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Boxen: Tina Rupprecht bekommt eine historische Chance

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Tina Rupprecht bekommt eine historische Chance

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    Profi-Boxerin Tina Rupprecht (vorn, 2. von rechts) bekam es im Trainingslager mit der usbekischen Frauen-Nationalmannschaft zu tun
    Profi-Boxerin Tina Rupprecht (vorn, 2. von rechts) bekam es im Trainingslager mit der usbekischen Frauen-Nationalmannschaft zu tun Foto: Alexander Haan

    Bis nach Usbekistan ist Tina Rupprecht ins Trainingslager gereist, um topfit in den Kampf gegen die Japanerin Eri Matsuda zu gehen. Auf die trifft die 32-jährige Boxerin aus Augsburg am Samstag, es geht um viel. Die Weltmeistertitel im Atomgewicht von drei der vier großen Weltverbände sind zu vergeben. Den der WBC bringt Rupprecht ein, die von WBO und WBA sind im Besitz von Matsuda. Und als Sahnehäubchen geht es auch noch um den prestigeträchtigen Ring-Magazine-Gürtel. Der wird seit 1922 nur dann vergeben, wenn auch aus Sicht der Fach-Journalisten die beiden besten Boxerinnen oder Boxer der Welt gegeneinander antreten. Bislang hat es nur ein deutscher Boxer geschafft, diesen Gürtel zu gewinnen: Max Schmeling im Jahr 1930.

    Die Bühne ist kleiner, die Anzahl der Gürtel dafür größer

    Rupprecht, Kampfname Tiny Tina, sitzt Anfang der Woche noch ganz entspannt in den Räumlichkeiten des BC Haan, wo sie trainiert und mit Cheftrainer Alexander Haan auch dieses Mal einen Großteil der Vorbereitung absolviert hat. Einer ihrer wichtigsten, vielleicht sogar der wichtigste Kampf sei das am kommenden Samstagabend, sagt sie. Klar, das Duell mit der US-Amerikanerin Seniesa Estrada vor eineinhalb Jahren fand auf einer größeren Bühne statt. Im kalifornischen Fresno saßen 10.000 Zuschauer am Ring, als sich Rupprecht knapp nach Punkten geschlagen geben musste und den WBC-Titel im Strohgewicht verlor.

    Jetzt startet sie eine Gewichtsklasse tiefer im Atomgewicht (bis 46,3 Kilo), holte sich dort ebenfalls den WBC-Titel und will mehr. Dafür absolvierte sie zuletzt auch ein zehntägiges Trainingslager in der Nähe der usbekischen Hauptstadt Taschkent. Die Realschullehrerin spricht zwar ein bisschen Russisch, meistens musste aber ihr Trainer Haan, der aus Kasachstan stammt, auch als Übersetzer herhalten, „mit Englisch kommst du da nicht weit“. Trainiert wurde in zwei Turnhallen in einem kleinen Dorf, in dem es außer einem Hotel und ein paar Häusern nicht mehr viel gab. „Das war trotzdem alles super. Nur als ich gesagt habe, dass ich Vegetarierin bin, haben sie mich mit großen Augen angeschaut und gefragt, was ich denn dann essen würde.“ Die usbekische Küche ist sehr fleischlastig, das Nationalgericht Plow besteht aus Reis und Rindfleisch. Da Rupprecht aber ohnehin noch dreieinhalb Kilo abnehmen musste, um das Gewichtslimit zu erreichen, habe man auch diesbezüglich schnell zusammengefunden.

    Tina Rupprecht will drei Weltmeister-Gürtel auf einmal in ihren Besitz bringen.
    Tina Rupprecht will drei Weltmeister-Gürtel auf einmal in ihren Besitz bringen. Foto: Christian Kolbert

    Straffes Regiment im Box-Training

    Dafür herrschte im Training ein straffes Regiment. Rupprecht durfte an einem Vorbereitungslehrgang der Frauen-Nationalmannschaft auf die asiatischen Meisterschaften teilnehmen. Boxen ist in Usbekistan sehr populär. Usbekische Boxer gewannen bei den Olympischen Spielen in Paris fünf Goldmedaillen. „Du merkst sofort, dass die von klein auf für Olympia gedrillt werden. Für einen Olympiasieg gibt es da ein Haus und einen ordentlichen Geldbetrag.“ Vor dem Training stellten sich alle Boxerinnen an einer Linie auf, um der Ansprache des Nationaltrainers zu lauschen. Im Training werde dann konzentriert gearbeitet. „Keiner redet während ein Wort, es läuft keine Musik, nichts.“

    Sportlich soll sich das auch deshalb auszahlen, weil Rupprecht gleich mehrere Sparringspartnerinnen in ihrer Gewichtsklasse vor die Fäuste bekam. Noch dazu boxten diese ganz ähnlich wie die kommende Gegnerin. „Eri Matsuda ist technisch stark, sehr schnell, Rechtsauslegerin. Sie wird versuchen, lang zu boxen, mich wegzuhalten. Sie wird viel laufen.“ Im Prinzip sei ihr das egal, sagt Rupprecht, „aber natürlich haben wir uns auf sie eingestellt“.

    Zahlreiche Fans wollen Tiny Tina vor Ort unterstützen

    Das Duell der Augsburgerin mit der Frau aus der japanischen Hauptstadt Tokio wird im Olympiastützpunkt Heidelberg stattfinden. Rund 1000 Zuschauer werden in der Halle erwartet, darunter auch rund 100 Fans von Tiny Tina, die Rupprecht lautstark unterstützen wollen. Übertragen wird der Kampf im Livestream von BR, SWR, MDR und sportschau.de, Rupprecht wird gegen 22 Uhr in den Ring steigen. In einem der vorhergehenden Kämpfe tritt ebenfalls im Atomgewicht die IBF-Weltmeisterin Sumire Yamanaka (Japan) gegen Fabiana Bytyqi aus Tschechien an. Die Gewinnerin soll nächstes Jahr gegen die dreifache Weltmeisterin Rupprecht oder Matsuda kämpfen. Dann geht es um die Gürtel aller vier großen Weltverbände.

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