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Bundesliga: Borussia Mönchengladbach: Hoffnung als Vereinsprinzip

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Borussia Mönchengladbach: Hoffnung als Vereinsprinzip

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    Gerardo Seoane ist weiter Trainer der Gladbacher. Experten und Fans hatten mit einer anderen Lösung gerechnet.
    Gerardo Seoane ist weiter Trainer der Gladbacher. Experten und Fans hatten mit einer anderen Lösung gerechnet. Foto: Tom Weller, dpa

    Vierter Platz, 65 Punkte, 66:40 Tore. Mit Trainer Marco Rose qualifizierte sich Borussia Mönchengladbach in der Saison 2019/20 für die Champions League, seitdem ging es stetig bergab. In der vergangenen Saison schrammten die „Fohlen“ mit einem Punkt Vorsprung sogar nur haarscharf an den Relegationsspielen gegen Fortuna Düsseldorf vorbei. Ein Punkt, der skurriler Weise beim 0:0 in Leverkusen geholt wurde. Es war die einzige Bundesliga-Partie, in der der Deutsche Meister keinen Treffer erzielte und das ausgerechnet gegen die drittschlechteste Defensive der Spielklasse. Abstruser hätte der Gladbacher Klassenerhalt kaum daherkommen können.

    Warum ist die Borussia so böse ins Trudeln geraten? Am Angriff lag es nicht, 56 Treffer bedeuteten die siebtbeste Offensive der Liga. Die Zugänge Robin Hack (zehn Treffer, zwei Tor-Vorlagen) und Franck Honorat (3/11) erwiesen sich als prima Verpflichtungen, doch mit diesen Fakten sind die positiven Punkte dann auch schon abgehakt. Die Defensive bekam auch Gerardo Seoane als vierter Trainer in den vergangenen fünf Jahren nicht dicht - im Gegenteil. Nach Marco Rose (56 Gegentreffer), Adi Hütter (61) sowie Daniel Farke (55) wurden es unter Seoane deren 67 - nur Bochum und Darmstadt kassierten mehr. Hinzu kam eine unerklärliche Passivität nach Führungen. In 20 der 34 Spiele lag die Borussia vorne, es nsprangen jedoch lediglich sieben Siege heraus. Mit anderen Worten: Gladbach verspielte satte 31 Zähler, seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung zur Saison 1995/96 übertrafen dies nur Schalke (1999/00, 34) und Hoffenheim (2010/11, 32).


    Wie lange haben die Verantwortlichen Geduld mit Trainer Gerardo Seoane? Eigentlich hatten viele Experten die Trennung von Seoane erwartet. Doch die Blöße, zum vierten Mal in Folge mit einem neuen Trainer in die Saison zu starten, wollte sich der Verein nicht geben. Zumal der 45-Jährige in der Endphase der vergangenen Saison den Spielern die biedersten handwerklichen Mittel an die Hand geben konnte, um den GAU abzuwenden. Jetzt aber muss Seoane eine schnelle Schubumkehr gelingen. Denn nach Rose (49 Punkte), Hütter (45) und Farke (43) fiel die Ausbeute unter dem Schweizer mit 34 Zählern auf den viertschlechtesten Wert seit 28 Jahren. Nun muss Seoane zeigen, dass er Mittel und Wege kennt, um zumindest eine sorgenfreie Saison im Tabellen-Nirvana absolvieren zu können. Ansonsten droht dem Luzerner ähnlich wie vor zwei Jahren in Leverkusen schon im Herbst das Aus.

    Reichen die bisherigen Zugänge für eine Verbesserung? Jein. In Kevin Stöger, Tim Kleindienst und Philip Sander konnte der oft zu Unrecht gescholtene Sport-Geschäftsführer Roland Virkus drei für die Borussia des Jahres 2024 starke Transfers tätigen. Kleindienst und besonders Stöger haben in Heidenheim bzw. Bochum nicht nur Treffer erzielt und weitere vorbereitet, sondern sich überdies als Führungspersönlichkeiten präsentiert. Hier plagte Gladbach nach den Abgängen von Stindl, Hofmann und Bensebaini ein Vakuum auf dem Platz wie in der Kabine. Doch stopfen beide natürlich nicht die Löcher in der Defensive, dort benötigen die „Fohlen“ dringend neues Personal. Schließlich wird Elvedi nie ein Lautsprecher sein, Friedrich kein Rennpferd mehr werden und gilt die Position des linken Verteidigers eh als größte Baustelle im Kader.

    Wo lauern eventuelle „Nebenkriegsschauplätze“? Natürlich muss der Trainer die Entscheidungshoheit besitzen, doch mit einigen Akteuren droht durchaus Zoff. So musste Torhüter Moritz Nicolas trotz nahezu konstant guter Leistungen seinen Platz zwischen den Pfosten sofort räumen, als Stammkeeper Jonas Omlin qua Kapitäns-Status nach 213 Tagen verletzungsbedingtem Ausfall wieder einsatzfähig war. Christoph Kramer spielt für Seoane nicht ganz nachvollziehbar überhaupt keine Rolle mehr, dem Weltmeister wird eine Vertragsauflösung nahegelegt. Florian Neuhaus wiederum muss sich sicher steigern, Seoane für den im Vorjahr zum Ankerspieler erklärten Mittelfeldakteur allerdings auch eine Rolle finden.

    Wie lautet das Saison-Ziel? Besser als Platz 14 ist ein Muss. Wie weit es nach oben gehen könnte, lässt sich seriös erst beurteilen, wenn der Kader nach Transferschluss am 1. September endgültig steht. Früher wurde Sportdirektor Max Eberl als Tiefstapler kritisiert, weil er das Erreichen eines einstelligen Tabellenplatzes als erfolgreiche Saison bezeichnet hat - nun würden die Fans Rang neun wohl sofort unterschreiben. Vor allem aber wollen sie endlich wieder Fußball mit Herz und Leidenschaft sehen und kein pomadiges Gekicke.

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