Den Blick an diesen mächtigen Themen vorbeizulenken, kann kaum gelingen. Wie denn auch die Augen von den Bayern lassen? Die auf so eindrucksvolle Weise das Publikum unterhalten. Eine derart öffentliche Suche nach einer Führungspersönlichkeit gibt es bislang nur im Politikbetrieb und in der leichten Unterhaltung. Möglicherweise könnten sich die Münchner noch weitere Anleihen dort nehmen. Ein Aufeinandertreffen möglicher Trainerkandidaten im Fernsehen würde die Nation genauso interessieren wie ein TV-Duell der Kanzlerkandidaten. Gerne moderiert von Peter Kloeppel. Oder aber ein Ausscheidungswettkampf wie bei Dieter Bohlen, bei dem sich Hansi Flick vom Jury-Vorsitzenden Mario Basler sagen lassen muss, dass sich die einzig sinnvolle Dreierreihe aus Kippen, Alk und Party zusammensetzt.
Die Bayern dominieren das fußballerische Nachrichtengeschehen. Dazu noch ein wenig die so wundervoll aufspielenden Leverkusener und die wundersamen Dortmunder, die recht unerwartet die Chance haben, ins Finale der Champions League einzuziehen. Auf der anderen Seite der Tabelle berühren die Kölner ihre emotional sowieso labile Anhängerschaft mal wieder über das gesunde Maß hinaus.
Bremen gegen Gladbach: Auf einmal trifft Nick Woltemade
Meisterschaft, Abstieg, Bayern. Da bleibt wenig Platz für anderes. Der schöne Mischwald, kaum zu sehen wegen all der mächtigen Eichen. Bremer und Gladbacher fügten dem Buch von den Geschichten, die nur der Fußball schreibt, gerade wieder ein neues Kapitel zu. Wobei ähnliche Geschichten natürlich auch der Handball schreibt. Oder das Kinderbodenturnen. Nick Woltemade nun also lief gegen Gladbach zum 28. Mal in dieser Saison für Werder auf. Bisherige Ausbeute: null Tore. Eher mäßig für einen Stürmer. Vor der Partie am Samstag setzte er seinen Verein in Kenntnis, dass er nach dieser Saison den Klub wechseln werde. Prompt traf er nun doppelt gegen die Borussia.
Dass es nicht zu einem Sieg reichte, lag an Florian Neuhaus. Der Gladbacher liegt seit einigen Wochen im Clinch mit seinem Trainer Gerardo Seoane, versauerte in den vergangenen drei Partien auf der Ersatzbank. Gegen Bremen sollte er in den letzten 20 Minuten der Partie seiner wegen Woltemade zurückliegenden Mannschaft irgendwie einen Punkt retten. Das tat er sogar, indem er in der Nachspielzeit einen Elfmeter ins Tor trat. War dann aber auch wieder nicht recht, weil er gar nicht als Schütze vorgesehen war. "Positiv für Flo, dass er getroffen hat. Wenn nicht, wäre ungemütlich für ihn geworden", sagte hernach Seoane. Der Fußball und seine Geschichten, das ist schon so eine Geschichte. Auch jenseits von Meisterschaft, Bayern, Abstieg.