Tyron Zeuge war eines der großen Versprechen des deutschen Boxens. Am 5. November 2016 holte sich der damals 24-jährige Supermittelgewichtler mit einem Sieg gegen den Italiener Giovanni de Carolis den Weltmeistergürtel der WBA. Zeuge war damit nach dem legendären Graciano "Rocky" Rocchigiani der zweitjüngste deutsche Weltmeister im Profiboxen. Dem gebürtigen Berliner standen alle Türen offen. Dem WM-Titel folgten bis 2019 noch sieben Kämpfe, von denen Zeuge sechs gewann. Die einzige Niederlage seiner Profikarriere kassierte er gegen den Briten Rocky Fielding, der sich damit auch den WM-Gürtel holte.
Tyron Zeuge kam über seine Freundin wieder zurück zum Boxen
Dann wurde es still um Zeuge. Bis er jetzt in Augsburg wieder auftauchte. Der Liebe wegen hat es ihn aus Berlin in das vergleichsweise beschauliche Schwaben verschlagen. Zeuge ist mit Cheyenne Hanson liiert, die ebenfalls Profiboxerin ist und im Boxstall Haan trainiert. "Ich bin einfach mit Cheyenne ins Training gegangen. Wir haben zusammen trainiert. Die Lust aufs Boxen war vorher schon wieder so ein bisschen da, aber den entscheidenden Kick habe ich dadurch erst wieder bekommen", erzählt Zeuge. Am Samstag gibt er in Stuttgart sein Comeback. Im Rahmen des Kampfabends von Felix Sturm trifft er auf den Tschechen Michal Ryba.
Fast 30 Kilo nahm der Boxer zwischenzeitlich zu
Hinter Zeuge liegt ein steiniger Weg. Der Beginn der Corona-Pandemie durchkreuzte auch seine Pläne. In dem ganzen Durcheinander sei ihm die Lust aufs Boxen einfach verloren gegangen. "Ich habe das ja mein ganzes Leben lang gemacht. Und dann kam eben noch Corona dazu, der ganze Stress. Dann hast du auch keinen Bock mehr gehabt, dich zu bewegen." Zeuge trainierte gar nicht mehr und nahm fast 30 Kilo zu. "Ich esse gerne und trinke sehr gerne Bier. Und das passt leider nicht zu einem Sport, in dem man Gewichtsklassen einhalten muss. Ich war schon über 100 Kilo", erzählt er jetzt mit einem Schmunzeln.
Doch Zeuge hat sich wieder zurück gearbeitet in den Ring, trainierte täglich professionell. Einen festen Trainer hat er aber noch nicht, "momentan bin ich ein Selfmade-Boxer". Sein Comeback gibt er nun im Halbschwergewicht, wo das Limit bei 79,3 Kilo liegt. Für einen Schwergewichtler sei er mit 1,80 Meter Körpergröße leider zu klein, sagt der Neu-Augsburger bedauernd. "Das wäre dennoch ein Traum von mir, denn dann hätte ich das Thema mit dem Abnehmen nicht mehr."
Tyron Zeuge: "Ich will nochmal Weltmeister werden"
Doch auch in der neuen Gewichtsklasse sind die Ziele des mittlerweile 30-Jährigen unverändert: "Ich will nochmal Weltmeister werden. Sonst würde ich das alles nicht machen, diese Mühen und Qualen im Training. Das muss sich schon lohnen." Dem hat er alles untergeordnet. In den vergangenen Jahren habe er zwischenzeitlich als Türsteher in Berlin gearbeitet. "Das war quasi bezahltes Sparring", sagt er und lacht. Doch diese Zeiten sind vorbei. "Ich bin komplett aufs Training fokussiert. Anders geht es leider nicht. Ich will es nochmal nach ganz oben schaffen."