welche Fabel sich der Trainer denn bezöge, woraufhin dieser entgegnet hätte: „Jene vom Bärendienst.“
Die Fabel vom Bären und dem Gartenliebhaber
Und selbstverständlich wäre es Chabot dann eingefallen. Da hatte doch der französische Dichter Jean de La Fontaine die Fabel „Der Bär und der Gartenliebhaber“ geschrieben. Darin hatte sich der titelgebende Bär mit eben jenem Gartenliebhaber angefreundet. Als der Gärtner schlief, hatte es sich eine Fliege auf dessen Gesicht gemütlich gemacht. Der fürsorgliche Bär warf daraufhin einen Stein gen Flugtier, um es zu vertreiben. Resultat: Fliege tot, Gärtner allerdings auch. Da wollte einer was Gutes tun - was aber nur mäßig gelungen ist. Ein Bärendienst.
Chabot also war in der Partie gegen Kiel mit vollem Einsatz dabei, vergaß aber vor lauter Eifer, dass die Wahl der Mittel zu überdenken ist. Er sah innerhalb von vier Minuten erst die Gelbe und dann die Gelb Rote Karte. In der Schlussphase der Partie machte es ihm der Kieler Fiete Arp nach, der zwischen der 81. und 88. Minute allerhand unternahm, um vor den anderen beim Duschen zu sein.
Ganz ähnlich erging es dem bemitleidenswerten Almugera Kabar. Der 18-Jährige kam für Borussia Dortmund gegen den FC Augsburg in der 68. Minute zu seinem Bundesligadebüt. Drei Minuten später: Gelbe Karte. In der neunten Minute der Nachspielzeit: Gelb Rot. Und die Moral von der Geschicht: Bloß nicht übereifrig werden. Das wusste schon Monsieur de La Fontaine, das weiß jeder Pubertierende. Dass die Jugend an die Jugend verschwendet ist, soll aber ein andern Mal Thema sein.
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