Zwei Unentschieden, drei Niederlagen: Der SC Freiburg hat in den letzten fünf Spielen der vergangenen Saison die eingeplante neuerliche Teilnahme am europäischen Fußballgeschäft in den Sand gesetzt. Zudem ging auch noch Trainer-Legende Christian Streich von Bord.
Mit Julian Schuster hat beim Sport-Club ein Mann aus den eigenen Reihen das Vertrauen bekommen. Kann das gutgehen? Sportvorstand Jochen Saier hat zugegeben, dass man sich für die Neubesetzung der Trainerstelle auch mit Lösungen von außerhalb auseinandergesetzt habe. Am Ende wurde es die interne Lösung Julian Schuster. Der hat jahrelang unter Streich gekickt und war als dessen Kapitän der verlängerte Trainerarm. Seit Dezember 2023 ist der 39-Jährige in Besitz der höchsten Trainerlizenz. Pikant: Gleich neun Spieler kennt Schuster noch als kickende Nebenmänner. Eine Gefahrenquelle? Von wegen, in Freiburg glaubt man, das erleichtere Schuster den Start.
Was sagt Julian Schuster zu seiner Aufgabe? Der Mann nach Christian Streich – das wäre doch für jeden Trainer keine einfache Aufgabe gewesen. Schuster ist entspannt, schenkt dem Vergleich mit den großen Fußstapfen des Vorgängers ein mildes Lächeln. Erstens traue er sich den Job zu. Zweitens werde er von einem kompetenten Trainerteam unterstützt. Und drittens, als müsse er vereinzelte Skeptiker beruhigen, „steckt in mir jede Menge vom Christian“. Der Auftakt mit Spielen gegen Vizemeister Stuttgart und beim Tabellendritten Bayern München sei zwar knackig, „aber wir freuen uns da alle drauf“.
Wie haben Schusters frühere Spieler-Spezis die ersten Wochen seiner Trainerarbeit empfunden? Rundum angenehm. „Man spürt, dass neue Energie da ist“, sagt Matthias Ginter. „Es ist spannend, fordernd, positiv“, meint Vincenzo Grifo. Im österreichischen Schruns, wo der SC Freiburg zum 18. Mal sein Sommer-Trainingslager gestaltete, wurden verschiedene Abwehrformationen, vor allem aber Torabschlüsse geübt. Wenn man zuletzt eine halbwegs vernünftige Chancenverwertung gehabt hätte, wäre das Ticket für Europas Fußballbühne schon vor den verflixten fünf letzten Spielen gesichert gewesen. Die Freiburger wollen viel Ballbesitz haben, Torchancen kreieren und diese zur Abwechslung auch mal – es lebe der Fußballjargon – in Buden oder Kisten ummünzen, indem sie einnetzen.
Bislang wurden nur Patrick Osterhage und Eren Dinkci als Neuzugänge vorgestellt. Genügt das? Neu-Trainer Schuster ist mit seinem Kader zufrieden. Nur für den Fall, dass es noch Abgänge geben sollte, habe er „im Hinterkopf einige Ideen“. Als mögliche Abspringer gelten Angreifer Roland Sallai und Verteidiger Kiliann Sildillia. Bis zum Transferschluss am 2. September bleibt Ungewissheit. Der clevere Defensivspieler Osterhage und Offensivflitzer Dinkci, in der abgelaufenen Spielzeit schnellster Bundesligaakteur, haben bereits einen guten Eindruck hinterlassen. Zudem hat sich Ball-Liebhaber Florent Muslija, im Januar aus Paderborn gekommen, der Startelf genähert. Und selbst ein Flop greift wieder an: Stürmer Junior Adamu, vor Jahresfrist verletzt in Freiburg angekommen und danach auch gesund nur Lückenfüller, bekommt vom neuen Trainer eine zweite Chance. Sogleich hat der Österreicher in Testspielen Tore erzielt. Bliebe noch ein Jungspund zu erwähnen, der den Zuschauern im Trainingslager mehrmals ein Raunen entlockte: Johan Manzambi, geboren in Genf, 18 Jahre alt, zentraler Mittelfeldspieler. „Der wird bald spielen“, orakeln Freiburger Journalisten. Wenn dem so sein soll, hat der Trainer Schuster sogar fünf Neue am Start.
Und das Saisonziel? So viel Christian hat der Julian auf jeden Fall in sich: „Wir wollen Bestandteil dieser Liga bleiben“, sagt Schuster. Klassenerhalt also. Alles Weitere wäre willkommene Zugabe, gerne schon vor den letzten fünf Saisonspielen.
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