Jeder muss sich im Leben ein Mal entscheiden. Beim Füller lautete die Glaubensfrage: Geha oder Pelikan. Adidas oder Puma bei den Turnschuhen. Und es hörte mit der Wahl des Brotaufstrichs – Nutella oder Nusspli – nicht auf. Die deutsche Fußball-Welt teilt sich seit Menschengedenken in zwei Lager: Bayern-Fans und Bayern-Hasser.
Erstere sind vorwiegend (aber nicht nur) südlich des Weißwurst-Äquators zu Hause. Der Rest drückt einem anderen Klub die Daumen und wünscht den Großkopferten aus München Pest, Cholera und Kreuzbandrisse an den Hals. Elf Jahre in Folge holte der FCB den Titel. In dieser Saison ist die deutsche Fußball-Welt aus den Fugen geraten. Weil: Im Vergleich mit den Bayern-Auftritten in der Liga gilt ein Hühnerhaufen als geschlossene Formation.
Ballack, Seehofer und Wullf: 2012 war die Welt noch eine andere
Nicht die Bayern, sondern Bayer schnappt sich die Meisterschale. Riesig war der Vorsprung der Leverkusener. Und die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso verwandelte den ersten Matchball am 29. Spieltag gegen Bremen. Deutschland ohne den FC Bayern als Meister war: un-denk-bar. Zuletzt gingen die Münchner im Jahr 2012 leer aus. Damals feierte Dortmund den Titelgewinn. Leverkusen belegte mit Michael Ballack den fünften Rang.
Das und vieles mehr war anders, als der FC Bayern zuletzt nicht Meister wurde. 2012 kam der bayerische Ministerpräsident aus Ingolstadt und hieß Horst Seehofer. Christian Wulff trat als Bundespräsident zurück, Joachim Gauck wurde sein Nachfolger. Vor zwölf Jahren war Benedikt XVI. noch Papst, Markus Lanz übernahm den TV-Klassiker „Wetten, dass…?“ und die Deutschen mussten bei einem Arztbesuch Praxisgebühr bezahlen. Ach, vielleicht gar nicht so schlecht, dass die Zeit wie im Flug vergeht.