Hinter der Bundesliga liegt ein aufregender Spieltag: Sieben Tore gab es alleine beim 4:3-Sieg von Werder Bremen bei der TSG Hoffenheim, weitere sechs Treffer bekamen die Zuschauer beim 2:4 von Holstein Kiel gegen Eintracht Frankfurt zu sehen. Damit fielen an den bisher fünf Spieltagen dieser Saison schon 161 Tore. Das entspricht einer Quote von durchschnittlich 3,578 Treffern pro Spiel. Ein Wert, angesichts dessen sogar ein Rekord wackelt: In der bisher torreichsten Bundesligasaison 1983/84 fielen in 306 Spielen insgesamt 1097 Treffer, was einem Durchschnitt von 3,585 Toren pro Spiel entspricht. Damals wurde ein gewisser Karl-Heinz Rummenigge Torschützenkönig, mit einer Ausbeute von 26 Treffern. Dahinter folgten die Herren Klaus Allofs (20 Tore), Frank Mill (19), Rudi Völler, Christian Schreier (18) und Pierre Littbarski (17).
Es sind illustre Namen, die für diese Bestmarke verantwortlich sind. Ihre Nachfolger schicken sich aber im Herbst 2024 an, an der 31 Jahre alten Bestmarke gehörig zu kratzen. Natürlich gibt es den obligatorischen Harry Kane, der nach 30 Treffern in der Vorsaison auch jetzt schon wieder fünf Tore nach ebenso vielen Spieltagen auf dem Konto hat. Der Engländer ist aber nicht der einzige Torjäger der Spitzenklasse, den die Bundesliga derzeit zu bieten hat. An der Spitze der Torjägerliste steht seit seinem Doppelpack gegen Holstein Kiel der Ägypter Omar Marmoush mit sechs Treffern. Der 25-Jährige ist bei Eintracht Frankfurt in der Form seines Lebens und gab beim 4:2-Sieg auch noch die Vorlagen zu den anderen beiden Treffern. Blumen gab es selbst vom gegnerischen Trainer Marcel Rapp, der über den Ägypter sagte: „Er ist ein sehr guter Spieler. Er spielt jetzt bei Eintracht Frankfurt. Aber er wird wahrscheinlich mal in einem ganz anderen Verein spielen.“
Torfestival in der Bundesliga: Marmoush und Kane glänzen
Aber auch danach kommen viele weitere Topstürmer: Die beiden Stuttgarter Ermedin Demirovic und Deniz Undav haben ebenfalls schon vier Treffer auf dem Konto, ebenso wie der Leverkusener Superstar Florian Wirtz und der Hoffenheimer Torschütze vom Dienst, Andrej Kramaric. Sogar ein Kieler hat schon vierfach getroffen: Der Japaner Shuto Machino überrascht etwas in dieser Aufstellung, schnürte gegen Frankfurt einen Doppelpack. Zugleich ist Machino der Beleg für einen weiteren Grund für die Torflut: Auch Kellerkinder haben das offensive Spiel für sich entdeckt. Kiel, das in der vergangenen Zweitligasaison sein Heil über die Angriffssreihe suchte und damit Erfolg hatte, bleibt seinem Stil auch nach dem Aufstieg treu. Sieben Treffer haben die Störche schon auf dem Konto, was für einen Neuling eine respektable Quote ist. Allerdings sorgt auch das Kieler Defensivverhalten dafür, dass zuverlässig Tore fallen: Mit 17 Gegentoren stellt der nördlichste Bundesligist die schlechteste Abwehr der Liga. In jeder Partie gab es bislang mindestens zwei Treffer in den eigenen Kasten, am meisten beim 1:6 gegen die Bayern.
Dass man aber auch als Außenseiter mit einer mutigen Herangehensweise Erfolg haben kann, zeigte in der vergangenen Saison der 1. FC Heidenheim. Mit einer Bilanz von 50:55 Toren und 42 Punkten ging es am Ende sogar auf Platz sieben und damit in die Conference League. Ein weiterer Effekt davon: Mit Jan-Niklas Beste, Eren Dinkci und Tim Kleindienst schnappte sich die Konkurrenz die besten Angreifer des FCH. Zugleich ist das Heidenheimer Beispiel durchaus sinnbildlich für die gesamte Bundesliga: Die Zeiten, in denen die Mehrzahl der Mannschaften auf eine kompakte Defensive mit schnellem Umschaltspiel setzte, scheinen vorerst vorbei zu sein.
Noch vor zwei Jahren reichten 16 Treffer für die Torjägerkanone - diese Zeiten sind vorbei
Aber auch die offensive Spielweise fördert keine Tore zutage, wenn die individuelle Qualität der Spieler nicht vorhanden ist. Nach dem Abschied von Robert Lewandowski nach der Saison 2021/22 schien sich kurzzeitig eine Lücke aufzutun. In der Saison 2022/23 genügten Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku jeweils 16 Treffer, um sich den Titel des Torschützenkönigs zu holen. Schon eine Saison später sah das anders aus - und das lag nicht nur an der Verpflichtung von Harry Kane. Ein Blick auf den Wettbewerb „Goldener Schuh“, mit dem Europas beste Torjäger gekürt werden, zeigt: Die Knipser sind in der Bundesliga zu Hause. In der Vorsaison belegten Harry Kane, Serhou Guirassy und Lois Openda die Plätze 1, 2 und 5. Alle drei Spieler sind auch in der neuen Saison für einen Bundesligisten aktiv. Zudem sind Guirassy und Openda schlecht in die Saison gestartet. Bei beiden ist der Knoten am Wochenende geplatzt. Es ist nicht die schlechteste Voraussetzung fürs Knacken des Torrekords.
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