Der Zorn von Dino Toppmöller ist verständlich. Im Anschluss an das Spiel gegen den FC Augsburg ärgerte sich der Frankfurter Trainer, dass er sich „mehr Fingerspitzengefühl“ von Schiedsrichter Bastian Dankert gewünscht hätte. Wann immer der Ruf nach zusätzlicher Sensibilität erfolgt, ist die Lage verzwickt. Weil: Graubereich. Mindestens zwei Entscheidungen wären möglich gewesen. Im Fall der Frankfurter Eintracht hatte sich Verteidiger Niels Nkounkou beim Unparteiischen vehement für die Belange seiner Mannschaft eingesetzt. Zu vehement für Dankert, der ihm die Gelbe Karte zeigte. Allerdings ging es diesmal nicht um einen nicht gegebenen Eckball oder einen falschen Einwurf. Nkounkou machte den Schiedsrichter intensiv darauf aufmerksam, dass Hugo Ekitike unglücklich auf dem Kopf gelandet war und benommen auf dem Rasen lag.
Ekitike konnte später weiterspielen und erzielte sogar noch ein Tor. Ähnliches gelang im selben Spiel dem Augsburger Phillip Tietz, der nach einem Zusammenstoß mit einem Turban spielte und zum zwischenzeitigen 1:1 traf. „Es ist ein bisschen Blut geflossen, weiter nichts Dramatisches“, gab sich der Angreifer nach der Partie gelassen. Blut, Schweiß, Schmerzen - Leistungssport hat immer auch etwas mit Leiden zu tun. Manchmal gehen die Schmerzen über die Grenzen gedeihlicher Gesundheit hinaus. Das dürfen sie auch.
Hugo Ekitike bleibt gegen den FC Augsburg benommen liegen: Bei Kopfverletzungen muss unterbrochen werden
Kopfverletzungen bilden allerdings aus gutem Grund eine Ausnahme. Die Spätfolgen können sich brutal auf die Lebensqualität auswirken. Eine sofortige Behandlung ist zwingend notwendig. Schiedsrichter sind keine Mediziner, die schnell die Schwere einer Verletzung beurteilen können, auch deswegen sind sie dazu angehalten, das Spiel zu bei Kopftreffern zu unterbrechen. Vergangene Woche war Sven Jablonski dieser Aufgabe nicht nachgekommen, als Niklas Süle von einem Freistoß am Schädel getroffen wurde.
Allerdings machen es die Spieler den Schiedsrichtern auch maximal schwer. Schon bei minimalen Kontakten (oder auch gar keiner Berührung) krümmen sie sich auf dem Boden, als hätten sie eine Hand an der Starkstromleitung. Bleibt der Pfiff des Schiedsrichters trotz beeindruckender schauspielerischer Leistung aus, galoppieren sie flott wieder über das Feld. Lazarus für Arme. Toppmöller hat recht: Dankert hätte früher unterbrechen sollen. Zielführend wäre es allerdings auch, wenn die Trainer ihre Spieler davon überzeugen könnten, Abstand zu nehmen von den darstellerischen Künsten. Das würde es den Schiedsrichtern leichter machen.
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