Hertha BSC vertraut in allerhöchster Not wieder auf den bewährten Retter Pal Dardai. Der verzweifelte Tabellenletzte der Fußball-Bundesliga trennte sich am Sonntag vom glücklosen Cheftrainer Sandro Schwarz und setzt bei seinem bisher erfolglosen neuen Berliner Weg angeblich auf die ungarische Vereinsikone. Schon am Montag soll Dardai die Mannschaft erstmals wieder trainieren.
Das berichteten am Sonntag zuerst übereinstimmend der Kicker, Sport1, Bild und der Sender Sky. Dann folgte auch die Bestätigung des Vereins, der sich seit der 2:5-Schmach beim FC Schalke 04 am Freitagabend und dem Abrutschen ans Tabellenende mit öffentlichen Äußerungen zurückhielt. Die Niederlage auf Schalke war die elfte Auswärtspartie in Serie ohne Erfolgserlebnis und das insgesamt sechste Bundesligaspiel nacheinander ohne Sieg. Zuletzt gab es unter Schwarz Ende Februar beim 2:0 über den FC Augsburg drei Punkte für Hertha BSC.
Den letzten Sieg holte Schwarz mit Hertha gegen Augsburg
"Natürlich ist es auch ein Stück weit so, dass der Trainer die ärmste Sau in dem Augenblick ist, wenn man das Defensiverhalten sieht", hatte Hertha-Sportdirektor Benjamin Weber nach der desaströsen Leistung auf Schalke und der 16. Saisonniederlage gesagt und von einem richtigen "Schlag in die Fresse" gesprochen. Ein "Weiter so" sei ausgeschlossen.
Tags darauf deutete sich das Ende noch mehr an: Schwarz hatte noch während des Auslaufens der Mannschaft das Vereinsgelände verlassen. Noch vor der Heimreise aus Gelsenkirchen hatte sich Schwarz auch realistisch gezeigt und gewusst, dass sein Job mehr als auf dem Spiel steht.
Der 44-Jährige hatte den Risiko-Posten beim Dauer-Krisenclub aus der Hauptstadt erst im Sommer vergangenen Jahres übernommen. Eingestellt hatte ihn Fredi Bobic, der seinerseits Anfang des Jahres inklusive schlagzeilenträchtigem Nachspiel den Verein hatte verlassen müssen. Nach dem ebenfalls geräuschvollen Aus von Investor Lars Windhorst kommt der finanziell angeschlagene und sportlich taumelnde Verein einfach nicht zur Ruhe.
Pal Dardai war bereits zwei Mal Hertha-Trainer
Für den Klassenverbleib soll bis zum letzten Spieltag dieser Saison oder sogar in einer möglichen Relegation Herzens-Herthaner Dardai sorgen, der von Bobic im November 2021 freigestellt worden war. Zuvor hatte der 47 Jahre alte Ungar, der stets unerschütterlich wirkt, die Hertha noch vor dem Abstieg gerettet.
Das soll er nun auch bei seinem dritten Engagement als Chefcoach schaffen. Mit Dardai an der Seitenlinie setzt Herthas Präsident Kay Bernstein zumindest den so oft proklamierten Berliner Weg fort. Zuvor war schon Weber, einst langjähriger Leiter unter anderem der Fußball-Akademie, als Sportdirektor installiert worden. Für Hertha ist es vermutlich die bestmögliche Alternative. Auch, weil das Geld beim Club trotz der neuen Investoren von 777 nicht gerade üppig vorhanden ist.
Den Kontakt zu seiner Hertha hatte Dardai nach seiner zweiten Amtszeit nicht verloren und nach Bobics Aus sogar wieder häufiger bei Heimspielen auf der Tribüne gesessen. Er kennt also die Mannschaft, er kennt die prekäre Ausgangslage: 22 Punkte hat die Hertha, ist Tabellenletzter. Mit Werder Bremen (32 Punkte) am kommenden Samstag, aber vor allem mit dem VfB Stuttgart (24) und dem VfL Bochum (26) treten noch drei mehr oder weniger abstiegsbedrohte Mannschaften im Olympiastadion an. (dpa)