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Bundesliga im Dilemma: Werbetouren und ihre Schattenseiten

Kommentar

Der deutsche Spitzenfußball steckt in einem Dilemma

Johannes Graf
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    Auf Werbetour für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) war der FC Augsburg in Südafrika.
    Auf Werbetour für die Deutsche Fußball-Liga (DFL) war der FC Augsburg in Südafrika. Foto: Johannes Graf

    Der FC Augsburg hat geliefert. So lässt sich aus Sicht der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Reise des Klubs nach Südafrika beschreiben. Eindrückliche Bilder lieferte in diesem Sommer nicht nur der Erstligist aus Bayerisch-Schwaben. Bayern München, Borussia Dortmund, VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt und RB Leipzig: Ob Asien, USA oder eben Afrika – allesamt waren sie im Auftrag des deutschen Vereinsfußballs unterwegs. Das Ziel: neue Märkte erschließen und internationale Einnahmen erhöhen. Nur so, mit strapaziösen Trips, die sportlich fragwürdig erscheinen, bleibt die Bundesliga im Vergleich mit Spanien, Italien oder England konkurrenzfähig. Das versichern zumindest Macher und Entscheider.

    Mancher wundert sich. Schließlich standen unlängst Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen vor Triumphen in der Champions sowie Europa League, Bayern München scheiterte knapp im Halbfinale der Königsklasse, acht Klubs werden am Europapokal teilnehmen. Und nicht zu vergessen: Die deutsche Nationalmannschaft begeisterte im EM-Viertelfinale gegen den späteren Europameister Spanien. Die DFL sieht darin Momentaufnahmen, mehr Ausnahme denn Regel. Bestätigt durch die jüngere Vergangenheit. Fußball made in Germany international hatte nur mehr eine untergeordnete Rolle eingenommen. Die Frage nach dauerhaftem Erfolg auf internationaler Bühne beantwortet die DFL einfach: mit mehr Geld.

    Vor allem die englische Premier League, aber auch La Liga in Spanien und die Serie A in Italien sind der Bundesliga voraus

    Fakt ist: Der Ligaverband hinkt in der Auslandsvermarktung hinterher. Vor allem die englische Premier League, aber auch La Liga in Spanien und die Serie A in Italien sind der Bundesliga voraus. Die DFL ist unter Druck. Erst recht, seitdem im Februar der Investorendeal geplatzt ist. Nach wochenlangen Protesten, die sich unter anderem in Form fliegender Tennisbälle zeigten, knickte die DFL ein. Für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen wollte sie von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren. Mit dem Geld wollte die Dachorganisation unter anderem ihre Auslandsvermarktung vorantreiben und neue Märkte erschließen. In einem Investor sah die DFL eine Chance, sportlich und finanziell zumindest ansatzweise mitzuhalten. 

    Dem gegenüber stehen in der jüngeren Vergangenheit spannende Bundesliga-Spielzeiten. Dass sich Klubs bis zum letzten Spieltag streiten, wer absteigen muss und wer im Europapokal vertreten ist, ist gängige Praxis. Hinzu gesellen sich packende Kämpfe um die Meisterschale, aus denen Bayern München nicht mehr zwingend als Sieger hervorgeht. Diese Spannung geht zulasten internationaler Konkurrenzfähigkeit. Längst spielen die Superstars der Branche in Madrid, Barcelona, Paris oder der Premier League. Dieser Trend wird sich weiter verstärken, weil in England mithilfe der TV-Vermarktung und milliardenschwerer Klubbesitzer aberwitzige Summen für kickendes Personal ausgegeben werden. 

    Doch löst mehr Geld wirklich die Probleme des deutschen Fußballs? Würden zusätzliche Millionen nicht wieder nur die Gehälter erhöhen? Die Attraktivität der Bundesliga ergibt sich daraus, dass sie teils wie ein Gegenentwurf wirkt. Dank 50+1-Regel haben Fans ein Mitspracherecht und können demokratisch einwirken. Die Stadien sind voll, weil Tickets weiterhin erschwinglich sind. Erfolge misst die Anhängerschaft nicht nur in Ergebnissen, sondern vor allem in Erlebnissen. Fußball fördert Zusammenhalt und Gemeinschaft. Schaffen mehr Talente aus deutschen Akademien den Sprung in den Spitzenfußball, profitieren alle davon. Langfristig wäre das mehr wert als ein Champions-League-Titel des FC Bayern.

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