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Bundesliga-Clubs überdenken X-Nutzung: Musk sorgt für Unruhe

Social-Media-Plattform

Die Bundesliga hat wegen Elon Musk nur noch wenig Lust auf X

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    Mein Freund, der Tech-Milliardär: Die Unterstützung Elon Musks für Donald Trump nehmen einige Fußball-Vereine als Anlass, sich vom Nachrichtendienst X abzumelden.
    Mein Freund, der Tech-Milliardär: Die Unterstützung Elon Musks für Donald Trump nehmen einige Fußball-Vereine als Anlass, sich vom Nachrichtendienst X abzumelden. Foto: Alex Brandon, AP/dpa

    Der VfB Stuttgart hat noch nicht genug von X. Auf der Social-Media-Plattform, die lange unter Twitter bekannt war, waren am Dienstag Bilder vom Abflug der Mannschaft nach Belgrad zu sehen, wo am Mittwoch das Champions-League-Spiel stattfindet. Die Bilder von VfB-Spielern, die ein Victory-Zeichen in die Kamera recken, sind mit „ready for takeoff“ betitelt. Zu Deutsch: „Bereit für den Abflug.“ Das gilt bedingt auch für die Medien-Präsenz des Vizemeisters auf der Plattform, die dem umstrittenen Tech-Milliardär Elon Musk gehört. Dieser nutzte den Kurznachrichtendienst zuletzt, um im US-Wahlkampf Stimmung für Donald Trump zu machen und fragwürdige Inhalte zu verbreiten. Abmelden wollen sich die Stuttgarter (noch) nicht, doch der Klub sehe „mit großer Sorge eine offensichtliche Veränderung, indem der Inhaber Elon Musk über Beiträge und Eingriffe den Algorithmus erkennbar zugunsten seiner Ansichten und politischen Überzeugungen beeinflusst. Gerade der politische Diskurs in seiner Breite ist auf X immer mehr gefährdet.“

    Andere Vereine und Verbände haben schon Konsequenzen gezogen. Als erster Fußball-Bundesligist meldete sich vor einigen Wochen der FC St. Pauli ab, kurz darauf folgte Werder Bremen. Auch Zweitligist Hansa Rostock postet auf X keine Inhalte mehr. Doch nicht nur der Profi-Fußball geht auf Distanz zu der Plattform: Der Deutsche Tischtennis-Verband lässt seinen Account stillschweigend ruhen. Der deutsche Volleyball-Verband teilte mit, X ebenfalls nicht mehr nutzen zu wollen. Die Plattform habe „an Relevanz verloren, insbesondere angesichts ihrer Entwicklungen in den letzten Monaten“, begründete der Verband diesen Schritt. Schon vor zwei Jahren hat der Deutsche Skiverband seine Aktionen eingestellt und begründete dies mit den „aktuellen Entwicklungen rund um den Nachrichtendienst“. Kurz zuvor hatte Musk mit einer von ihm geführten Investorengruppe Twitter für etwa 44 Milliarden US-Dollar aufgekauft.

    VfB Stuttgart: Sorge um Präsenz auf Elon Musks "X" Plattform

    Etwas deutlicher wurde der FC St. Pauli in seiner Stellungnahme. „Inhaber Elon Musk hat aus einem Debatten-Raum einen Hass-Verstärker gemacht, der auch den Bundestagswahlkampf beeinflussen kann“, schrieb der Kiezklub. Im nun anstehenden Wahlkampf in Deutschland sei davon auszugehen, dass via X „autoritäre, menschenfeindliche und rechtsradikale Inhalte gefördert und so öffentliche Diskurse manipuliert“ werden. Gelöscht werden soll der Account nicht, weil die dort geposteten Inhalte einen zeithistorischen Wert darstellten. Die 250.000 User, die den Hamburger Verein bislang auf X gefolgt waren, fordert St. Pauli auf, zur Konkurrenzplattform Bluesky zu wechseln.

    Gut möglich, dass in den kommenden Wochen noch weitere Vereine den X-odus beschreiten werden. Neben dem VfB brachten auch Meister Bayer Leverkusen und die beiden Zweitligisten Hamburger SV und 1. FC Kaiserslautern große Bedenken zum Ausdruck. Der FC Augsburg teilte auf Anfrage mit, dass man vorerst weiter bei X bleiben wolle. Die Veränderungen auf X in den vergangenen Jahren sehe der FCA zwar kritisch. Jedoch wurde über einen langen Zeitraum eine Community aufgebaut, für die die Plattform eine wichtige Informationsquelle ist. X werde von vielen Fans genutzt, vor allem auch außerhalb Deutschlands. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der 3,2 Millionen Follower hat, plant bislang noch keinen Abschied: „Für unsere Kommunikation mit unseren Fans ist X nach wie vor von Bedeutung.“

    Weltweit hat X 420 Millionen User

    X ist weiterhin der relevanteste Kurznachrichtendienst. Während es weltweit 420 Millionen X-User gibt, sind beim Start-up Bluesky derzeit rund 20 Millionen Accounts verzeichnet. Das sind zwar doppelt so viele wie noch im September, dennoch gilt die Frage: Meldet jemand wegen seines Lieblingsvereins wirklich einen neuen Account an? Gerade für Vereine, die nicht in der massenwirksamen Fußball-Branche unterwegs sind, ist das ein großes Abwägen. Die Augsburger Panther aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zum Beispiel nutzen X nicht nur, um Termine und Videos, sondern auch um einen Live-Ticker während des Spiels zu posten. Dennoch mache man sich auch hier Gedanken. Auf Anfrage teilte der Verein mit, dass man die Entwicklung aufmerksam beobachtet und durchaus mit dem Gedanken spiele, „eine Veränderung zu bewirken“.

    Ob sich ein Abschied von X für einen Klub aber wirklich bemerkbar macht - davon ist Prof. Dr. Michael Schaffrath von der TU München nur bedingt überzeugt. Der Kommunikationswissenschaftler sagt: „Wenn sich ein Verein oder Verband von X verabschiedet, glaube ich nicht, dass er damit wirklich etwas riskiert.“ Es gebe Alternativen, auf die die Fans dann zurückgreifen werden: „Wenn mein Lieblingsklub eine Plattform verlässt, suche ich mir als Fan eben ein anderes Forum, um mich zu informieren.“ Die Kritik an Musk kann Schaffrath nachvollziehen - dass der Milliardär vom Abschied prominenter User aus den USA oder Europa zum Umdenken gezwungen wird, schließt er aus: „Elon Musk wird seine Plattform weiter dafür nutzen, wofür er sie sich gekauft hat: als Spielzeug, mit dem er seine Ideologien, seine Einstellung und seine Botschaften verbreiten will. Es ist sein Privatunternehmen, mit dem er machen kann, was er will. Egal, ob wir das nun hierzulande gut finden oder nicht.“

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